Der dreitägige Kongress präsentierte ein dichtes Programm an Vorträgen die unter dem Motto Zusammenkommen, um die Zukunft zu formen standen. Darüber hinaus wurden viele internationalen Studien über die Spa- und Wellnessindustrie präsentiert, durch die ein offener Diskurs zu einer Vielzahl wichtiger Themen in Gang gesetzt wurde.
Ein Thema, das sehr kontroversiell diskutiert wurde, war Wellness. Dabei zeigte sich, dass der Wellnessbegriff von nationalen und kulturellen Traditionen geprägt ist. So wird unter Wellness in Europa, vielleicht sogar allein in Zentraleuropa, etwas völlig anderes verstanden als in Nordamerika oder Asien. Während bei uns Wellness von der Thermenkultur und dem Element Wasser geprägt wird, sind es in Amerika wie auch in Asien völlig andere Faktoren, die jedoch präzisiert und definiert werden müssen, um einen einheitlichen Wellnessbegriff zu schaffen. In den Diskussionen wurde schließlich eine Balance gefunden, indem Wellness anhand folgender Aspekte umrissen wurde: Soziales, Spirituelles, Gesundheit, Architektonisches, Finanzielles, etc. Interessant war, dass der finanzielle Aspekt in Österreich, im Gegensatz zur USA, immer etwas in den Hintergrund tritt. Worauf man sich aber einigen konnte, war eine allgemeine Begriffsbestimmung, die insbesondere den persönlichen Zustand in den Vordergrund stellt. Wellness beinhaltet demnach die Grundlagen von Glück wie auch die Balance von beruflicher, sozialer und finanzieller Gesundheit. Diese Diskussionen zeigen aber, wie wichtig es wäre Wellness und Health Care (medizinische Vorsorge) international einheitlich zu definieren.
Medizin versus Wellness
Wenn es jedoch um medizinische Dienstleitung geht, spielt das starke Lobbying der Pharmaindustrie eine gewichtige Rolle und dies leider noch mit negativen Folgen für die Wellnessindustrie, wie bei der Konferenz kritisiert wurde. Daher tauchte in den Gesprächen auch immer wieder die Forderung nach einer starken Vertretung für die Wellnessindustrie gegenüber dem Einfluss der Pharmaindustrie auf. Dies betrifft insbesondere die integrative oder die Komplementärmedizin. Dennoch zeigen sich auch Veränderungen in der medizinischen Therapie von Ärzten. Genau das führt zu der aktuellen Entwicklung, dass medizinische Behandlungen und Wellnesskonzepte zusammengeführt werden. So werden in den USA Spas bereits in Kliniken integriert und Patienten erhalten zusätzlich Spa-Treatments.
Dennoch wäre es notwendig, auch die medizinische Ausbildung so auszurichten, dass Ärzten die Bedeutung und Wirkung von Massagen sowie von anderen Wellnessbehandlungen stärker bewusst wird. Umgekehrt müsste auch die Ausbildung für Therapeuten und Spa-Manager verbessert werden, um die unterschiedlichen Heilungsansätze erweitern zu können. Dazu meint Eva-Maria Adamer-König von der FH Joanneum Bad Gleichenberg: Dieses Ziel ist jedoch nur erreichbar, wenn die Spa-Mitarbeiter ausgezeichnet ausgebildet sind und sie so die unterschiedlichen Erwartungen der Gäste aus aller Welt erfüllen können. Um das zu erreichen, wären neue Ausbildungsanforderungen und Entwicklungen im Spa-Management notwendig.
Technologische Entwicklungen
Neben der Ausbildung sind für die Steigerung der Umsätze technologische Trends und Neuerungen von Bedeutung. Allen voran steht überraschenderweise nicht das Internet, sondern die mobile Kommunikation. Smartphones werden massiv nachgefragt, daher werden mobile Applikationen und Buchungssysteme in Echtzeit immer wichtiger. Individualisierung - das Zauberwort im Kundenservice - verheißt profitable Ergebnisse, erfordert jedoch auch angepasste Customer Relationship Management-Systeme, die mehr Informationen über die Gäste sammeln und verwalten. Daraus resultiert wiederum, dass eine individualisierte Preis- und Produktanpassung notwendig ist. Doch nicht nur mobile Kommunikation sondern auch das Internet und die damit verbundenen sozialen Netzwerke (Artikel dazu in dieser Ausgabe), wie Twitter & Co können die Buchungsraten steigern.
Erfreulich war die Einschätzung der Experten in Hinblick auf die Zukunft: Der Branche geht es im Großen und Ganzen gut und es sollte heuer wie auch im nächsten Jahr noch besser werden.
Da die Gesundheitskoten in den USA von US$ 2,1 Trillionen (2006) auf US$ 3,6 Trillionen im Jahr 2014 steigen werden, wie auch Prof. Kenneth R. Pelletier von der Medizinischen Universität von Kalifornien in seinem Vortag bestätigte, sind neue Gesundheitsvorsorgesysteme erforderlich. Dies gilt auch für Europa, da sich hier ein ähnlicher Trend zeigt. Zudem werden die Vorsorgekosten in Unternehmen deutlich steigen. Hier wird die Spa-Industrie gefordert sein, indem sie Verbesserungsprogramme entwickelt. Menschen erkranken heute aus anderen Gründen als noch vor einigen Jahren. Mentale Probleme, Burnout oder Herzinfarkte nehmen zu, daher wären neue Konzepte gefragt und genau da könnte das Wellness-Konzept ansetzen, meint Prof. Pelletier.
Wirtschaftliche Faktoren
Während Treatment-Einnahmen laut einer STR Global-Studie, die von Jan D. Freitag präsentiert wurde, in amerikanischen Day Spas wie auch in Luxus Hotels aufgrund der viel zu hohen Rabatte zurückgehen, steigen die Einnahmen im Salon Service bei Beauty Anwendungen, etc. Interessanterweise belegt dieselbe Studie eine höhere Auslastung bei Luxus Hotels ohne Spa, zeigt jedoch auch, dass die ADR (Average Daily Rate) in Luxus Hotels mit Spa deutlich ansteigt. Das bedeutet ganz klar mehr Umsatz mit weniger Gästen.
Ebenfalls präsentiert wurden Benchmark-Studien aus unterschiedlichen Regionen, die die Wichtigkeit von Kennzahlen im Spa deutlich unterstreichen. Die Studie Spas and the Global Wellness Market: 2010, durchgeführt vom SRI International (Stanford Research Institute), ist hier hervorzuheben, da sie umfangreicher angelegt ist. Sie enthält nicht nur eine Definition von Wellness, sondern auch konkrete Zahlen zum Wellness-Markt und Empfehlungen, um das Geschäft anzukurbeln.
Potentiale des Wellness Clusters
Der Gesamtmarkt wird in der Studie auf US$ 1,9 Trillionen geschätzt und teilt sich auf viele unterschiedliche Sparten auf. Diese Sparten sind unter anderem Spas (US$ 60,3 Miliarden), Komplementärmedizin (US$ 113,0 Miliarden), Wellness-Tourismus (US$ 106,0 Mil.) und der medizinische Tourismus (US$ 50,0 Mil.).
Der aktuelle Wellness-Consumer-Markt ist geschätzte 289 Millionen Konsumenten schwer. Laut SRI teilt er sich auf die 30 wohlhabensten Industrieländer auf. Zu diesen unglaublichen Zahlen, die in den nächsten Jahren zu erfreulichen Entwicklungen führen sollen, kommt eine positive Grundstimmung in der Industrie hinzu. Sie ist bereit, weiter in diesen Sektor zu investieren und damit zum unmittelbaren Wachstum beizutragen wie auch selbst davon zu profitieren.
Eine Forderung der Studie ist es auch, den Fokus mehr auf die Forschung zu richten. Dies könnte eventuell in Verbindung mit medizinischen Partnern durchgeführt werden, die die Entwicklung schneller vorantreiben können. Eine Alternative wären Partner, die im medizinischen Tourismus tätig sind, um gemeinsam Dienstleitungen oder Behandlungen für die Zeit vor oder nach einer Operation bzw. für die Rehabilitationsphase zu entwickeln.
Empfohlen wurde auch eine proaktive Richtung, bei der Wellness als ganzheitliches Produkt angeboten wird. Das könnte auch bedeuten, Services für Unternehmen und deren Mitarbeiter zu entwickeln. Abschließend wurde auch zu Aktivitäten geraten, die helfen sollen, das Business weiter voranzutreiben. So sollte der Begriff Wellness klar definiert werden, um keine Verwirrung bei den Konsumenten zu erzeugen. Auch eine stärkere, kontinuierliche Präsenz in den Medien wurde gefordert, da so das Thema Gesundheit auch öffentlich diskutiert wird. Eine Empfehlung, der wir uns nur anschließen können, da wir das kontinuierlich und hoffentlich auf anspruchsvolle Weise tun.
Falls Sie mehr dazu wissen wollen, können Sie sich gerne an uns wenden. Senden Sie uns einfach ein E-Mail mit dem Betreff Global Spa Summit. Sollten Sie selber Untersuchungen oder Studien zum Wellnessmarkt durchführen, so lassen Sie uns das ebenfalls wissen. Nächstes Jahr übrigens findet der Global Spa Summit in Bali statt - einer großartigen Destination, die man gleich mit einer Spa-Studienreise verbinden kann.
SPA WORLD Business, Ausgabe 3/2010