Schönheit ist längst keine Frauensache mehr. Duschen, Haare waschen, Zähne putzen und Gesicht reinigen und Rasieren ist immer mehr Männern zu wenig. Pflege und Styling sind ebenso angesagt. Dabei gilt: Je jünger, desto körperbewusster sind die Männer. Gesichtspflege, Bodylotion, Anti Aging-Produkte, Peeling und ein guter Duft finden bei immer mehr Männern Anklang. Mit Bart aber ohne Körperhaare ist ebenso in, wie Farbe auf dem Kopf. Männer werden zu Kosmetik-Fans, denn sie haben erkannt, dass sie mit der richtigen Pflege besser ankommen. Ein Mann, der etwas auf sich hält, greift selbstbewusst zu Männer-Pflegeserien. Schließlich sind diese speziell für seine Pflegebedürfnisse entwickelt. Zwar macht der Anteil von Pflegeprodukten speziell für Herren am Gesamtmarkt noch einen recht kleinen Posten aus. Aber hier werden jedes Jahr zweistellige Zuwächse erzielt. 2006 betrug das Marktwachstum satte 19 Prozent.
Männerhaut ?tickt? anders
Doch braucht der Mann überhaupt eigene Kosmetik? Ja, meint der Wiener Hautarzt Markus Dawid: ?Das Geschlechtshormon Testosteron macht den Unterschied, auch bei der Haut. Männerhaut ist dicker, grobporiger und produziert doppelt soviel Talg, als die Haut der Frauen. Außerdem enthält Männerhaut mehr Kollagen und Fettpolster. ?Der hohe Testosterongehalt in der Haut des Mannes bewirkt besondere Eigenschaften?, erläuterte Dawid. ?Im Vergleich zur Frauenhaut ist sie 16 bis 20 Prozent dicker und das Stützgewebe ist stärker vernetzt.? Durch ihre Dicke, ihre erhöhte Elastizität und eine stärkere Talgdrüsenaktivität widersteht Männerhaut länger der Faltenbildung. Mit Mitte 30 ziehen die Geschlechter aber schon wieder gleich. Schlimmer noch: ?Hat die Hautalterung beim Mann erst einmal eingesetzt, zeigt sie sich deutlicher. Statt Knitterfältchen bilden sich tiefe Furchen, weil die elastinen Fasern verklumpen.?
Im Vordergrund bei der Pflege von Männerhaut stehen deshalb intensive Tiefenreinigung, Hilfe gegen Hautunreinheiten und leicht entzündliche Haut sowie intensive Feuchtigkeit. Vitalisierende Waschgels und regelmäßige Peelings befreien die Haut von Schmutz, Talg und abgestorbenen Hautschüppchen und klären das Hautbild. Pflegecremes gibt es mittlerweile für normale, fettige und sensible Männerhaut. Sie ziehen besonders rasch ein und geben ein erfrischendes Hautgefühl. Spezialprodukte mindern zudem die ersten Fältchen oder unschöne Augenringe.
Männer haben eine ganz andere Hautstruktur, als Frauen. Hier die größten Unterschiede im Vergleich:
? Männerhaut ist dicker ( bis zu 22% im Gesicht ) und enthält mehr Collagen
? Sie ist fettiger und neigt dadurch häufiger zu Unreinheiten
? Sie altert später als bei Frauen, dann aber sehr schnell
? Sie schwitzt mehr
? Der hydro- lipidische Schutzfilm an der Hautoberfläche wird durch die tägliche Rasur angegriffen und geschwächt
Haare und Kopfhaut beleben
Eine entscheidende Rolle spielt das Sexualhormon bei der Körperbehaarung. Kopfhaare vertragen den Testosteronausstoß ab der Pubertät häufig nicht gut. Haarprobleme bei Männern bedeuten Schuppen, fettige Haare oder Haarausfall, also typische Probleme der Kopfhaut. Grund für fettige Haare ohne Volumen ist eine erhöhte Fettproduktion der Talgdrüsen in der Kopfhaut. Schuppen entstehen durch eine erhöhte Zellteilung, und Haarausfall ist zumeist hormonell bedingt. Der so genannte androgenetische Haarausfall macht sich als Geheimratsecken oder Hinterkopfglatze bemerkbar. Außerdem waschen Männer ihre Haare deutlich öfter als Frauen. Männershampoos setzen daher neben sanfter, gründlicher Reinigung vor allem auf Komponenten, die das natürliche Gleichgewicht der Kopfhaut wieder herstellen. Meist werden erfrischende Zusätze wie Minze, Teebaumöl, Zitrus oder Kräuterextrakte beigemengt. Sie beleben die Kopfhaut, sorgen für ein frisches Gefühl und erhöhen den Wohlfühlfaktor. Einerseits ist das Hormon Testosteron für den Haarausfall verantwortlich, andererseits lässt Testosteron die männliche Gesichtsbehaarung sprießen.
Wer rasiert, braucht doppelte Pflege
Für die meisten Männer ist Glatt-rasiert-sein ein Muss. Doch gerade die Rasur ? egal ob nass oder trocken ? strapaziert die Haut. ?Rasieren macht anfälliger für Irritationen von außen?, sagte Dawid. ?Bei der Rasur wird mit den Barthaaren die oberflächliche Hornhaut abgetragen. Das ist jene Schicht, die den Feuchtigkeitshaushalt reguliert und als Schutzschicht fungiert.? Dabei entstandene ?Mikrotraumen? machen die Haut zu einer ?Angriffsfläche für Bakterien?. Im Laufe seines Lebens rasiert sich ein Mann etwa 16.000 Mal. ?Mit den Jahren wird die Haut dadurch zunehmend reaktiver.? Die meisten Männer gestehen sich das Problem nicht ein. ?Selbst Patienten mit akutem Rasurbrand verneinen, dass ihre Haut empfindlich ist?, sagte Dawid. Ein paar einfache Tricks machen das Rasieren angenehmer für die Haut. Reinigung und Peeling bereiten sie optimal auf die Rasur vor und entfernen eventuell eingewachsene Barthaare. Rasierschaum oder -gel machen die Barthaare weicher und glatter. So können sie bei der anschließenden Rasur besser entfernt werden. Wichtig: Nach der Rasur nicht auf Pflege, beispielsweise mit After Shave, vergessen. Das beruhigt die Haut und mindert Hautreizungen. Ganz schlecht: ?Stark alkoholhältiges Rasierwasser. Alkohol löst Fett. Das laugt die Haut aus und vergrößert den Feuchtigkeitsverlust noch.?
?Moderne Männerkosmetik soll die Hydration verbessern, nach der Rasur die Haut beruhigen und ihre Schutzschicht wiederherstellen. Hier haben sich Kalzium, Magnesium, Vitamin A und C als aktive Inhaltsstoffe bewährt?, so der Dermatologe. ?Produkte mit Breitband-UV-Filter beugen lichtbedingten Schäden vor."
Wie viel Creme braucht Mann wirklich?
"Man muss der Haut die Energie zurückgeben, die sie mit den Jahren verliert", meinte der Biologe Thomas Blatt von Beiersdorf, der schon seit Jahren den Alterungsprozess der Haut erforscht und ein Mittel für diese Energiezufuhr gefunden hat. Es trägt den Namen "Q10" und beschert seinem Arbeitgeber erstaunliche Umsätze in der Männerpflege.
Q10, eine vitaminähnliche Substanz, welche die Produktion körpereigener Energie anregen soll sorgt laut Thomas Blatt dafür, dass sich Zellen regenerieren. Was immer mehr Männern offenbar immer wichtiger erscheint.
Der gesamte Markt der Gesichtspflegeartikel für Männer boomt. Davon profitiert zum Beispiel auch der Kosmetik-Gigant L'Oréal, der neben der hochpreisigen Biotherm-Linie auch die etwas günstigere Serie Men Expert bereithält. Der Wirkstoff hier heißt ADS, was - ähnlich wie Q10. Dazu kommen Firmen, die ihr Pflegerepertoire um Männerprodukte ergänzt haben, unter ihnen Clarins, Lancôme, Shiseido, Clinique und Declaré. Immer mehr Marken bieten mittlerweile sogar ausschließlich Männerprodukte an, etwa Zirh und Anthony Logistics aus Amerika oder Nickel aus Frankreich.
Bei der reichen Auswahl stellt sich die Frage: Wie viel Pflege braucht ein Mann wirklich? "Eigentlich reicht der Männerhaut eine Feuchtigkeitscreme", sagt Universitätsprofessorin für Kosmetik, Martina Kerscher, und weiter: "Wer aber etwas gegen Falten unternehmen möchte, kann dies am besten mit Cremes tun, die Vitamin A oder C enthalten." Von Q10 erwartet sie einen ähnlichen Effekt, fügt aber hinzu, dass zu wenige wissenschaftliche Daten vorlägen, um die genaue Wirkung dieser Substanz an der Haut nachzuvollziehen. Wer regelmäßig creme, so die Professorin, könne davon ausgehen, dass nach sechs Monaten die ersten kleinen Falten verschwänden - "davor sind die Effekte meist nur mit Ultraschall messbar", so Kerscher.