Im Kampf für glatte Haut an Schenkeln und Po ist Frau auch bereit, einiges zu investieren, was von Geschäftemachern weidlich ausgenutzt wird. Die Ausgaben für Cellulite-Maßnahmen werden auf jährlich sechs Milliarden Euro geschätzt. Zahlreiche Cremes und Apparaturen, die nur allzu schnelle Abhilfe versprechen, sind im Handel erhältlich. Schlacken oder Säuren sollen damit ausgeschwemmt werden, spezielle Tees und Mixturen das Übel von innen beseitigen. Die schlechte Nachricht vorweg: Die meisten angebotenen Wundermittelchen sind schlicht unwirksam. Aber: Durch konsequente Ernährung und Bewegung kann man gegen die unliebsamen Problemzonen etwas unternehmen.
?Dass die Cellulite fast ausschließlich Frauen betrifft, liegt am speziellen Aufbau ihrer Haut und deren Reaktion auf die weiblichen Hormone: Die Lederhaut der Frauen ist viel weniger derb und viel elastischer als jene der Männer?, erklärt der Dermatologe Jochen Niehaus. ?In ihrer Unterhaut finden sich vermehrt Fettzellen. Kollagenfasern, die dort für Reißfestigkeit sorgen, lagern sich bei der Frau parallel nebeneinander, während sie beim Mann netzartig ineinander verwoben sind. Dadurch können sich Fettzellen, wenn sie wachsen, zwischen den Kollagenfasern hindurchzwängen und werden an der Oberfläche sichtbar. So entsteht die noppige Struktur an den betroffenen Flächen?, so der Experte.
Die schlechte Nachricht: Wunder gegen Cellulite gibt es nicht!
Die gute Nachricht: Bewegung und Sport helfen schon.
Im normalen Zustand sind Gewebezellen nicht größer als der Kopf einer Stecknadel. Bei Cellulite erreichen sie jedoch leicht das Zehnfache ihres natürlichen Maßes. Die Erhebungen der Orangenhaut sind also eigentlich nichts weiter als riesige Fettzellen, die vom Bindegewebe nicht mehr in der Unterhaut festgehalten werden konnten.
Östrogen ist dafür verantwortlich, dass Frauen ihr Depotfett bevorzugt an Schenkeln und Po ablagern, ebenso sorgt es für die beschriebene elastischere Textur der Kollagenfasern. Lipozyten, die Fett speichernden Zellen, werden zudem einiges größer als beim anderen Geschlecht. Hat sich die Cellulite erst einmal entwickelt, kommen Stoffwechselprobleme hinzu und verschlimmern die Situation noch: Aufgeblähte Fettzellen behindern den Abfluss von Lymphe und Blut, wodurch Wasser in das umliegende Gewebe abgepresst wird. Ergebnis: Die Haut ringsherum schwillt zusätzlich an.
Kosmetisch werden unterschiedliche Stufen des Hautbildes unterschieden:
Stadium 0: Glatte Hautoberfläche. Das Matratzenphänomen lässt sich im Kneiftest nicht auslösen.
Stadium 1: Im Stehen und Liegen zeigt sich eine glatte Haut. Doch man erkennt Cellulite, wenn man die Haut an den betroffenen Stellen mit beiden Händen zusammenschiebt. Die typische Orangen-Struktur wird dadurch sichtbar.
Stadium 2: Die Hautoberfläche erscheint im Liegen glatt, im Stehen, bei Seitenlicht oder unter Muskelanspannung ist Cellulite bereits zu erkennen.
Stadium 3: Hier ist die Cellulite schließlich nicht mehr zu übersehen.
Ursachen der unschönen Dellen:
Veranlagung spielt bei der Cellulite eine große Rolle. So leiden selbst Spitzensportlerinnen, die sich extrem viel bewegen und bewusst ernähren, an Orangenhaut, Krampfadern oder Besenreisern. Vielmehr ist die Ursache im schwachen Bindegewebe zu suchen ? bedingt durch weibliche Hormone. Sie sind nicht nur in pharmazeutischen Produkten, sondern auch vermehrt in tierischen Nahrungsmitteln sowie mancherorts im Trinkwasser zu verzeichnen, was auch die Cellulite bei Männern erklärt. Dennoch gibt es etliche andere Einfluss-Faktoren:
- Übergewicht: Je mehr Fett in den Lipozyten gespeichert ist, desto deutlicher treten diese hervor. Eine falsche Ernährung mit zu viel Kohlehydraten und Fett steckt häufig hinter dem Problem.
- Bewegungsmangel führt dazu, dass die Muskelmasse geringer und durch Fettgewebe ersetzt wird. Gleichzeitig verschlechtert sich die Durchblutung.
- Rauchen ist gleich doppelt an der Entstehung von Cellulite beteiligt: Nikotin verengt zum einen die Blutgefäße der Haut, was den Stoffwechsel in diesen Regionen drosselt, zum anderen wird direkt die Kollagenstruktur des Bindegewebes geschädigt.
- Krampfadern - ebenfalls eine Folge von Bindegewebsschwäche - behindern Blutfluss und Stoffwechsel. Der Stau in den Gefäßen führt zu Wasseransammlungen und zur Schwellung der Haut.
- Ob zusätzliche Hormone durch Einnahme der Pille fördernd auf Cellulite wirken, wird diskutiert, ist bislang aber noch nicht geklärt.
Was tun dagegen?
Viel Bewegung, viel trinken und eine bewusste Ernährung raten die meisten Ärzte. Unterstützend sind alle Maßnahmen sinnvoll, die sich anregend auf die Durchblutung der Haut auswirken. Wechselduschen über mindestens drei Minuten mit jeweils drei Kalt- und Warmdurchgängen sowie Massagen mit einem Massagehandschuh oder einer Bürste straffen das Gewebe. Wie bei Diät und Sport kommt es auch dabei auf die Regelmäßigkeit an. Reicht das nicht aus, ist Unterstützung von außen gefordert. Dabei gilt eine Grundregel: Je früher Gegenmaßnahmen getroffen werden, desto leichter lassen sich Cellulite und Venenleiden zurückbilden und desto größer ist die prophylaktische Wirkung.
Cremes & Co.:
Der Kosmetikmarkt bringt jährlich immer neuere und immer ?bessere? Anti-Cellulite-Produkte auf den Markt. Diese sollen täglich in die betroffenen Hautpartien einmassiert werden und so Schlackenabbau sowie die Durchblutung fördern. Gegen Cellulite scheint allerdings nur die regelmäßige Massage wirklich zu helfen. In Tests der Stiftung Warentest gab es kein einziges Produkt, das die Dellen beseitigt (Produkte in Drogeriemärkten von zehn bis über 100 Euro). Dermatologen bezweifeln vor allem, dass die verschiedenen Wirkstoffe wie Efeu, Silizium, Ginkgo oder Fruchtsäuren überhaupt bis in jene Schicht gelangen, in der sie eigentlich wirken sollten, nämlich in der Unterhaut. Für Cremes, Gels und Salben ist aber schon nach wenigen Millimetern Schluss. Gleiches gilt für Packungen und Bäder mit Algen- oder Mineralzusätzen. Diese mögen die Haut zwar äußerlich pflegen, gegen die Orangenhaut richten sie aber nichts aus. Innerlich anzuwendende Mixturen, Pulver, Tees und Tabletten sind - was die Cellulite betrifft - ebenfalls schlicht unwirksam. Die versprochene "Entschlackung", "Entsäuerung" oder Reinigung des Bindegewebes entbehrt dabei jeglicher wissenschaftlichen Grundlage.
Einige Therapien zielen auf die Anregung des Stoffwechsels und einen verbesserten Lymphabfluss. Saugpumpenmassagen und Lymphdrainagen sind dazu unterstützend sinnvoll. Die Anwendungen sind aber nur durch ausgebildete Masseure oder Physiotherapeuten durchgeführt wirklich erfolgreich. Elektrische Heimgeräte für diesen Zweck ernteten allesamt das Testurteil "mangelhaft".
Für alternative Therapien wie Bodywrapping, Reflexzonentherapie, Hitzetherapie etc. steht der Wirksamkeitsbeweis noch aus - Experten bezweifeln jedoch, dass er je erbracht werden kann.
Letzter Ausweg: Operation
Zeigen sich trotz aller Anstrengungen keinerlei Erfolge, bleiben zur Wiedererlangung straffer Haut letztlich nur noch chirurgische Maßnahmen übrig. Doch Wunder darf man sich auch von diesen nicht erwarten: ?Am häufigsten kommen verschiedene Arten der Fettabsaugung (Liposuktion) zur Anwendung. Dadurch verschwindet ein erheblicher Teil des Depotfetts von den Hüften. Die Körpersilhouette wird zwar sichtbar schmäler, Dellen und Erhebungen einer Orangenhaut aber bleiben. Wenn sehr große Fettmengen abgesaugt werden, kann danach noch eine Straffung der erschlafften Haut nötig werden?, erklärt Jochen Niehaus.<meta http-equiv="CONTENT-TYPE" content="text/html; charset=utf-8" /><title></title><meta name="GENERATOR" content="OpenOffice.org 3.0 (Win32)" />
BEHANDLUNGSMETHODEN:
Folgende Maßnahmen werden bei Orangenhaut angewendet, auch wenn bei den meisten ein Wirkungsnachweis fehlt:
Behandlung mit Unterdruck in einer speziellen Vakuum-Röhre
Lymphdrainage: Sie verbessert die Durchblutung des Fettgewebes und regt den Zellstoffwechsel an. Eingelagertes Wasser verringert sich deutlich, doch der Effekt hält nicht lange an.
Anregung der Durchblutung der Haut durch ausreichende Bewegung, Wechselduschen und Bürstenmassagen: Regelmäßiges Bürsten der Problemzonen sowie das anschließende Auftragen von Feuchtigkeitslotion verbessern die Durchblutung und das Hautbild ebenfalls.
Saug-Pump-Massage: Mit Massage-Saugglocken wird das Gewebe ?durchgewalkt?. Das verbessert die Durchblutung und lässt Schlacken abfließen.
Saug-Roll-Massage: Behandelt wird mit einem Gerät, das einen Unterdruck entstehen lässt. Das verbessert Lymphzirkulation und Durchblutung. Nach mehreren Sitzungen verringert sich der Umfang der Problemzonen (im Kosmetikstudio, ca. 80 Euro). Nach einigen Monaten lässt der Effekt aber nach. Vorsicht bei Besenreisern!
Endermologie: mechanische Bindegewebsmassage zur ?Hautgymnastik?. Diese Technik wird ausschließlich von Fachleuten für Gesundheit und Kosmetik angewandt. Mit Hilfe dieser hochpräzisen Technik erreicht der Anwender die Stimulation des Bindegewebes der Unterhaut - Fettzellen. Durch diese Art der Hautgymnastik soll das Bindegewebe wieder in Einklang gebracht, die Blutzirkulation und der Kreislauf des Lymphsystems angeregt und so ein Abbau der Stoffwechselabfälle erzielt werden. Die Sitzungen dauern ungefähr 35 Min. und sollten anfangs 2 Mal pro Woche durchgeführt werden.
Unterstützende Ernährung, zum Beispiel mit Vitamin C, welches durch die Vernetzung kollagener Fasern zur Stärkung des Bindegewebes führen kann.
Meersalz-Bäder
Thermo- bzw. Körperwickel: Sie bringen Fettzellen angeblich zum Schmelzen und entschlacken und straffen das Gewebe. Die Wirkstoffe der jeweiligen Wickelflüssigkeit lösen auf der Hautoberfläche, auf der sie mittels Bandagen aufgebracht wurden, eine starke Hyperämisierung aus. Es entsteht auf der Hautoberfläche ein starkes Wärmegefühl, gefolgt von einer inneren Kälte. Durch den starken Blutandrang in der Hautoberfläche kühlt das darunter liegende Gewebe sehr stark ab und der Körper ist gezwungen, vermehrt Energie zu verbrennen, dh. den Fettverbrennungsprozess in Gang zu setzen, um die entstandene Kälte in dem gewickelten Bereich auszugleichen. Die Aufrechterhaltung einer konstanten inneren Körpertemperatur ist für den menschlichen Organismus lebensnotwendig. Der durch die Behandlung aktivierte Fettverbrennungs- und Entschlackungsprozess dauert erfahrungsgemäß drei bis fünf Stunden und sollte weder durch äußerliche noch innere Wärmezufuhr (Nahrung, heiße Getränke, Alkohol, etc.) unterbrochen werden. Die Kur sollte mind. 10 bis 20 Behandlungen umfassen.
Kryotherapie: Bei der generalisierten Anwendung von Kälte in einer Kältekammer wird der Patient für wenige Minuten einer Temperatur von etwa -110°C ausgesetzt. Dadurch sollen Stoffwechselvorgänge auf Zellebene beeinflusst werden Die Wirkung der Methode ist allerdings umstritten.
Alternative Therapien wie z.B. galvanische Feinstrom-Behandlungen
Rollen- und Bandmassage: Gezielte Rollenmassage entlang der Lymphbahnen und Lymphknoten belebt die Lymphtätigkeit und unterstützt somit die Entsorgung von Schlackenstoffen. Die Durchblutung der Haut wird aktiviert, die Sauerstoffzufuhr wird erhöht. Der Stoffwechsel in den Fettzellen steigt um das 2 - 3fache an. Die Folge davon ist, dass vermehrt Nährstoffe verbrannt und somit angelegte Depotfette abgebaut werden. Erhöhte Sauerstoffzufuhr und aktive Durchblutung löst die spontane Reaktion von Prickeln und Wärme aus. Gleichzeitig werden in den Bindegewebszellen des kollagenen Bindegewebes neue elastische Fasern gebildet. Die Haut wird dadurch straffer und wirkt glatter und frischer. Rollenmassage löst Verspannungen und Verkrampfungen der Muskulatur und regt die Darmtätigkeit an. Die Holzrollbank kann individuell und an allen Körperpartien eingesetzt werden.
Zellulipolyse: Bei der Zellulipolyse werden Elektronadeln unter die von Cellulite betroffenen Hautstellen geführt und an Schwachstrom angeschlossen. Zwischen zwei Nadeln baut sich ein elektrisches Spannungsfeld auf. Dadurch wird der Stoffwechsel der Zellen aktiviert, die Fettverbrennung gefördert und die Fettzellen verkleinert. Eine Zellulipolyse -Therapie bedarf mehrerer Sitzungen. Experten empfehlen diese Behandlung mit einer kalorien- und fettarmen Ernährung zu verbinden, um den Behandlungserfolg positiv zu beeinflussen.
Mesotherapie: Mikroninjektionen einer Medikamentenkombination knapp unter die Haut (3-6 Sitzungen in Abständen von 2 Wochen) sollen eine glatte Hautoberfläche garantieren.
Vela Smooth Technologie: Die Cellulite wird mittels Gerät, das 3 Energieeinheiten aussendet, therapiert. Radiowellen schmelzen durch Hitze die Fettzellen, Infrarot erweitert die verengten Gefäße im Cellulite- Bereich und Vakuum strafft das therapierte Gewebsareal (bis zu 15-30 Sitzungen, einmal wöchentlich). Während der Therapie werden die behandelten Zonen mit einer Coffeinlösung benetzt, um die auftretende Hitze zu reduzieren.
Cellu Care: Injektionen eines Medikamentencocktails mit Hyaluronsäure, Coffein und Spurenelementen (Mg,Zn,Co) in die Problemzonen (8-10 Sitzungen einmal wöchentlich)
Carboxytherapie: zur Straffung der Oberarme sowie zum Fettabbau bei fleischig wirkenden Oberarmen. Es handelt sich dabei um eine Methode ohne chirurgischen Eingriff, bei der Kohlendioxid (CO2) über eine kleine Nadel (0,3 mm Durchmesser) in das Gewebe unter die Haut eingeführt wird.
Topische Begleittherapie: Phytohormon-Applikation auf die Haut
Differenzierte Cellulite Behandlung: Ein Beispiel für die DCB ist die Behandlung mit Reizstrom (Lipolyse, bzw. Cellulolipolyse). Die Stromimpulse aktivieren körpereigene Enzyme, die angelagerte Fettpölsterchen (Triglyceride) spalten. Ein weiteres Beispiel ist eine mechanische Lymphdrainage. Hier werden Manschetten um die zu behandelnden Körperpartien gelegt und mit Luft gefüllt. Der Druck der Luft wirkt auf die Gefäße wie der natürliche Druck der Muskelpumpe. Eine neuartige und sehr erfolgreiche Methode ist die Unterdruckwellenbehandlung. Durch den Unterdruck weiten sich Blutgefäße bis in die kleinsten Kapillaren, so dass Plasma und Sauerstoff verstärkt in sie einströmen können. Zugleich wird die Fettverbrennung sowie die Produktion von Kollagen und Elastin angekurbelt: Sie sind verantwortlich für die Spannkraft und Elastizität des Bindegewebes. In der anschließenden positiven Druckphase ziehen sich die prall gefüllten Gefäße wieder zusammen. CO2 und Schlackenstoffe werden herausgepresst und in Richtung Rumpf transportiert. Die DCB basiert auf vier Säulen: Steigerung des Lymphabflusses, Aktivieren des Fettstoffwechsels, Bindegewebsstraffung, Gefäßtraining.