Bei Schwimmbad, Sauna und Co. gilt: Vor allem die Möglichkeiten der Digitalisierung wollen Kunden und Betreiber nutzen. Per Touchscreen die Anlage kinderleicht bedienen, sich Wasserwerte anzeigen zu lassen und Einstellungen anzupassen – das ist mittlerweile dank Digitalisierung kein Problem. Intelligente Steuerungen schaffen es, einzelne Komponenten der Schwimmbadtechnik – wie Pumpe, Wasserattraktionen und Abdeckung – möglichst optimal aufeinander abzustimmen und zu bedienen.
Der Hersteller grando zum Beispiel, zeigt, wie intelligente Steuerung heute funktioniert: Mit seiner App, die die Sicht auf den Pool und die Steuerung der Abdeckung ermöglicht. Eine kleine Kamera, die oberhalb des Beckens installiert wird, überträgt den Status der Abdeckung direkt aufs Smartphone. Abdeckung anhalten, öffnen, schließen – was immer man tun möchte, ist mit einem Tipp auf das Handy erledigt. Ein Windsensor sorgt dafür, dass der Rollladen bei starkem Wind automatisch aufgeht. So haben Hagelkörner, Äste oder andere vom Wind mitgerissene Gegenstände keine Chance, die Abdeckung zu beschädigen. Die neue Poolpumpe von sacipumps ist ein weiteres Beispiel für die Digitalisierung in der Branche. Mit eingebautem Frequenzumrichter ermöglicht sie neben der Kommunikation mit anderen E-Magnus-Pumpen laut Hersteller auch eine starke Energieeinsparung. Diese wird auch immer wichtiger, denn ein weiterer Megatrend lautet Ressourcenschonung. Pumpen sind heute jedoch nicht nur energieeffizient. Sie bieten auch „Wellness für die Ohren“, weil sie besonders leise laufen – so wie die Badu Eco Soft von Speck Pumpen.
Megatrend Ressourcenschonung
Das Vorurteil, Pools seien Energieschleudern, stimmt laut Herstellern mittlerweile nicht mehr. Vielmehr ziehe sich die Energieeffizienz wie ein grüner Faden durch die Branche, erklärt Bert Granderath, Vizepräsident des deutschen Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness e.V. (bsw): „Wir haben Produkte entwickelt, die Energie bewahren. So gehört eine Schwimmbadabdeckung heute auf jeden Pool. Denn sie verringert die Abkühlung des Wassers und reduziert den Energiebedarf bei Wiederaufwärmung erheblich.“ Mit einer Schwimmbadabdeckung braucht man bis zu 80 Prozent Energie weniger. Außerdem setzt man auf alternative Energiequellen, wie beispielsweise die Solarenergie, um emissionsfrei die natürliche Wärme zu nutzen. Dafür werden beispielsweise Abdeckungen mit Solarprofilen eingesetzt, die die Wärme der Sonne ins Becken leiten. Das rheinland-pfälzische Unternehmen Solar-Ripp konzentriert sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Schwimmbad-Solarheizungen. Ziel dieser Technologie ist es, sehr große Wärmemengen bei einer Zieltemperatur von +30°C zu generieren. Dabei fließt das Schwimmwasser direkt ohne Wärmetauscher durch das System. Die gerippte Oberfläche weist eine abgewickelt dreifach größere Oberfläche auf, was einen hohen Wärmeübergang verursacht. Der thermische Wirkungsgrad liegt laut Hersteller bei über 80 Prozent. Installiert wird diese thermische Solartechnik auf Flachdächern, Schrägdächern, Wänden, Zäunen, Mauern oder direkt auf dem Boden und die Solarabsorber können individuell an die Gegebenheiten angepasst werden. Solarenergie ist insgesamt ein Thema, das auch bei Zubehör wie Gartenduschen zu finden ist. „Nachhaltige Materialien wie Edelstahl, neue Technologien, der zunehmende Einsatz der LED-Technologie und die Möglichkeiten der Digitalisierung sorgen zudem für einen wirtschaftlich nachhaltigen Schwimmbadbetrieb“, sagt Granderath. Ein Beispiel für umweltfreundliche Chemie, bietet WDT Werner Dosiertechnik mit „Oxydos“, einem Gerät, das die Poolwasserpflege auch chlorfrei ermöglicht, nachdem durch eine kurzfristige Rechtsänderung im vergangenen Jahr die bewährte Chlor-Alternative „Wasserstoffperoxid mit einer Konzentration von über 12 Prozent“ nicht mehr verwendet werden darf. Noch komfortabler ist es, wenn man bedienen lässt, denn auch das ist dank Digitalisierung möglich. „Je nach Kundenwunsch kann der Schwimmbadbaufachunternehmer aus der Ferne Wasserwerte abrufen oder Störungen überprüfen“, erklärt Rainer Rieger, Geschäftsführer von WDT Werner Dosiertechnik.
Das Design
Prunk und Protz sind passé. Puristisches Design ist in. Dabei verlangt der Zeitgeist nach hellen Tönen, transparenten Flächen und natürlichen Materialien. Eine gradlinige Architektur und klare Formen in zeitloser Eleganz – das sind die gemeinsamen Nenner im Design. Einfach ist das Motto. Schwimmbad- und Wellnessanlagen sind puristisch gestaltet und sollen durch Weite überzeugen. Geradlinige Formen in schlichter Eleganz dominieren. Doch nicht jede Anlage gleicht der anderen. Neben den Standardmaßen sieht man immer mehr individuelle Beckenformen und -größen. Dieter C. Rangol, Geschäftsführer des Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness e.V. (bsw) erklärt anlässlich der im November stattfindenden Messe Aquanale den Zeitgeist: „Man betont Soziales, will aber auf Ästhetisches nicht verzichten. In einem schicken Ambiente Kontakte zu pflegen – das ist es, was heute zählt.“
Edelstahl am Vormarsch
Ein Unternehmen, das jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet der Edelstahlbecken hat, ist Berndorf Bäderbau. Wurden bis in die Neunzehnsiebzigerjahre die Becken noch aus Aluminium gefertigt, so weiß man seitdem die Vorteile von Edelstahl zu schätzen. „Das Material Edelstahl Rostfrei hat eine langeTradition im Bauwesen und zeichnet sich durch seine lange Lebensdauer und minimalen Unterhaltskosten aus. Aufgrund der hervorragenden Materialeigenschaften gewinnt Edelstahl im Schwimmbeckenbau immer mehr an Bedeutung“, heißt es aus dem Unternehmen. Edelstahl ist aber nicht nur aufgrund seiner Langlebigkeit ein ressourcenschonendes Material, sondern auch aufgrund der guten Wiederverwertbarkeit. Immerhin ist Edelstahl zu hundert Prozent recyclingfähig. „Heute sind bereits mehr als 80 Prozent der Edelstahlschwimmbecken aus Chrom-Nickel-Molybdän-Stahl“, so der Hersteller. Ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Wahl des richtigen Edelstahls bei Schwimmbecken ist übrigens vor allem der Chloridgehalt des Beckenfüllwassers. Denn dieser bestimmt die Korrosionsbeständigkeit des Werkstoffes. Werden die Schwimmbecken mit Wasser in Trinkwasserqualität mit niedrigem Chloridgehalt befüllt, ist der Werkstoff 1.4404 am besten geeignet. Thermalwässer und Heilwässer weisen meist einen höheren Chloridgehalt auf, sodass auch höherwertige Werkstoffe, wie zum Beispiel 1.4462 oder 1.4547 verwendet werden sollten.
Myrtha Pools arbeitet mit Kombinationen von Edelstahl und Hart-PVC-Paneelen, kombiniert mit hochwertigen Stein-, Glas- und Keramikmaterialien. Export Manager von Myrtha Pools, Marcus Röttger, über die aktuelle Entwicklung in der Branche: „Dank kontinuierlicher Forschung konnte Myrtha Pools in der Branche zahlreiche technologische Innovationen einführen. Besonders ansprechend in öffentlichen, Hotel- und Thermalbecken hat sich in den letzten Jahren der Softboden bewährt. Er ist im Rahmen der heute angebotenen Schwimmbeckenlösungen einzigartig und bietet den Badegästen, insbesondere in Relax- und Erlebnisbecken einen außergewöhnlichen Komfort.“
Zubehör mit Mehrwert
Auch das Zubehör wird immer effizienter und setzt auf Nachhaltigkeit. Die Natur spürbar machen soll etwa die Gegenstromschwimmanlage HydroStar von Binder, die den Wildfluss und die Kraft der Natur in den Pool holt. Die HydroStar-Turbine erzeugt eine breite, gleichmäßige Strömung. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gegenstromanlagen erzeugt HydroStar einen breiten Wasserstrahl, der den Körper ähnlich wie eine natürliche Flussströmung gleichmäßig im Wasser trägt und dabei nicht spritzt. So ist auch in kleineren Pools und Schwimmbecken echtes Sport- und Langstreckenschwimmen ohne Wenden möglich. Es gibt im Gegensatz zu pumpengetriebenen Gegenschwimmanlagen keinen konzentrierten Strahl. Die Turbine hat eine Durchflussmenge von 160 m³/h bis 1200 m³/h und ist in acht verschiedenen Stufen erhältlich. Zudem wirbt das Unternehmen mit dem besonders geräuscharmen Betrieb.
Bei aller Liebe zur Technik, sehen will man sie heutzutage nicht. Also sind versteckte Lösungen im Kommen, wie die Rinnenkonstruktion aus V4A-Edelstahl von G. Eichenwald. Sie sieht aus wie eine edle Beckenumrandung, nicht wie ein „notwendiges Übel“ zur Oberflächenreinigung des Wassers. Auch Hugo Lahme ist es mit seinem schwenkbaren LED-Schweinwerfer „Waterfarm“ gelungen, Funktion und Ästhetik zusammenzubringen. Im ausgeschalteten Zustand ist er, weil seine Rückseite so wie das Becken selbst gefliest ist, nicht als Scheinwerfer wahrzunehmen. Er ist Teil einer einheitlichen Beckenwand. Schaltet man ihn an, schwenkt er sich um 180 Grad in den Pool und leuchtet ihn aus. Dass Hugo Lahme auf die energieeffiziente LED-Technik setzt, ist gleichzeitig als Ausdruck für die „grüne Welle“ in der Branche zu betrachten.
Die Materialien
Edelstahl, Naturstein, Glas – hochwertige Werkstoffe sind auf dem Vormarsch. Selbst bei Einbauteilen wird immer öfter auf Plastik verzichtet. Markus Weber, Geschäftsführer von Behncke, sagt: „Lag der Fokus bei Skimmer und Co. lange eher auf der Funktionalität, soll auch heute das Zubehör den ästhetischen Gesamteindruck der Schwimmbad- und Wellnessanlage unterstreichen. Deshalb bietet man auch Einbauteile wie Bodenabläufe und Wanddurchführungen in Edelstahl und zeitgemäßem kubistischem Design an.“
© WELLNESS WORLD Business 5/2017