Wir befinden uns auf 1.800 Meter Höhe am oberen Ende des Plessurtals in den Churer Alpen. Hier, im Schweizer Klimakurort Arosa, liegt von Wäldern umgeben die Tschuggen Bergoase Als Teil des bereits seit 1970 bestehenden Grandhotels Tschuggen öffnete der Wellnessbereich im Dezember letzten Jahres seine Tore ? und tat damit eine neue Welt des Lichts auf. Neun bis zu 13 Meter hohe, aus Stahl und Glas gefertigte Oberlichter ziehen schon von weitem den Blick auf sich. Wie riesige Segel ragen sie hervor und erlauben dem Tageslicht, sich seinen Weg durch die vier Etagen des in den Berghang hineingearbeiteten Gebäudes zu bahnen. Während die bis zu 3,8 Tonnen schweren Konstruktionen tagsüber die Sicht auf die umliegende Berglandschaft freigeben, strahlen sie nachts in Weiß, Gelb und Blau von innen heraus. Mit diesem Konzept setzte der international renommierte Schweizer Architekt Mario Botti einen unübersehbaren Akzent. Für das Lichtkonzept verantwortlich ist das Büro für innovative Lichtplanung, die Ausstattung übernahm die Firma Zumtobel.
So unaufdringlich das Tageslicht in die Räumlichkeiten eintritt, so geschickt unauffällig sind auch die künstlichen Leuchtkörper in die Architektur integriert. Am Stoß zwischen Wand und Decke befinden sich die Vouten, also Lichtschlitze, die mit Stabröhren in zwei verschiedenen Farbtönen hinterleuchtet werden: Warmweißes Licht betont die holzlamellenartige Deckenkonstruktion und die gleichen Lampen, mit Farbfolien versehen, lassen die grauen Wände der hohen Räume und Flure in einem feinen Blau erscheinen. Die Intensität des Farbtons kann dabei tageslichtabhängig in Nuancen verändert werden. Während das warmweiße Licht durch seine Rotanteile eine wohlig-warme Atmosphäre schafft, vermittelt das blaue Schimmern ein eher kühles Ambiente. Als Unterstützung des Vouten-Lichts in Räumen mit größerer Deckenhöhe dienen Downlights, die sich dezent in die Deckenarchitektur einfügen. Sternenlichtgleiche Elemente finden sich in den Durchgangsbereichen: Die gebogenen Betonwände fassen insgesamt 300 Endlichtstrahler. Hierbei handelt es sich um dünne Glasfaserkabel mit poliertem Kopf, die direkt in den Beton eingebracht oder einfach eingeputzt werden können. Einer Lampe bedarf es in diesem Fall also nicht.
Fliessendes Licht
Auch die Wasserwelt wird gekonnt mit Licht inszeniert. Unterhalb der geneigten Oberlichter sind Strahler mit einem breiten Ausstrahlwinkel zurückgesetzt und damit ebenfalls unsichtbar angeordnet. Als Pendant zum Tageslicht erzeugen diese Leuchten nachts ein Streiflicht, das den Natursteinwänden Plastizität verleiht. Das Wasser selbst erscheint durch die Reduktion der Oberflächenspiegelung hell und einladend. Dieser Effekt wird durch die Unterwasserbeleuchtung, bei der LEDs zum Einsatz kommen, erzielt. Mario Botta ging es bei diesem Projekt in erster Linie darum, eine angenehme Helligkeit zu schaffen, gleichzeitig die Architektur zu betonen und die lichtspendenden Quellen stets im Verborgenen zu halten.
Verspielter geht es hingegen in der mitten im Stadtzentrum liegenden, zum Hotel Steigenberger gehörenden Therme Meran in Südtirol zu, für deren Lichtdesign Matteo Thun& Partners verantwortlich zeichnen. Die Umsetzung oblag wiederum der Firma Zumtobel. Auch hier wurde das Licht als architektonisches Element in den Bau integriert. Im Gegensatz zur Tschuggen Bergoase treten die Lichtquellen jedoch oftmals selbst in Erscheinung und werden gar noch durch markante Stilelemente optisch hervorgehoben.
Tanzende Farben
Rote und orangefarbene Plexiglasringe sowie gelbe Scheiben desselben Materials, die alle frei im Raum zu schweben scheinen und sich langsam bewegen, fangen das Licht der großen, ballonförmigen Halogen-Metalldampflampen ein und projizieren es als komplexes Farbenspiel auf die Glaswände und die Wasseroberfläche. Diese sphärisch anmutende Stimmung im Wasserbereich steht dem auf Funktionalität ausgerichteten System bei den Treatmenträumen gegenüber: Die Stirnwand der Behandlungsräume ist als Active Light Wall ausgebildet. Ein Lichtmanagementsystem erlaubt es, in den Massageräumen je nach Art der Anwendung individuelle Farbstimmungen abzurufen, zu choreographieren, zu speichern und tagesverlaufs- oder auch jahreszeitenabhängig zu variieren. Hauptaugenmerk wird hier also auf die Möglichkeit gelegt, das Licht je nach Bedarfslage einzusetzen.
Auf Sparkurs
Auf dem Korridor des zum Hotel gehörigen Spa-Bereichs wiederum setzt die mit Halogenspotlights hinterleuchtete hölzerne Curtainwall einen individuellen Akzent. Die Beleuchtung der Gänge, Garderoben und Foyers ist zudem mit einem Tageslichtrechner vernetzt. Dieser ist in das Lichtmanagement der Allgemeinbeleuchtung integriert und ? je nach Zeit oder gewünschter Stimmung ? zentral steuerbar. Auf diese Weise lassen sich beachtliche Einsparungen im Energieverbrauch erzielen: Im Tagesbetrieb benötigt das Hotel lediglich die Hälfte, während der Nacht gar nur ein Drittel der maximalen Lichtleistung. Ähnlich wie bei der Lichtausstattung der Behandlungsräume setzt Zumtobel hier das Konzept der Humanergy Balance um: Dem Vorbild des natürlichen Lichts folgend, das sich im Tagesverlauf kontinuierlich verändert, ist auch die künstliche Beleuchtung ?keine statische mehr. Vielmehr erlaubt sie es, Einfluss auf das Licht zu nehmen, mit dem Licht zu arbeiten.