Immer öfters entschließt sich die Leitung eines Spas oder Wellness-Hotels, den Gästen neben regulären Schönheitsbehandlungen auch die Dienste von medizinischem Fachpersonal anzubieten. Schließlich können durch die Mittel der ästhetischen Dermatologie, aber auch der plastischen Chirurgie bezüglich des Hautbildes Ergebnisse erzielt werden, die auch die besten Cremes und kosmetischen Treatments nicht erreichen können. Die Bereitschaft der Kunden, sich unter einen Laser oder ein Messer zu legen, ist in den letzten zwei Jahrzehnten massiv gestiegen. Auch, weil die Patienten und Ärzte im Kampf gegen die Zeichen der Hautalterung aus einer Vielzahl an ästhetisch-medizinischen Behandlungsmethoden wählen können.
Vielfalt der Behandlungsmethoden
?Es gibt heutzutage so eine Fülle an Behandlungen, das sich der Patient durch die Auswahl manchmal überfordert fühlt?, sagt die Fachärztin für Dermatologie Annett Härtel der Somamedica AG aus der Bergoase des Schweizer Tschuggen Grand Hotels in Arosa.
Sie setzt bei der Betreuung der Klienten auf eine gründliche Anamnese: ?Im Spa hat man für die Patienten mehr Zeit und Muße. Mann kann die Menschen mehr aufklären und beraten, im Zuge einer ganzheitlichen Anti-Aging-Beratung auf Wunsch auch Blutbildanalysen oder sogar Genanalysen anbieten. Von den Gästen im Spa wird das auch sehr gern angenommen. Die Erstellung eines individuellen Behandlungskonzepts ist sehr wichtig.?
Der Alterungsprozess äußert sich nämlich in verschiedenen Hautreaktionen, die man mit verschiedenen Methoden behandeln kann. Allein die Folgen von zu viel Sonnenlicht ziehen diverse Schäden nach sich, sagt Dr. Sabine Maier von der Privatklinik Kiprov. ?UV-Bestrahlung führt an Gesicht und Körper zu einer Elastose der Haut, zur Erschlaffung, und veränderter Hautbeschaffenheit. Es entstehen Falten, Pigmentflecken, Verhornungen und erweiterte Äderchen.? Gegen die Folgen von zu viel Sonne, aber auch im Kampf gegen die Zeichen der Zeit kennt die Fachärztin verschiedene Therapiemöglichkeiten. ?Je nach vorherrschendem Problem existieren unterschiedliche Methoden; das Spektrum reicht von medizinischen Cremes über Faltenunterspritzungen, Botox-Behandlungen, unterschiedliche Laser, Blitzlichtlampen, Thermage-Behandlungen, Peelings, Abtragungslaser bis zum sogenannten Weekend-Lifting (Lifting ohne Messer).?
Eines der sichtbarsten Zeichen der Hautalterung sind Runzeln und Krähenfüße. Falte ist aber nicht gleich Falte, weiß der Schönheitschirurg Dr. Carlo Hasenöhrl. ?Man muss zwischen den sogenannten dynamischen Falten (zum Beispiel Zornesfalten, Stirnfalten), der aktinischen Veränderungen (Wange) und den statischen Falten durch Verschiebung der tiefen Strukturen im Gesicht unterscheiden.? Je nach Faltenart empfehlen Beauty-Ärzte verschiedene Verfahren zur Verringerung der Tiefe. ?Die dynamischen Falten sind die Domäne des Botulinumtoxins, das den Muskel, der die Falte zieht, bremst und damit eine Glättung erreicht?, sagt Dr. Hasenöhrl. Gegen aktinische Falten, die durch Trockenheit der Haut oder Sonnenschäden entstehen können, empfiehlt er feuchtigkeitsspendende Pflege. ?Weiters kann man mit einem Plasma-Peeler entweder sanft oder tiefer eine Verbesserung erzielen. Statische Falten können in den Anfangsstadien mit Hyaluronsäure behandelt werden, sind sie weiter fortgeschritten, empfiehlt sich ein operativer Eingriff.? Dr. Sabine Maier schlägt folgende Behandlungsweise vor: ?Bei ausgeprägten Falten ist eventuell ein tiefes chemisches Peeling notwendig, bei ausgeprägten Falten zum Beispiel um den Mund herum arbeiten wir gerne und mit sehr gutem Erfolg mit Abtragungslaser.?
Anregung zur Zellerneuerung
Eine der bekannten Anti-Aging-Maßnahmen ist die bewusst herbeigeführte Gewebserneuerung der Haut. Die Stimulation zur Neubildung von Hautmaterial kann chemisch oder mechanisch erfolgen. Behandlungen mit Fruchtsäure gelten unter den Dermatologen als eher sanfte Behandlung und werden allen Patienten empfohlen, die sich nach dem Praxisberuf direkt wieder in den Alltag stürzen wollen oder müssen. Entscheidet sich der Klient für Trichloressigsäure, sollte er ungefähr eine Woche Auszeit einplanen.
Auch der Einsatz von Lasern ist in dermatologischen Praxen mittlerweile zur Standardprozedur geworden. ?Prinzipiell gilt, je invasiver die Behandlung desto wirkungsvoller?, sagt Dr. Hasenöhrl.
Neue Technologien
Neben den seit Jahren bekannten Laseranwendungen werden immer mehr Geräte entwickelt, die mit anderen Aspekten des Lichts arbeiten.
Beim IPL-Licht ? dem sogenannten ?Intense Pulsed Light? ? zum Beispiel handelt es sich um ein Breitspektrumlicht im sichtbaren Lichtbereich. Bei einer Behandlung dringt IPL-Licht in tiefere Hautschichten vor, wo thermische Reaktionen ausgelöst werden, ohne dass die Hautoberfläche geschädigt wird. Erweiterte Äderchen werden beseitigt, braune Flecken aufgehellt, feinste Fältchen, fleckige Hautverfärbungen, Pigmentationsunregelmäßigkeiten, Alters- und andere Sonnenschäden werden sichtbar reduziert.
Gezielte Lichttherapie gegen Sonnenschäden
Als wirksame Therapie gegen aktinische Keratosen und andere rötlich schuppende, besonders im Alter auftretende Hautkrebsvorstufen empfiehlt Dr. Annett Härtel in der Tschuggen-Bergoase die Photodynamische Therapie (PDT). Ein Fotosensibilisator wird auf die Haut aufgetragen und macht sie lichtempfindlich. ?Unter Licht mit einer speziellen Wellenlänge bekommen die kranken Zellen der obersten Hautschicht eine Art Sonnenbrand, sterben also ab und werden von gesunden Hautzellen ersetzt.?
Auch Plasma-Peelings finden unter Fachärzten immer mehr Anhänger. ?Bisher waren die Laser die beste Alternative für die Hautverbesserung, jetzt hat Plasma (energieangereichertes Gas) dem Laser den Rang abgelaufen?, erklärt Dr. Hasenöhrl. Beim Plasma-Peeling wird die oberste Hautschicht thermisch irritiert und durch die Erwärmung ein Erneuerungsprozess in der Haut eingeleitet. ?Danach ist es aber genauso wichtig, durch entsprechende Pflege und Feuchtigkeitsregulierung der Haut das Ergebnis zu erhalten.? Im Widerspruch mit neuen medizinischen Erkenntnissen, die Entzündungen im Körper für die Hautalterung mitverantwortlich machen, sieht er die Wirkungsweise der diversen Peelings nicht: ?Entzündungen, die durch Bakterien ausgelöst werden, schaden durch die Produktion von Eiter oder Zellgiften. Bei chirurgischen Eingriffen handelt es sich um sterile, also abakterielle ?Entzündungen?, die der Körper wesentlich leichter reparieren kann.? Vorausgesetzt, der Patient wird nach dem Eingriff optimal betreut: ?Dennoch ist die Nachbehandlung ein ganz wesentlicher Baustein einer guten Regeneration. Patienten müssen in den ersten Tagen intensiv mit Lymphdrainagen, Softlaserbehandlungen oder Mesotherapie behandelt werden. Ohne gezielte ?Verletzung? keine Regeneration, ohne Regeneration keine Verbesserung.?
Liftings ohne Messer
Nicht Licht, sondern Hitze ist die Grundlage des Thermage-Verfahrens. Hochfrequente Radiowellen liften das Gesicht praktisch von innen heraus. Dr. Hajnal Kiprov erklärt die Behandlungsmethode: ?Mit einem ThermaTip, einem Spezialgerät, werden in Form von Radiowellen kontrollierte Mengen an Hochfrequenz-Energie in tiefe Hautschichten abgegeben. Dort werden das Kollagen und auch das darunter liegende Gewebe gleichmäßig erwärmt, mit dem Ergebnis einer sofort sichtbaren Hautstraffung.? Laut Dr. Kiprov entfaltet Thermage seine Wirkung auch noch über Monate nach der Behandlung. ?Die Haut baut konstant über einen längeren Zeitraum neues, körpereigenes Kollagen auf.?
Auch das Accent-Behandlungsgerät der Schweizer Firma Biofluid basiert auf Hoch- oder Radiofrequenz. Das Verfahren ist eine nicht-invasive Behandlungsmethode, verletzt die Haut also nicht. Der Hersteller verspricht eine Straffung der Haut, indem die horizontalen und vertikalen Kollagenfasern verkürzt und die Kollagenproduktion aktiviert wird.
Die von von igor.cosmedic-systems entwickelte Methode skinTENSE beruht auf der Erkenntnis, dass aus Fibroblasten Kollagen- und die elastischen Fasern gebildet werden. Durch den Alterungsprozess wird die Anzahl der Fibroblasten weniger, eine Abnahme an Kollagen und Elastin ? und somit an Spannkraft ? ist die Folge. ?Bei der skinTENSE-Methode wird in der ersten Sitzung ein kleines Stückchen Haut entnommen und ins Labor zur Züchtung der Fibroblasten, der Kollagen produzierenden Zellen, geschickt?, erklärt Dr. Carlo Hasenöhrl die in seinen Praxen in Wien und Innsbruck angewendete Methode. ?Nach circa drei Wochen kommen die ersten Zellen zur Injektion, zwei Wochen später die zweite Ernte. Das ist alles. Die Haut wird im Laufe des ersten Jahres zunehmend elastischer und stabiler.? Durch Einspritzen von Fibroblasten erhöht sich die Zahl dieser Zellen im Gewebe, mehr Kollagen und Elastin bilden sich und füllen die vorhandenen Falten allmählich wieder auf. Besonders gute Ergebnisse werden laut Hersteller bei Lippenfältchen und bei Aknenarben erzielt. Sehr tiefe Falten müssen manchmal kombiniert mit Kollagen und Zellen behandelt werden, manchmal ist laut igor (Institut für Gewebe- und Organrekonstruktion) auch eine zusätzliche Laserbehandlung förderlich.
Neue Füller
Unterspritzung mit diversen Stoffen ist eine Standardbehandlung bei der Bekämpfung tieferer Falten. Neu am Markt ist Evolence, ein seit Kurzem in Österreich zugelassenes, auf porcinem Kollagen basierendes Präparat zum Füllen von Falten. Der Vorteil von Evolence ist laut Praxis Kiprov die Migration von Fibroblasten in das Implantat. Dadurch bildet die Haut neues Kollagen. ?Der Erfolg tritt sofort nach der Behandlung ein und hat daher eine Verringerung von teilweise lästigen Nachbehandlungsterminen zur Folge. Damit wird auch der finanzielle Einsatz geringer. Evolence hat außerdem gegenüber den sonstigen permanenten Fillern den Vorteil, dass es sich der Hautfarbe anpasst und daher niemals sichtbar ist. Weiters passt es sich dem natürlichen Alterungsvorgang der Haut an.?
Botox ? Wie gefährlich ist es wirklich?
Zwei Fachleute über die Wirkung, aber auch die Gefahren von Botulinum Toxin.
Dr. Carlo Hasenöhrl: Botox wird in der Neurologie und der Augenheilkunde seit Mitte der 70er-Jahre eingesetzt und zwar in 20-fach höherer Dosierung als bei ästhetischen Anwendungen. Man kennt also den Langzeiteffekt sehr genau. Wie immer in der Medizin gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Die in der ästhetischen Medizin benötigten Dosierungen sind extrem gering. Deshalb beschränkt sich das Risiko auf falsche Anwendungen. Und genau hier liegt die Gefahr des Mittels: Es gibt eine Menge von Ärzten, die wenig Erfahrung haben oder das Behandeln mit Botox nie wirklich erlernt haben und sich der Gefahren bei falscher Anwendung nicht bewusst sind. Sie schaden dem Ruf dieses hervorragenden Medikaments am meisten.
Dr. Sabine Maier: Botox ist seit der Erstzulassung 1989 bei über 100 Krankheiten (v. a. in der Neurologie) erprobt worden, unter anderem in der Behandlung von Schielen, Lidkrampf, Hyperhidrose (Schwitzen) usw., und da auch medizinisch zugelassen.
Botox ist ein hochwirksames, gut steuerbares Medikament und kommt in der Schönheitsmedizin in stark verdünnter Dosis zum Einsatz. Bei der Anwendung in der Neurologie wird es mehr als 10-fach höher dosiert.
Schwere Nebenwirkungen sind extrem selten und nur bei hochdosierter Anwendung in der Neurologie bekannt. Für eine tödliche Vergiftung würden etwa 30-40 Ampullen des Botulinum-Toxin-Medikaments benötigt.