Unsere Haut schützt uns vor Kälte und Wärme, vor Wind und Nässe. Egal, ob die Temperaturen im Jänner frostig oder über der Nullgrenze liegen, das mit 1,8 m² größte Körperorgan, das wir Menschen besitzen, reguliert unseren Wärme-Kälte Haushalt zu jeder Jahreszeit. Und dafür sind insgesamt fast 60.000 Rezeptoren im Einsatz, damit wir die Unterschiede fühlen können. Im Winter signalisiert uns „die Haut durch Aufstellen der Härchen, dass es kalt ist. Sie produziert zwar Talg, aber am besten vor Kälte schützt warm anziehen und die richtige Pflege“, erklärt Dr. Brigitte Lagger-Truskaller, gelernte Kosmetikerin und Masseurin. Denn „die Luftpolster, die sich zwischen den Haaren bilden, um vor Frost zu schützen, reichen oft nicht aus, um uns im Winter warm zu halten. Die Haut und das Unterhaut-Fettgewebe werden nämlich bei Kälte weniger durchblutet“, ergänzt Martina Silly-Glaube, Geschäftsführerin MS Gaube Kosmetik GmbH.
Das Wunder: Haut
„Temperaturregulationen kleinster Hautblutgefäße lassen viel oder wenig Blut durch, je nach Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen“, so Dr. Holle-Robatsch. Und da die Haut zu einem hohen Prozentsatz aus Wasser besteht, braucht sie einen Schutzfilm, damit sie durch genau diese Wärmeunterschiede nicht austrocknet. „Der feine Lipidfilm, also die Fettschutzschicht wird kontinuierlich durch die Talgdrüsen an der Hautaußenseite produziert“, erklärt Holle-Robatsch weiter. Doch genau dieser Mantel, der sich aus Feuchtigkeit, Talgdrüsenfetten und abgestorbenen Hautzellen zusammensetzt, kann leicht ge- oder zerstört werden. Und dadurch sinkt die Widerstandskraft gegen schädliche Umwelteinflüsse. Zudem kann die Haut an Elastizität und Frische verlieren. Aber auch übermäßiges Sonnenbaden, Stress, falsche Ernährung und die Einnahme gewisser Medikamente verändert das Erscheinungsbild.
Kälte verschließt die Poren
„Kälte stresst die Haut, aber noch mehr der ständige Wechsel von warmen Räumen ins kühle Freie“, erläutert Silly-Glaube. Um kein Fett der Haut in der frostigen Jahreszeit zu verlieren, verschließen sich deshalb die Poren. „Bei acht Grad plus und darunter hören Talgdrüsen mit der Fettproduktion auf. Das führt zu einem gestörten Wasser- und Lipidfilm der Hautoberfläche und auch gesunde Haut wird sensibler“, führt Frau Holle-Robatsch aus. Der hauteigene Schutzfilm wird dünner und so trocknet sie rasch aus. Rote, rissige, knittrige Haut oder fahler Teint sind die Folge. Deshalb ist es wichtig, sich einen „Wintermantel für die Haut“ anzulegen.
Finger weg von Paraffin
Öl-in-Wasser-Emulsionen sind bei starkem Winterwetter nicht zu empfehlen. Denn das Fett pflegt zwar, könnte aber auf der Haut gefrieren und Schäden verursachen. Und auch von Produkten, denen Paraffin zugesetzt wurde, rät Dr. Lagger-Truskaller ab. Denn diese minderwertigen Fette legen sich wie ein Film über die Haut und stören so erst recht den Wasserhaushalt der Haut. „Außerdem sollten bei einer guten Creme keine Konservierungsstoffgemische enthalten sein. Denn alles, was künstlich ist und in die Haut eingebracht wird, kann eine allergische Reaktion auslösen. Es kann zu Juckreiz oder Rötungen kommen“, gibt Lagger-Truskaller zu bedenken.
Richtig ist wichtig
Egal ob Misch- oder trockene Haut, im Winter ist jeder Typ für Austrocknung anfällig. Und da so nicht nur die Elastizität verloren gehen kann, sondern die Haut zu allergischen Ekzemen und anderen Hautausschlägen neigt, sollte man rechtzeitig vorbeugen. Bei der richtigen Pflege trockener Haut geht es aber nicht in erster Linie darum, Feuchtigkeit zuzuführen, sondern den Wasserverlust zu verringern. Das Aufbringen einer wasserundurchlässigen Schicht, damit eine Okklusion entsteht, kann durch reine Fettsalben bewirkt werden. Melkfett, Vaseline oder unterschiedliche Öle können dafür verwendet werden. Oder aber man versucht, das Wasser in der Haut durch Feuchtigkeitsbinder festzuhalten, wie zum Beispiel durch Hyaluronsäure, Kollagen, Harnstoff oder Glycerin. Diese Öl-in-Wasser-Emulsionen dringen leicht ein und sind in Tagescremen oder Lotionen enthalten. Doch jeder, der sich gerne und viel im Freien aufhält, sollte noch fetthaltigere Cremen, also Wasser-in-Öl-Emulsionen, benutzen. Denn da „ist der Fettgehalt größer und schützt die Haut vor Kälte und das Wasser befeuchtet sie“, erklärt Silly-Glaube. Zu einer Umstellung der Pflegeprodukte auf fettreichere Cremen, die aber auch feuchtigkeitsspendende Substanzen beinhalten, rät auch Dr. Holle-Robatsch: „Ölige Emulsionen mit Vitamin E, C und A tagsüber als Radikalfänger und bevor man sich der Kälte aussetzt noch eine Schicht fette Creme ohne Wassergehalt, am besten mit Sonnenschutz.“ Und auch Panthenol, das in vielen Lotionen und Milchpflegeprodukten zu finden ist, hilft, ohne Risse und Wunden durch den Winter zu kommen.
Alkohol schadet
Ein Gläschen Punsch regt den Geist an und wärmt den Körper. Doch wenn er in Waschlotionen enthalten ist, sollte man vorsichtig sein. Denn auch der Alkohol trocknet die Haut aus. Brigitte Lagger-Truskaller empfiehlt im Winter milde Waschlotionen oder eine Reinigungsmilch: „Denn die schädigen den Hautmantel nicht allzu sehr. Je aggressiver das Mittel ist, desto eher wird der PH-Wert der Haut zerstört und Bakterien können schneller in die Haut eindringen.“ Doch auch die Lippen, die überhaupt keine eigenen Talgdrüsen besitzen, wollen gepflegt werden. Aber „Zungenbefeuchtung“ sollte vermieden und besser auf Pflege mit fetthaltigen Bestandteilen gesetzt werden. Wenn dann auch noch Vitamin E enthalten ist, bleiben die Lippen schön weich. Abgestimmte Produkte sind deshalb wichtig, um die Haut vor Austrocknung zu schützen.
Sport im Winter muss sein
Nichts ist schöner, als im weißen Schnee zu toben. Sei es nun Rodeln, Eislaufen, Ski- oder Snowboard fahren, der Schnee und das Eis laden zum Sporteln ein. Doch Vorsicht ist geboten, denn „besonders stark reagiert die Haut auf die Wintersonne, weil uns zu dieser Jahreszeit die schützenden Pigmente fehlen. Auch wird die Verstärkung der UV-Belastung durch Reflexion von Schnee meistens unterschätzt“, so Holle-Robatsch. Denn neben Haube, Schal und Brille ist zu beachten, dass auf der Piste eine normale Hautcreme oft nicht ausreicht, da die Kombination aus Kälte, Fahrtwind und Sonne zusätzlich belastet. Ein spezieller Kälteschutzbalsam und UV-Schutz beim Wintersport sollte in den Cremen enthalten sein, denn die UVB-Strahlung nimmt pro 1.000 Höhenmetern um etwa 20 Prozent zu. Aber auch die Reflexion des Schnees und des Eis kann die Einwirkung der Sonnenstrahlen auf der Haut sogar um bis zu 90 Prozent verstärken. Ein hoher Lichtschutzfaktor in Pflegen ist daher unerlässlich.
Zum Selbermachen
Man muss aber nicht viel Geld ausgeben, um sich und seinem Körper etwas Gutes zu tun. Zum Beispiel kann für ein „Relax Vollbad“ 200 Milliliter Schlagobers (in flüssiger Form) und ein wenig Honig unter das Badewasser gemischt werden. „Das haben wir auch in dem Bio-Hotel so gemacht, in dem ich als Kosmetikerin gearbeitet habe“, erzählt Brigitte Lagger-Truskaller. Oder man vermischt zwei Esslöffel warmes Olivenöl, reibt sich damit die Hände ein und steckt sie dann über Nacht in Baumwollhandschuhe. So kann das Öl gut einziehen und macht die Hände zart.
Tipps von den Profis
- viel trinken
- eine hohe Luftfeuchtigkeit in den Räumen
- Kälte und Luft entziehen der Haut Fett - Handschuhe und Eincremen schützen vor roten und rissigen Händen
- höchstens zweimal pro Woche baden und lange Wannenbäder vermeiden
- keine entfettenden Maßnahmen, wie exzessives Duschen mit Seife
- Durch fehlenden Talg und Schweißdrüsen in den Lippen, reissen diese oft auf - Lippenpflegestifte helfen
- Kinderhaut ist extrem anfällig: Fetthaltige Cremen sorgen vor
- Alte Haut ist sehr dünn, ein häufiger Kontakt mit Chemikalien, wie Seifen Kosmetika, belasten das Organ zusätzlich
- Kälte/Wärmebehandlungen (wie Sauna, Kneipp, Massagen), um die Durchblutung der Haut anzuregen
- keine mechanischen Peelings, nicht zu viel rubbeln nach der Dusche
WELLNESS WORLD Business, Jubiläumsausgabe 2011