Alles Leben ist Lernen?, ?Das einzig Konstante im Leben ist die Veränderung? und ?Krise heißt Chance!? ? Aussagen, die einem in beinahe jedem Managementseminar eingetrichtert werden und fernab aller Allgemeingültigkeit immerwährende Aktualität besitzen. All diese Weisheiten aus dem Lande der Binsen gelten für jeden Bereich, so auch für das heftig umtoste Spa- und Wellness-Segment. Professionelle Hilfe tut gut, auch wenn es nicht um eine Krise geht, sondern vielmehr um die Chance, ein Haus unverrückbar im öffentlichen Bewusstsein zu platzieren. Dabei sind oft auch typische Unterscheidungsmerkmale gefragt. Erst diese ?Diversifikation? ermöglicht eine sonnenklare Positionierung, quasi eine Verankerung in der Wahrnehmung. Eine Spezialisierung kann Wunder wirken. Während ringsum alles neu erblüht, wird bereits der nächste Wohlfühlurlaub im und ums köstliche Nass angepriesen. Nachdem die Wintersaison 2006/2007 eher mau ausläuft, versuchen findige Betreiber ihre Stärken noch deutlicher herauszustreichen. Wie bei einem guten Orchester soll jedes Marketing-Instrument im Konzert aller Einzelinstrumente mitspielen, auf dass eine gelungene Inszenierung stattfindet.
Wellbeing Cluster Niederösterreich
Im Herbst 2002 fiel der Startschuss. Ein Erfolg versprechendes und in dieser Art auch völlig neuartiges Netzwerk wurde aus der Taufe gehoben. Dieser überregionale Zusammenschluss verbindet Einrichtungen zu den Kernthemen Gesundheitstourismus, Zulieferunternehmen und Forschungs- und Entwicklungsinstitutionen. Dazu kommen flankierende Aktivitäten aus ergänzenden Bereichen, wie etwa Qualifizierung, vermehrte und ergonomisch richtigere Bewe-gung und gesunde Ernährung. Unter dem gemeinsamen Cluster versammeln sich derzeit 117 Partner mit insgesamt 3.413 Mitarbeitern, die einen Umsatz von 138 Millionen Euro in der Region generieren. ?Langfristige Ziele des Wellbeing Clusters sind die verstärkte Positionierung auf dem geundheitstouristischen Markt und die Etablierung Niederösterreichs als die relevante Gesundheitsdestination in Mitteleuropa?, beschreibt die Managerin Dr. med. Barbara Steyrer-Fauth, zuständig für die operative Steuerung und den Netzwerkaufbau sowie für Projektinitiierung und Budget, die Aufgabenstellung. Durch die Zusammenarbeit im Netzwerk lassen sich auch Planungsprozesse und Investitionsentscheidungen optimieren.
Frau Dr. Steyrer-Fauth gibt ein Beispiel: Im Projekt ?wellbeing invest? bilden acht Hotelbetriebe mit Investitionsabsichten eine Planungsgemeinschaft. Oder: Unter starker Einbindung des Wellbeing Clusters konnte im Weinviertel ein Seminar- und Therapiezentrum für Ayurveda realisiert werden. Drei neue Projekte befinden sich derzeit in der Umsetzungsphase: ?Gesundheitspartnerschaft? (eine Kooperation von Moorheilbad Harbach, Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs, Gesundheitsresort Königsberg Bad Schönau und der Badener Hof), ?SoD-Nachbetreuungsnetzwerk? (ein über ganz Niederösterreich verteiltes Therapeutennetzwerk) und ?Pielachtaler Gesundheitszentrum? wurden vom Projektbeirat als ?innovative und wertschöpfende Maßnahmen? bewertet. Weitere Kooperationen, wie ?Flexitab? (die gemeinsame Entwicklung einer neuartigen Auflage für Massagetische) und ?Naturpartner? (Naturkosmetik, Naturkosthandel und Hotel/Gastro arbeiten synergetisch zusammen), haben sich ebenfalls bereits sowohl wirtschaftlich als auch bevölkerungsanteilig ergeben.
Ein Haus in Salzburg
Und weiter geht die virtuelle Rundreise ins Salzburger Land: Das Grand Park Hotel in Bad Hofgastein ist eines der ersten Häuser am Platz, mit der Skiregion Amadé direkt vor der Haustür. Das 5-Sterne-Haus mit Geschichte verfügt über 89 luxuriöse Zimmer und Suiten für 166 Gäste. Das Konzept, gemeinsam mit Direktorin Gabriele Obermair erstellt, beruht auf dem Aspekt des Wohlfühlens.
?Verwöhnen lassen im 5-Sterne-Ambiente? ist die Devise des im Dezember 2006 eröffneten Grand Park Spa, das zum Abschalten und Energietanken einlädt. Das mit Thermalwasser gefüllte Schwimmbad fördert die Gesundheit und bringt Entspannung. Äpfel stehen jederzeit bereit. Einladende Geräumigkeit und unaufdringlicher Komfort geben die individuelle Note. Jedes Detail basiert auf ausgereifter, gut durchdachter Positionierung. Der Beauty- und Wellnessbereich offeriert eine Vielzahl professioneller Anwendungen. Zahlreiche Spezial-, Massage- und Entspannungsbehandlungen, wie Shiatsu oder die La-Stone-Therapie, sichern Streicheleinheiten für die Seele. Wickel, Bäder, Thalassotherapien oder auch Gasteiner Kuranwendungen runden die Angebotspalette ab. ?Kommunikation ist ein entscheidender Erfolgsfaktor?, sagt Charlotte Rettenbacher-Ludwig, die mit ihrer Agentur PR Plus die Öffentlichkeitsarbeit für das Spa beisteuert. Unverzichtbar ist auch die stete Weiterentwicklung. ?Denn wer aufhört, besser zu werden, hört auf, gut zu sein.?
Tief im Westen: Tirol Wellness
Im heiligen Erholungsland Tirol sorgt die Tirol Wellness unter der Ägide von Dr. Franz Linser für ein marketingtechnisches Zusammengehörigkeitsgefühl, das trotz aller regionalen Unterschiede weit über die Landesgrenzen hinausreicht. Fast 60 Partnerfirmen fokussieren ihr Wissen und ihre Fähigkeiten auf die Bereiche Spa und Wellness. Das entstandene Unternehmen, das unter dem Titel ?Tirol Wellness? firmiert, ist das größte auf diesem Sektor in Österreich. Gemeinsam streben die Beteiligten nach verbesserter Qualität bei der Konzeption, der Errichtung und dem Betrieb von zukunftsweisenden Wellnessanlagen. Die innovative Kompetenz resultiert aus der hochmotivierten Cluster-Kooperation von Unternehmensberatern, Architekten, Wellnessproduzenten und Dienstleistern, von Designern und Spa-Consultants sowie Wissenschafts- und Ausbildungsinstitutionen. Ein eigens installierter Community Server ermöglicht eine Informationsplattform für alle Mitglieder und Partner innerhalb der Unternehmenskooperation. Dabei ist man stets auf Augenhöhe mit der Zeit: Per Intranet gelangen Brancheninfos und spezielles Insiderwissen in reguliertem Transfer zu den Partnerbetrieben. ?Der härter gewordene Wettbewerb auf einem globalisierten Markt erfordert Unternehmen, die sich konzentrieren, dabei aber auch nach außen öffnen können?, bringt es Dr. Linser im Gespräch mit SPA WORLD business auf den Punkt. ?Tirol Wellness? schafft es, durch professionellen Austausch mit Branchenkollegen die Vernetzung voranzutreiben und das Know-how der Partnerbetriebe zu nutzen. ?Das ausgezeichnete Know-how und das Wissen der Spa- & Wellness-Experten muss jedoch noch viel besser vermarktet werden! Österreich sollte sich auch viel mehr bemühen, eine Region für Top-Destination-Spas zu werden, genauso wie die USA, Asien und der arabische Raum?, so Dr. Linser abschließend. Und schon geht es weiter in den Süden des Landes, auf das Hochplateau entlang der wunderschönen Turracher Höhe.
Hochplateau zu Kärnten
Wir befinden uns auf 1.763 Meter Seehöhe am Südufer des Turracher Sees in Kärnten. ?Das Hotel Hochschober, das höchstgelegene Ganzjahres-Ferienhotel, beherbergt Individualreisende, die ihren Urlaub in einem Wellnesshotel verbringen wollen, als Gäste. Es gibt keine Zusammenarbeit mit Reisebüros, kein Gruppengeschäft, kein klassisches Seminargeschäft?, unterstreicht der Inhaber Oliver Pichler von Oliver Pichler & Partner seine gemeinsam mit Hotelchefin Karin Leeb getroffene Positionierung. Die erfolgreiche Stammkundenbindung spricht eine deutliche Sprache und gibt den Unternehmensprofis Recht: ?Von den 20 Prozent Neugästen kommt der überwiegende Teil auf Empfehlung von Stammgästen.? Auch eine aktive Form der Außenkommunikation. ?Und wir haben den Anspruch, mit wirklich spannenden, meist über das Hotel Hochschober hinausgehenden Marketingkonzepten zu arbeiten. So haben wir vor ein paar Jahren etwa das Thema Faulheit/Genuss/ Faulenzen im Urlaub aufgegriffen.? Als besonderes Zuckerl gibt es in diesem ?Hohen Haus? einen authentischen orientalischen Hammam, mitten in den Alpen, und sogar einen chinesischen Turm. Dazu die Möglichkeit, auch im Winter im gewärmten Teil eines Bergsees mit Trinkwasserqualität bei wohligen 28° bis 30°C Wassertemperatur zu schwimmen. Und das alles unter einem sonnenbeschienenen Dach mitten in den Kärntner Nockbergen.
In die grüne Mark
?Sanus per aquam?, Gesundheit durch Wasser, wussten schon die alten Römer und setzten auf die wohltuende und verschönernde Kraft dieses reichlich sprudelnden Lebenselixiers. Ihrem schöngeistigen Beispiel folgen nun schon seit geraumer Zeit die steirischen Gesundheits- und Wellnessexperten. Zurückgehend bis in die Habsburgermonarchie, schreibt das steirische Thermenland seit 170 Jahren Geschichte. Die Quellen liegen seit jeher bis zu 3.000 Meter tief und sind bis zu 110°C heiß. All diese Gesundbrunnen haben zweierlei gemein: die heilende Wirkung und die professionelle Betreuung aus einer Hand. Heutzutage bedarf es dazu eines guten Marketings wie auch einer angewandten Formel: ?Lebenselixier und Genussfaktor Wasser sowie Bewegung, kombiniert mit Entspannung?, erläutert DI Franz Rauchenberger, Geschäftsführer des Tourismusverbands Steirisches Thermenland, die Strategie.
Nur 65 Kilometer von der Landeshauptstadt Graz entfernt sammeln sich die Vitalitätszentren jener sechs bekannten Thermenorte. Bei all diesen sechs Konkurrenzprodukten setzt man auf regionale wie auf konzeptuelle Unterscheidung. Durch die Vielzahl der Anbieter musste sich das steirische Thermenland zuerst spezialisieren: Bad Waltersdorf (?Die Quelle der Ruhe?), Sebersdorf (?Fun & more? ? Wasserspaß im Südsee-Wellenbecken), Bad Blumau (Kunst & Kultur, gstaltet von Friedensreich Hundertwasser), Loipersdorf (Familienspaß und Action), Bad Gleichenberg (170 Jahre Kurtradition) und Bad Radkersburg (Fitness: ?Therme der Bewegung ? Therme, die bewegt?).
Und noch etwas gibt?s es in der Heiltherme Bad Waltersdorf: TSM ? Traditionelle Steirische Medizin. Dabei geht man auch unübliche Wege: Wer hätte je gedacht, sich freiwillig Kürbiskernöl ins Gesicht massieren zu lassen? Heute weiß man um die pflegende, entspannende und glättende Wirkung des Öls. Und während der kalten Jahreszeit setzt die Region verstärkt auf heimische Erzeugnisse. Als Wohlfühlprodukte kommen Weintrester-Packungen, Traubenkern-Kosmetik und Holunder- oder Apfelmassagen zum Einsatz. Das ergibt einen geschmackvollen Einklang mit den seit einiger Zeit etablierten fernöstlichen Massagetechniken wie Shiatsu oder Tuina.
Jüngstes Bundesland
Im flachsten wie auch jüngsten Bundesland wurden seit dem EU-Beitritt 1995 mehrere Thermen aus dem Boden gestampft. Und da es sich um ein Ziel-1-Fördergebiet handelte, geschah dies unter Einsatz beträchtlicher Fördermittel. Herzstück der Thermenwelt Burgenland sind (vorerst) drei öffentliche Thermen: Sonnentherme Lutzmannsburg-Frankenau, die Burgenlandtherme Bad Tatzmannsdorf und die Therme Stegersbach. Bei diesem so nahe liegenden Konkurrenzverhältnis ist eine Unterscheidung überlebenswichtig. Angebote speziell für Babys und Kleinkinder machen die Sonnentherme zum Ziel Nummer eins für Eltern. ?Babyworld? nennt sich diese eigens konzipierte Welt. Kids sind von der ?Funny Waters? genannten Erlebnistherme begeistert. Doch Spaß und Wasser sind nicht alles ? deshalb bietet die Sonnentherme Gästen ab 16 Jahren auch die Möglichkeit, sich entspannt in die Ruhetherme ?Silent Dome? zurückziehen. Dieses Refugium hat sich unter Mithilfe von Frau Gabriele Haidwagner als Europas führende Baby- und Kleinkindertherme etabliert. (www.sonnentherme.com)
Etwa 40 Kilometer entfernt liegt der ehemalige Rehabilitationskurort Bad Tatzmannsdorf. Hier wartet das Resort ?Spannonia? auf die wellnesshungrige Kundschaft. Diese Oase verwöhnt nicht nur mit Warmluftbädern, Kräuter-dämpfen und Schwitzbädern: Es gibt auch den neu angelegten Saunagarten Eden zu entdecken, einen Sauna-Eiszauber sowie eine Duftbar. Dazu werden Bewegung, Entspannung und Ernährung als ganzheitliche Methode mit dem täglich kostenlosen Gesundheits- und Vitalprogramm angeboten. Für die Saunalandschaft wurden fünf neue thematische Erlebniswelten entwickelt, die unter dem Titel ?Darre?, ?Suhle?, ?Bergwerksauna?, ?Kräuterdampfbad? und ?Seesauna? ein unterscheidbares Konzept eröffnen. (www.spannonia.at)
Somit ist die kleine virtuelle Rundreise anhand einiger Beispiele zu den Unterscheidungsmerkmalen erfolgreich beendet. Zu guter Letzt darf gesagt werden, dass vieles ? trotz aller Bemühungen um marketingspezifische Unterscheidung ? einfach wie alles in der Welt ist und bleibt: Reine Geschmackssache!
Externes Marketing
Gutes Marketing ist das Um und Auf eines funktionierenden Unternehmens. Im Schnitt lassen Wellness- und Spa-Hotels fünf bis sieben Prozent ihres Gesamtjahresumsatzes in diesen Bereich fließen. Noch etwas höher klettern kann der Anteil, wenn ein Hotel neu eröffnet wird und sich am Markt erst etablieren muss. Grundsätzlich wird aber auch in diesem Fall die 10-%-Grenze nicht überschritten. Laut Karin Niederer, Beraterin für Marketing, Wellness- & Spa-Projekte bei Kohl & Partner, arbeiten Wellness- und Spa-Hotels ? wie es auch sonst üblich ist ? mit einem Mix aus Marketingmethoden: Ein beträchtlicher Teil des Geldes wird natürlich in die klassische Werbung, etwa in Inserate, Mailings und Hochglanzbroschüren, investiert. Und langsam aber sicher schafft sich auch das E-Marketing seinen Platz in der Bewerbung von Hotels, die beispielsweise von E-Mail-Newslettern Gebrauch machen und für einen angemessenen Internetauftritt sorgen. Im Großen und Ganzen ist E-Marketing aber eine Sparte, die noch stärker ausgebaut werden sollte. Dagegen wird der PR schon fast zu viel Bedeutung beigemessen ? leider setzen immer noch viele Hotels ?Marketing? mit dem Schalten von Inseraten gleich. Viel zu stiefmütterlich wird bei alledem das Interne Marketing behandelt, wobei, so Karin Niederer, gerade hier eine enormes Potential steckt.