Die Begriffe sind vielfältig: Unkonventionelle medizinische Richtungen, Naturheilverfahren, Körpertherapieverfahren, Erfahrungsheilkunde, sanfte Medizin oder ganzheitliche Medizin werden als Synonym für die Alternativmedizin verwendet, die auch gerne als Komplementärmedizin bezeichnet wird. Für die Weltgesundheitsorganisation umfasst die Alternativmedizin „ein breites Spektrum von Heilmethoden, die nicht Teil der Tradition des jeweiligen Landes und nicht in das dominante Gesundheitssystem integriert sind“. Wobei aus dieser Definition auch gleich eines der zentralen Probleme der Alternativmedizin hervorgeht: das breite Spektrum. Es ist nahezu unmöglich geworden, sich im Dschungel der Alternativtherapien zurechtzufinden. Ebenso schwer ist es, an den richtigen Therapeuten zu geraten, der individuell passt, der aber auch über das nötige Fachwissen und Erfahrung verfügt. Eine weitere Herausforderung, der sich die Alternativmedizin zu stellen hat, sind die sich hartnäckig haltenden Meinungen (teils mit Studien belegt), dass die Wirksamkeit komplementärmedizinischer Verfahren nicht signifikant über den Placeboeffekt hinausgeht.
Der Mensch als Ganzes. Im Mittelpunkt alternativer Therapien steht der Mensch als leibliche, seelische und geistige Einheit. Sanfte Medikamente aus dem Reich der Tiere, Pflanzen, Metalle und Mineralien behandeln nicht die Symptome, sondern die Ursachen der Beschwerden. Wesentlich ist es, die Selbstheilungskräfte des Menschen zu wecken und zu stärken. Aus diesem Grund stellt sich bei den meisten Krankheits- und Beschwerdebildern erst gar nicht die Frage: „entweder Schulmedizin – oder Alternativmedizin?“ Oft können alternative Therapien einen wichtigen Beitrag zum schulmedizinisch begleiteten Heilungsprozess leisten. Doch einen alternativmedizinisch aufgeschlossenen Schulmediziner zu finden, ist oft nicht einfach. Dazu gesellen sich Heilpraktiker, die als erste Maßnahme zum Abbruch der schulmedizinischen Behandlung raten. In beiden Fällen ist der Patient gut beraten, Vorsicht walten zu lassen. Welches Heilverfahren gewählt wird, hängt vom Beschwerdebild ab und von dem, was der Patient will. Er ist es, der die Verantwortung für seinen Körper trägt.
Zusammenfügen, was zusammenpasst. Wenn der Körper oder der Geist mit Schmerzen, Unwohlsein oder Abgeschlagenheit signalisieren, dass etwas mit dem Gesamtsystem Mensch nicht in Ordnung ist, so ist dies ein Indikator für einen Arztbesuch. Dieser wird eine Diagnose stellen. Erst dann kann sich der Patient für einen Therapieweg entscheiden. Treten mehrere Krankheitsbilder gemeinsam auf, sind verschiedene Therapieansätze notwendig. Dazu ist es notwendig, dass ein Heilungsplan aufgesetzt und mit dem Patienten abgestimmt wird. Die meisten Therapien lassen sich gut miteinander kombinieren. Dies gilt vor allem für die Kombination verschiedener Alternativtherapien. Dennoch ist es nicht empfehlenswert, sich im großen Angebot der Behandlungsmethoden zu verlieren. Im Vordergrund stehen die Bedürfnisse und die Beschwerden des Patienten. Erst dann wird die Therapie gewählt.Einige Therapien erheben den Anspruch, für sich allein zu stehen. Ein Beispiel dafür ist die Homöopathie. Die feinstoffliche Wirkung homöopathischer Mittel könnte gestört werden, wenn andere Therapieformen dazu kombiniert werden.
Von der Geschichte zur Zukunft. Den Versuch, Krankheiten zu heilen, haben bereits die Menschenaffen unternommen. Der Mensch hat sich in der Tat schon früh mit den Themen Gesundheit, Krankheit, Heilung auseinandergesetzt. Am ursprünglichsten sind dabei alle Rituale, die von der Existenz von Geistern ausgehen. Schamanen und Medizinmänner traten mit den Geistern in Verbindung mit dem Ziel, die Krankheit zu beseitigen. Später übernahmen Priester die Bindegliedfunktion, diesmal zwischen Mensch und Gottheit. Die Götter sollten dafür sorgen, dass Krankheiten verhütet oder geheilt werden. Später beeinflussten auch die Philosophen medizinische Entwicklungen oder Einstellungen zur Medizin mit ihrem Gedankengut. In der indischen Lehre waren es drei Elemente, auf welche in der Medizin gesetzt wurde: Luft/Wind, Feuer und Wasser. In China konzentrierten sich die Heiler auf fünf Elemente (Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser), in Europa mit Feuer, Erde, Luft und Wasser auf vier Elemente. In der sozialgeschichtlichen Entwicklung zeigte sich immer wieder, dass die Etablierung der Alternativmedizin von der jeweils herrschenden medizinischen Problemlage abhängig war. Erfolg oder Misserfolg der Alternativmedizin basierte darauf, ob sich die Schulmedizin gerade in einer Krise befand, wie die Einstellung der Menschen zur Natur, zu Geist, Körper, Krankheit, Gesundheit war, welches Verhältnis es zwischen Arzt und Patienten gab oder wie sich die Gesundheitsökonomie insgesamt entwickelte. In der heutigen Zeit genießt die Alternativmedizin einen ernstzunehmenden Stellenwert und festigt mehr und mehr ihren Status als notwendige, sinnvolle, wirkungsvolle Ergänzung zur Schulmedizin. Die Alternativmedizin formiert sich neu und zeichnet in ihrer Heilweise den Weg der Natur nach. Auch die EU zeigt Interesse an der Komplementärmedizin. Das noch bis 2013 laufende und mit 1,5 Millionen dotierte Forschungsprojekt CAMbrella soll erstmals fachlich-wissenschaftlich fundiert die Basisdaten zur Komplementärmedizin in Europa erheben, um die Grundlage für weitere Aktivitäten im Bereich der Alternativmedizin zu schaffen. Auch Österreich ist an diesem Forschungsprojekt beteiligt.
Eine wirkungsvolle Ergänzung anstreben. Die Schulmedizin und die Komplementärmedizin sind keine einander auszuschließenden Alternativen. Beide können sich – und das ist auch anzustreben – sehr gut ergänzen, die entsprechenden Indikationen vorausgesetzt. Im Mittelpunkt künftiger Forschungsarbeiten sollen daher Untersuchungen stehen, welche die effizienten Kombinationen der Schulmedizin und der Komplementärmedizin systematisch erarbeiten. Zudem sind die Wirkungsweisen und die Wirksamkeit einzelner alternativmedizinischer Ansätze noch nicht ausreichend belegt. So wie in der Schulmedizin wird es auch bei den alternativen Therapien darum gehen, für Qualität im Angebot zu sorgen und die Qualität der Therapie, aber auch der Therapeuten sicherzustellen. Dann wird sich die Alternativmedizin in den nächsten Jahren im Gesundheitsangebot etablieren und ihren unumstritten hohen Stellenwert haben.
Wissen, was man will
Wer sich für eine alternative Therapie entscheidet, soll im Vorfeld einige Überlegungen anstellen bzw. Vorbereitungen treffen. Im Zentrum steht die Frage, was mit der Therapie erreicht werden soll. Wo liegen die Beschwerdebilder, welche schulmedizinischen Maßnahmen wurden bereits getroffen? Soll es einen schnellen Therapieerfolg geben oder wird auf eine langfristige Veränderung der Lebensweise gesetzt? Will man eine passive Therapie oder will man selbst körperlich arbeiten? Welches Budget steht für die Therapie zur Verfügung? Ferner ist es wichtig, zuvor eine schulmedizinische Diagnose zu erstellen, erst dann lässt sich der passende Therapiebereich auswählen. Auch soll mans cih auf einige wenige Therapein beschränken. Der behandelnde Arzt, Heilpraktiker und Therapeut sollen voneinaner wissen udn im Idealfall sogar miteinander arbeiten.
Artikelserie "Alternative Therapien"
In der Artikelserie zum Thema alternative Therapien wird WELLNESS WORLD Business in der Folge auf die unterschiedlichen Therapieansätze eingehen, den Versuch einer Clusterung starten, einige Therapein etwas genauer darstellen und auch Informationen darüber geben, was man sich von Therapien, insbesondere aber auch von den Therapeuten erwarten kann.
WELLNESS WORLD Business, Ausgabe 1/12