Infrarotstrahlung, kurz IR-Strahlung und auch Wärmestrahlung genannt, ist eine natürliche, für das menschliche Auge größtenteils unsichtbare Strahlung, die uns im Alltag in verschiedensten Formen begegnet: wenn wir uns etwa ein paar Sonnenstrahlen gönnen oder uns vor dem Kamin wärmen. Jeder warme oder heiße Körper gibt mehr oder weniger dieser Strahlung ab. Wir mit eingeschlossen! Physikalisch gesehen ist die IR-Strahlung jener Bestandteil des elektromagnetischen Spektrums der Sonne, der zwischen dem sichtbaren Licht (mit Wellenlängen von 340 bis 780nm) und den Mikrowellen (beginnend bei 1mm) liegt.
Infrarot A ? Infrarot B ? Infrarot C
Unterschieden werden drei Typen an IR-Strahlung: Infrarot A (IR-A) mit einer Wellenlänge von 780 bis 1.400 nm, Infrarot B (IR-B) mit 1.400 bis 3.000 nm und InfrarotC (IR-C) mit 3.000 nm bis 1 mm Wellenlänge. Je kürzer die Wellenlänge, desto tiefer kann die Strahlung in die Haut eindringen. Da IR-A die kürzesten Wellenlängen besitzt, dringt es auch am tiefsten, nämlich bis zu fünf Millimeter, ein. IR-A gelangt also bis in die mittleren, die durchbluteten Bereiche der Unterhaut. Bereits um einiges schwächer ist das mittelwellige IR-B. Diese Strahlung erreicht eine maximale Eindringtiefe von 0,5Millimeter. Sie gelangt folglich durch die äußerste Hautschicht und wird in der darunter liegenden Lederhaut absorbiert. IR-C hingegen, die Strahlung mit den längsten Wellen, schafft es nicht einmal durch die äußerste Hautschicht. Ob eine Wärmequelle nun IR-A-, IR-B- oder IR-C-Strahlung abgibt, hängt von ihrer Oberflächentemperatur ab. Während Objekte mit weniger als 300° C fast reines IR-C abstrahlen, sind für einen wesentlichen Anteil an IR-A schon Temperaturen ab 1.500° C notwendig.
Wohltuende Wärme von innen heraus
IR-Strahlung erwärmt unseren Körper, genauer gesagt, die Haut und die darunter liegenden Gewebeschichten. Das von den Gewebeschichten erwärmte Blut wiederum wird vom Blutkreislauf ins Körperinnere gebracht. In diesem Sinne spricht man von der Tiefenwärme, also der Erwärmung des Körpers von innen heraus. Diese Erwärmung hat eine auf vielerlei Weise wohltuende Wirkung: Sie entspannt Muskeln und Gelenke und führt zur vermehrten Ausschüttung von Endorphinen, die Schmerzen lindern. Sie erweitert die Gefäße, wodurch der Blutdruck gesenkt und das Herz entlastet wird. Mit der Gefäßerweiterung erhöht sich auch die Durchblutung, was wiederum eine verbesserte Versorgung von Haut, Muskulatur und Bindegewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen bewirkt. Der Stoffwechsel wird aktiviert, die verbesserte Durchblutung fördert den Abtransport von Stoffwechselabbauprodukten, Entgiftung und Entschlackung werden angeregt.
Auf Knopfdruck Infrarot
Auf diese Wirkung setzt man heute in der Industrie. Hier tummeln sich verschiedene Anbieter, die dem Endverbraucher die Wärme aus dem Kämmerchen verkaufen. Beim Bau ihrer Infrarotkabinen vertrauen die einzelnen Firmen auf unterschiedliche Technologien, wobei man in der Regel zwischen Röhren- und Flächenstrahlern unterscheiden kann.
Konzentrierte Kraft
Auf die Technik der Röhrenstrahler setzen sowohl die Firma Delfin bei ihrer mit Philips-Strahlern ausgestatteten Thera-Med-Kabine, als auch die Firma Physiotherm. Dabei bietet Physiotherm mit ihrer eigens entwickelten Lavasand-Technologie ein besonderes System an: Lavasand besitzt die Eigenschaft, Wärme über längere Zeit hinweg konstant zu speichern. Folglich nimmt er, in Keramikröhren gefüllt, die vom Infrarotstrahler abgegebene Hitze auf, um sie dann in gleichmäßiger Form wieder abzugeben. Die innerhalb der Kabine herrschende Temperatur kann dabei mithilfe der Röhrenstrahler, so Thomas Peer, Techniker bei Physiotherm, relativ niedrig gehalten werden. Die Rede ist von Temperaturen ab 30° C, einer so genannten thermisch neutralen Umgebung. Da die Strahlung nämlich direkt auf die Wirbelsäule gerichtet ist, wird die Umgebungsluft ? anders als bei manchen Flächenstrahlern ? nicht so stark erhitzt. Und je niedriger die Temperatur, desto weniger wird natürlich auch das Herz-Kreislauf-System belastet.
Breitenwirkung
Art + Wellness macht bei ihrer Infrokab von Flächenstrahlern Gebrauch. Zum Einsatz kommt dabei der Carbon-Lavasand-Strahler, der Bestandteil der selbst entwi-ckelten Fläzomed-Technologie ist. Bestrahlt wird der gesamte Rücken, wobei an Nacken, Schultern, Wirbelsäule und Gesäß besonders viel Wärme abgegeben wird. Mit dem so genannten Zonenstrahler lassen sich laut Ernst Sperrer, Geschäftsführer von Art + Wellness, die ungleiche Körpererwärmung, große Hitzeentwicklung und starke Hautbelastung in der Wirbelsäulengegend ? die ihm zufolge Röhrenstrahler verursachen ? vermeiden. Zudem hilft der Strahler, die Kabinentemperatur gering zu halten, da die Wärme gezielt an die einzelnen Körperpartien abgegeben wird.
Auch die Firma Kolibri setzt Flächenheizungen ein, wobei sie auf mit Graphit gefüllte Folien zurückgreift. Im Gegensatz zur Infrokab ist hier allerdings die gesamte Kabine mit den Geräten ausgestattet. Auf diese Weise soll eine Rundumbestrahlung von Kopf bis Fuß gewährleistet werden.
Die Firmen Klafs und Deisl schließlich machen von direkt in die Kabinenwände integrierten Flächenstrahlern Gebrauch.
Vorsicht sei geboten!
Die einzelnen Anbieter präsentieren mit ihren Infrarot-Kabinen unterschiedlichste Techniken. Eine Entscheidung darüber, welche der angebotenen Technologien als die ?beste? anzusehen sei, ist keine leichte! Abgesehen davon aber gibt es einige Aspekte, die beim Kauf und der Benützung der Kabine zu beachten sind: Abhängig von der Stärke des Strahlers muss es innerhalb der Kabine möglich sein, einen bestimmten Abstand zu diesem einzuhalten. Es gilt, die empfohlene Sitzungsdauer nicht zu überschreiten. Zudem empfiehlt es sich, die Infrarot-Kabine nach Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten, Alkohol oder Drogen nicht zu gebrauchen, da diese das natürliche Wärmeempfinden, das in der Regel vor Hautverbrennungen schützt, einschränken. Welcher Strahlungstyp schließlich bei einer Kabine zum Einsatz kommt, lässt sich auf einen Blick feststellen: Während Kurzwellenstrahler (IR-A und kurzwellige Komponenten von IR-B) generell so hohe Temperaturen haben, dass der Strahler glüht, erzeugen die wesentlich niedriger temperierten Langwellenstrahler (IR-C) kein sichtbares Licht, bleiben also dunkel.
Heiß umstritten
Die Infrarot-Kabinen stellen heute ein vieldiskutiertes Thema dar! Mit den verschiedenen Technologien bleiben die Kontroversen zu deren Wirkung, deren Vor- und deren Nachteilen nicht aus. Diesem Thema widmen wir uns in der nächsten Ausgabe von SPA WORLD business. Hier wird beispielsweise Dr. Otto Pecher, für Physiotherm im Bereich der Forschung und Entwicklung tätig, über den Begriff der Tiefenwärme aufklären und Dr. Schulmeister, Biophysiker bei den Austrian Research Centers Seibersdorf, Einblicke in das Gefahrenpotential der Infrarot-Strahlung geben sowie die allgemeinen Richtlinien, Infrarot betreffend, erläutern. Ein heißes Thema, das es lohnt, es weiterzuverfolgen!
Quellen: Siems, Werner/Siems, Renate/Brenke, Rainer: Infrarotanwendungen. Ein altes Prinzip neu entdecket. In: Pharmazeutische Zeitung, 23, 2006, S. 36?38
Seibersdorf Research: Informationsblatt zu Infrarot-Wärmekabinen. Fachbereich Laser und Optische Strahlung. Ausgabe 1.2, April 2006
Firma Delfin Handelsges.m.b.H: Infrarot. Wärme für das Leben. 2. Aufl., Leonding, 2007
Infrarot A, B und C
Infrarot A: kurzwellige Strahlung mit einer Wellenlänge von 780 bis 1.400 nm. IR-A dringt bis zu 5 mm tief in die Haut ein. Damit erreicht es das Unterhautgewebe (Subcortis).
Infrarot B: mittelwellige Strahlung mit einer Wellenlänge von 1.400 bis 3.000 nm. IR-B hat eine Eindringtiefe von 0,5 mm und gelangt somit in die Lederhaut (Dermis, Corium).
Infrarot C: langwellige Strahlung mit einer Wellenlänge von 3.000 nm bis 1 mm. IR-C dringt lediglich 0,1 mm tief in die Haut ein. Es wird direkt an der Oberhaut (Epidermis) absorbiert.