„mens sana in corpore sano“ – „ein gesunder Geist sei in einem gesunden Körper“ meinte schon der römische Dichter Juvenal vor fast 2000 Jahren, lange bevor die moderne Medizin von Ganzheitlichkeit und einem Zusammenhang zwischen Körper und Geist im Sinne der heutigen Psychosomatik sprach.
Wellness ist ganzheitlich zu betrachten. Der heutige Gast kommt nicht mehr ausschließlich in ein Wellnesshotel, um gut zu essen, sich zu erholen und die Saunaeinrichtungen und das Schwimmbad zu besuchen, über die schon viele konventionelle Hotels und Gästehäuser verfügen. Die Erwartungshaltung ist eine stark darüber hinausgehende – Wellness Plus!
Das Durchschnittsalter des Wellnessgastes liegt um die 50 Jahre (Berg, 2008) und das laufend steigende Angebot im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention in Form von Behandlungen, Kursen, Workshops oder Seminaren und Vorträgen wird gerne angenommen.
Wellness beginnt im Kopf
Eine Lebenssituation, die mit großer Verantwortung im beruflichen oder privaten Bereich einhergeht, erfordert einen achtsamen Umgang mit sich selbst und den eigenen Ressourcen. Wer Gefahr läuft, eigene Grenzen zu missachten oder zu überschreiten, ist längerfristig burnoutgefährdet.
Die Wahrnehmung eigener Bedürfnisse muss oft erst neu erlernt werden.
Kennen Sie das auch? Die Rahmenbedingungen für eine Entspannung wären gegeben und doch kann man nicht so richtig loslassen, da noch das eine oder andere Thema im Kopf herumschwirrt. Es gibt Methoden und Tools, die eine Entlastung herbeiführen und neue Lösungsstrategien anregen können.
Die ausschließliche Konzentration darauf, sich körperlich verwöhnen zu lassen, greift vielen zu kurz. Die Sehnsucht, eigene Lebensziele zu erreichen, blockierende Glaubenssätze zu erkennen und Sinn und Lebensfreude neu zu entdecken wird auch mit dem Begriff „Mindness“, als Wellness für den Geist, beschrieben. Mehr und mehr Wellnesseinrichtungen registrieren diesen Bedarf und reagieren mit entsprechenden Angeboten als Erweiterung und Bereicherung zu den körperlichen Wellnessangeboten.
Mit kreativen Methoden neue Wege beschreiten
Wenn 90 Prozent der Prozesse im Gehirn in Bildern erfolgen und bloß der Rest auf verbaler Ebene, so lässt sich erahnen, welches Potential im kreativen Schaffen liegt. Bewusstes Gestalten kann Abläufe im Gehirn anregen und neue Lösungswege aufzeigen. (Henzler, Riedel, 2004, 39) Durch die Betrachtung eines Themas oder Anliegens auf der Metaebene wird ein Perspektivenwechsel möglich.
Der persönliche Ausdruck in einem Bild oder plastischen Werk entspringt einer inneren Regung, eines Gefühls oder einer Geisteshaltung und ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Jede kennt Abhandlungen aus der Populärpsychologie zur Interpretation des sogenannten Telefongekritzels. Doch so einfach ist die Sache nicht. Um der Farb- und Formgebung einer Person eine Bedeutung zuzuordnen, bedarf es einer sehr individuellen Vorgangsweise. Dr.ª Daria Daniaux hat zu diesem Zweck die Duktografik entwickelt, die als Werkzeug dient, die eigene Bildersprache zu dekodieren. Damit wird es unter fachlicher Anleitung ermöglicht, individuelle Lösungswege für das eigene Thema zu finden. Zunächst werden die persönlich am häufigsten vorkommenden Gefühle in Farben und Formen dargestellt. Infolgedessen kann anschließend im Bild zu konkreten Fragestellungen gearbeitet werden.
Wie wirkt Kunsttherapie?
Die Kunsttherapie an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Innsbruck erzielt Erfolge und erhält sehr gutes Feedback von den Teilnehmenden. Die Kunst- und Gestaltungstherapie kann das subjektive Befinden positiv beeinflussen und Ressourcen aktivieren. Der Umgang mit herausfordernden Lebenssituationen wird erleichtert. Kreative Prozesse lassen Menschen Zugang zu ihrem Inneren finden. Im gestalterischen Tun erschafft man ein Stück weit sich selbst. Im Sinne von C.G. Jung wird der Individuationsprozess gefördert – die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit – um der Mensch zu werden, der man eigentlich ist.
Das Malen ermöglicht Bilder und Symbole zu finden, um seine Gedanken ins Werk fließen zu lassen, für die sich Worte nicht so leicht zu eigen gemacht werden können. Die gemeinsame Besprechung des Werkes unter professioneller Begleitung erlaubt und forciert neue Erkenntnisse. Förderliche oder hemmende Lebensmuster können erfasst werden.
In der Wirkungsforschung wird auch der Imagination große Bedeutung zugeschrieben:
Der Körper kann nicht zwischen tatsächlich erlebter und visualisierter Erfahrung unterscheiden. So reagieren wir beispielsweise in einem IMAX-Kino mit Schweißausbrüchen und erhöhtem Herzschlag, obwohl das Gehirn „weiß“, dass diese Situation nicht real ist.
Durch das Malen eines Bildes werden Visualisierungsübungen unterstützt und Imaginationen über gewünschte Veränderungen oder berufliche Ziele in ihrer Ausformung verstärkt. Daher haben Kraft-, Zukunfts- und Ressourcenbilder eine intensivere Wirkung als wenn man bloß verbal kommuniziert. Die Rückwirkung des geschaffenen Werkes auf seinen Schaffenden nennt man Rekursion. Für die Geltung geistiger Kräfte gibt es Erkenntnismodelle aus der Psychosomatik und Biofeedbackforschung. (Simonton, 2002, 45)
Intermodales Dezentrieren und Lösungskunst
Schöpferisches und produktives Denken erfordert Zurücktreten und Loslassen. Das ist der Grund, warum kreative Einfälle und Lösungen oft in einem völlig anderen Kontext auftauchen (Eberhart, Knill, 2010; S. 13 f.). Ein Wellnessaufenthalt bietet optimale Voraussetzungen für das Dezentrieren, da allein durch den Ortswechsel Abstand zum Alltag gewonnen wird. Es gibt Erfinder, die ihre innovativsten Ideen auf einer Bergspitze oder in der heißen Badewanne hatten – Otto Löwi (1863-1962) hatte die Idee von der chemischen Übertragung der Nervenimpulse im Halbschlaf, welche ihm den Nobelpreis für Medizin einbrachte. In der Kunsttherapie wird die unbewusst zu Papier gebrachte Information therapeutisch besprochen und der Klient bei der Lösungsfindung begleitet.
Ablauf
Es kann im Einzel- oder Gruppensetting gearbeitet werden. Ein Raum mit vorbereitetem Material steht zur Verfügung: Gouachefarben, Papier, Pastellkreiden, Ton, Buntstifte oder Kohle. Je nach gewünschtem Thema oder Therapieziel erfolgt zunächst eine Einstimmung, z. B. in Form einer Imagination. Anschließend findet der „Arbeitsauftrag“ bzw. die Übung statt. Der Gestaltungsprozess dauert etwa 45 Minuten, hernach wird das Werk besprochen und einer Bedeutungsmöglichkeit zugeführt, wobei Unbewusstes nun wahrgenommen werden kann.
Multisensorische Strategiefindung
Frau Dr.ª Daria Daniaux und Frau Dr.ª Christina Nigg entwickelten eine Methode, die unter Miteinbeziehung aller Sinne Tools aus dem kreativen Bereich mit betriebswirtschaftlichen Elementen und Coaching-Techniken verbindet.
Unsere gesamte Wahrnehmung wird über das Sinnessystem kanalisiert. Je mehr Sinne in einer Situation angesprochen werden, desto intensiver und nachhaltiger wird diese wahrgenommen und verankert. Sinne emotionalisieren. (Studie Lindstrom, 2005, Brand Sense)
Dies beginnt schon bei der Ankunft des Gastes beim Empfang an der Rezeption. Wird ihm ein Begrüßungsgetränk oder ein Erfrischungstuch gereicht? Wie wird die Raumgestaltung und der Geruch wahrgenommen? Der Touchpoint-Pfad entlang der Customer-Journey beginnt schon vor der Buchung und setzt sich nach dem Aufenthalt fort. Frau Dr.ª Nigg und Frau Dr.ª Daniaux beraten Unternehmen in diesem Bereich, dem stetig mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Angebote auch für Mitarbeiter und Führungskräfte von Wellnesseinrichtungen
Diese innovative Vorgehensweise ermöglicht es, komplexe Informationen ganzheitlich und nicht nur nach rational-analytischen Entscheidungsprozessen zu nutzen, blockierende Verhaltensweisen zu durchbrechen, neue Wege zu gehen sowie den Zugang zu den eigenen Ressourcen zu erkennen und nachhaltig nutzbar zu machen.
Nicht nur als Angebot an den Gast eignet sich diese Methode, sondern auch für Mitarbeiter und Führungskräfte.
Infobox 1
Wirkfaktoren der Kunsttherapie:
Mobilisierung von Ressourcen
Entwicklung von Strategien, um Ziele zu erreichen
Entschlüsseln von förderlichen und hemmenden Lebensmustern
Modifizierung von Verhaltensweisen durch den Gestaltungsprozess
Entwicklung neuer Fähigkeiten und Handlungsspielräume durch den Ausdruck innerer Bilder
Infobox 2
Multisensorische Strategiefindung für Teams und Führungskräfte:
Führungskompetenz in schnell wachsenden und interkulturellen Teams
Langfristige Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit
Burnout-Prophylaxe
Strategien zur Lösung von Konflikten
Austausch und Vernetzung zwischen den Abteilungen
Berührungspunkte mit den Gästen optimieren
Kontakt: www.strategiefindung.at
Autorinnen:
Dr.ª Daria Daniaux
Dipl. Kunsttherapeutin
Dipl. Kunsttherapeutin
Dipl. Mal- und Gestaltungstherapeutin
Kreativitätstrainerin
Pilatestrainerin
Ernährungstrainerin
Begleitung von Unternehmen und Leitung von Seminaren mit Dr.ª Christina Nigg
Dr.ª Christina Nigg
Begleitet Führungskräfte und Unternehmen aus Tourismus, Wirtschaft und Bildung. Sie ist Inhaberin der Unternehmensberatung Nigg Markenmanagement. Zudem unterrichtet sie seit mehr als 15 Jahren Tourismusmarketing und Management an österreichischen Bildungseinrichtungen und Universitäten
Literatur:
Berg, Waldemar, Gesundheitstourismus und Wellnesstourismus, München 2008, S.89ff
Henzler, Christa, Riedel, Ingrid, Maltherapie, Stuttgart 2004
Horx, Wien, Mindness, Kölnerische Rundschau, 2008
Lindstrom, Studie 2005, Brand Sense
Simonton, O.Carl, Wieder gesund werden. Eine Anleitung zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte, Reinbeck bei Hamburg, 2002
Trüg, Erich, Kersten, Marianne, Praxis der Kunsttherapie, Arbeitsmaterialien und Techniken, Stuttgart 2004
© WELLNESS WORLD Business 2/2019