Die kühlen Monate verlangen auch dem Hautbild einiges ab: Egal ob im geheizten Wohnraum oder in der Natur - die Luft ist wesentlich trockener als in der wärmeren Jahreszeit. Denn mit sinkender Temperatur nimmt die relative Luftfeuchtigkeit ab. Durch den Temperaturrückgang verändert sich auch der Stoffwechsel der Haut. Je kühler es wird, desto mehr wird die Blutzufuhr der Haut verringert. Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, damit die Wärme im Inneren des Körpers erhalten bleibt. Sinkt die Temperatur unter 8 Grad Celsius, stellen die Talgdrüsen ihre Aktivitäten ein. Durch den Mangel an Fett, wird die Schutzhülle schwächer, die die Haut vor dem Austrocknen schützen soll. Diesen atmungsaktiven Schutzfilm (Hydrolipidmantel) gilt es nun durch Treatments von Außen aufzubauen. Besonders Hände und Gesicht sollten mit Salben oder Fettsalben ausreichend behandelt werden, da sie dem rauen Klima am Stärksten ausgesetzt sind. Der Schutzfilm bringt jedoch auch den sogenannten Okklusionseffekt mit sich, der mithilfe von fetthaltigen Cremes gebildet wird. Die Abgabe von Wasser und Wärme durch die Haut wird dadurch blockiert. Doch nicht nur in der freien Natur, auch in den Innenräumen ist die Luft zu trocken. Für unsere Haut und den gesamten Gesundheitszustand wäre eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent optimal. Um für eine ausreichend feuchte Raumtemperatur zu sorgen, sollte man viele Pflanzen und eine Befeuchtung der Heizung installieren.
Risikofaktoren: Wind, Kälte und trockene Heizungsluft. Im Winter ist auch der Stoffwechsel der Haut verändert. Die Funktion der Talgdrüsen, die die Haut mit einer Fettschicht schützen, ist etwas verringert. Menschen, die zu trockener Haut neigen, haben in dieser Zeit vermehrt Probleme. „Unsere Haut ist ein Wärmeregulationsorgan. Sie muss im Winter die Durchblutung drosseln, damit weniger Wärme verloren geht“, bestätigt Dr. Josef Auböck, Leiter der Dermatologie-Abteilung des Linzer Allgemeinen Krankenhauses. Die Haut spannt infolge und beginnt zu jucken. Aber auch Einrisse der Haut, so genannte Fissuren, und Ekzeme können im Winter häufiger auftreten. Ist die Haut gerötet, bildet sie Bläschen oder Verkrustungen. Ein Juckreiz ist oft ein Hinweis auf ein Ekzem. Damit die Haut auch im Winter glatt und geschmeidig bleibt, sollte man zu reichhaltigen Pflegeprodukten greifen. Es ist deswegen durchaus sinnvoll, die Hautpflege der Jahreszeit entsprechend anzupassen. Da Nachtcremen reichhaltiger sind, beziehungsweise mehr Fett enthalten als Tagescremen, reicht es oft aus, die Nachtcreme auch tagsüber zu benutzen. Ansonsten gilt die Faust-Regel: auf wässrige Cremes verzichten und auf eine festere Konsistenz achten. Der einzige Haut-Typ, der im Winter nicht unbedingt eine Extra-Pflege benötigt: fettige Haut. Wer zu unreiner Haut neigt, schützt sie im Winter am Besten mit häufigerem Eincremen, anstatt ein fetthaltigeres Beauty-Produkt zu verwenden. Ansonsten können Hautprobleme noch schlimmer werden. Gel-Texturen, die Lipide beinhalten, sind leicht und trotzdem rückfettend und stellen damit eine optimale Winterpflege für die Haut dar. „Das sind rückfettende Salben, die wenig oder gar kein Wasser enthalten. Sie glätten die Haut und verhindern, dass Wasser ausdampft. Denn ist die Haut trocken oder rissig, kann mehr Wasser austreten“, meint Dr. Auböck. Rückfettende Salben legen sich wie ein Schutzfilm um die Haut, und bewahren sie dadurch vor Kälte und Trockenheit. Gerade unsere Lippen benötigen ein großes Extra an reichhaltiger Pflege. Sie verfügen über keine Talgdrüsen und können daher besonders leicht austrocknen. Die trockene Heizungsluft entzieht unserer Haut zusätzlich Feuchtigkeit. Es empfiehlt sich daher, auf eine bestimmte Luftfeuchtigkeit in den Räumen zu achten. Spezielle Wasserbehälter auf Heizkörpern oder Luftbefeuchter können helfen, das Raumklima nachhaltig zu optimieren. Vorsicht auch bei zu langen und häufigen Bädern, denn sie trocknen und belasten ebenfalls die Haut aus. Eine Hilfe können spezielle Badeöle und rückfettende Duschgels darstellen.
Sonnen-Schutz für die Haut. Für den Winter gilt besonders: Auch wenn die Luft kälter ist und wir subjektiv weniger Sonneneinstrahlung wahrnehmen, ist der Lichtschutz auf keinen Fall zu vernachlässigen. Da in höheren Lagen die Sonneneinstrahlung noch intensiver ist und der Schnee viel UV-Licht reflektiert, müssen Wintersportler besonders auf einen hohen UV-Filter achten. „Auch hier gibt es spezielle und handliche Produkte mit integriertem Kälteschutz, die besonders auf Nase, Ohren, Wangen und Lippen aufgetragen werden sollen“, klärt Mag. Adelheid Klinglmair, Vorstandsmitglied der Apothekerkammer, auf. Nicht nur von außen, sondern auch von innen können wir unseren Körper auf die kalte Jahreszeit vorbereiten. „Es gibt spezielle Produkte wie Fettsäure-Kapseln zum Einnehmen, die die Hautdichte verbessern und der Trockenheit entgegen wirken“, berichtet Mag. Klinglmair. Außerdem sollte man auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr schauen. Ernährungswissenschaftler empfehlen eine tägliche Trinkmenge von etwa zwei Litern.
Winter-Treatments zur Stärkung der Abwehrkräfte. Vitalisierende Massagen mit Granatapfelöl, ein wohliges Bad mit Blüten des roten Sonnenhuts oder ein Sauna-Aufguss mit Eisenkraut: ein Winter-Treatment ist die beste Gelegenheit, um Körper und Seele mit immunstärkenden Mitteln sanft auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten. Spezielle Winter-Treatments spenden dem Körper eine Extraportion Energie, die dieser im Winter dringend benötigt. „Eine dazu ergänzende reichhaltige Pflegelinie aus hochwirksamen Pflanzenessenzen bildet die Basis für die speziell zur Stärkung des Immunsystems entwickelten Treatments“, meint Susanne Kaufmann, Spa-Inhaberin in Österreich und Deutschland. Der rote Sonnenhut ist nur eines der Kräuter, die ihre heilende Wirkung bei den Wellnessanwendungen entfaltet. Parallel dazu kann man den Körper mit Saunagängen und anschließenden Kneippgüssen auf die Anforderungen des Winters ideal vorbereiten.
Intensive Feuchtigkeit für den gesamten Körper. Eine Extra-Portion Pflege benötigen unsere Lippen in der kalten Jahreszeit, da sie keine Talgdrüsen haben und so schnell zum Austrocknen neigen. Als Lippenpflege sollte ein fetthaltiger Lippenbalsam verwendet werden.
Die richtige Pflege beginnt schon beim Waschen. Eine schonende Hautreinigung - entweder mit lauwarmem Wasser oder milden Reinigungspräparaten (Syndets) – schaffen hier Abhilfe. Auch die Wintersonne sollte nicht unterschätzt werden: Um die Haut vor schädigenden UV-Strahlen zu schützen, ist eine Sonnencreme und eine Lippenpflege mit hohem Lichtschutz-Faktor essenziell. „Gerade auf den hohen Bergen ist eine Kombination aus Kälteschutz, Sonnenschutz und der normalen Tagespflege unbedingt notwendig. Der Kälteschutz stärkt die Haut vor den Minus-Graden. Der Sonnenschutz hilft gegen die schädlichen Sonnenstrahlen und schützt vor Pigmentflecken. Und die Feuchtigkeitspflege sorgt für eine nährende Pflege der Haut und ausreichend Feuchtigkeit. Bei der Lippenpflege sollte man auf Produkte ohne Parabene setzen, da diese die empfindliche Lippenhaut nur noch mehr austrocknet“, gibt Natalia Mikova, Beauty-Expertin aus dem Kur- und Kneippbereich, am Schluss noch mit auf den Weg.
Infobox
Dr. Uta Schlossberger - Fachärztin für Dermatologie und Venerologie - gibt wertvolle Tipps zur Hautpflege in der kalten Jahreszeit.
Was raten Sie für die Pflege der Haut im Winter?
Dr. Schlossberger: Bei diesen extremen Umwelteinflüssen braucht die Haut eine extra Portion Feuchtigkeit. Dies ist mit der alleinigen Anwendung einer Creme von außen oft nicht getan, denn diese dringt nicht bis in die tiefsten Hautschichten vor, wo der Feuchtigkeitsverlust stattfindet.
Wenn die Haut von Innen mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt ist - kann man sich dann die Pflege von außen sparen?
Dr. Schlossberger: Auf keinen Fall! Eine ergänzende Pflege von Außen im Winter ist besonders wichtig. Aufgrund der in der Winterzeit verschärften Umwelteinflüsse wie Kälte und Trockenheit ist es hierbei entscheidend, dass die Pflege die Hautschutzbarriere aufbaut und erhält. Deswegen empfehle ich eine besonders reichhaltige Pflegeserie.
WELLNESS WORLD Business, Ausgabe 6/2011