„Dieser sensible Teil des Gesichts ist durch Blinzeln und Lachen in mechanischem Dauereinsatz, was eine spezielle Augenpflege zum Pflichtprogramm macht, um Mimikfältchen entgegenzuwirken“, so Dr. Scarlet Sustmann, Leitung Forschung und Entwicklung bei Eubos. Die Augenpflege ist aber nicht nur eine Angelegenheit der Kosmetik. Denn, um eines vorauszuschicken: Die Pflege des Auges durch vitaminreiche Ernährung und kontinuierlich durchgeführte Augengymnastik sowie Temperaturreize und die Vermeidung lang anhaltender Belastung sind mindestens ebenso wichtig wie die kosmetische Behandlung. Darüber hinaus ist es kein Geheimnis, dass sportliche, gesundheitsbewusst lebende Menschen weniger unter Tränensäcken, Augenringen, geschwollenen Lidern etc leiden. Ein ausgeglichener Wasserhaushalt sorgt für eine geringe Faltigkeit der Haut. Kaltwasser- und Eisanwendungen helfen, den im Alter unvermeidlichen
Elastizitätsverlust in Grenzen zu halten und durch die Ausschüttung von
Nebennierenhormonen eine adjuvante, endogene Hautglättung zu erreichen.
Augenproblematik Trockenheit
Ständiger Luftzug am Auge, niedrige Raumfeuchte im Winter und mangelnde Tränensekretion führen zu entzündlichen Vorgängen und Augenrötungen. Das Syndrom des trockenen Auges ist heute sehr weit verbreitet und beeinflusst
naturgemäß auch das Hauterscheinungsbild. Interessanterweise werden
hier u. a. ähnliche Wirkstoffe zur medizinischen Behandlung wie in der Kosmetik
verwendet: Hyaluronsäure, Cellulose- und Saccharidderivate, Polyvinylpyrrolidon (PVP) zur Erhaltung des Feuchtefilms, hydriertes Phosphatidylcholin (PC) und Triglyceride als Lipidkomponenten. Auch liposomale Präparate sind in Gebrauch: „Ein gravierendes Problem stellen bei den medizinischen und auch bei den kosmetischen Präparaten Konservierungsmittel dar. Sie können Reizungen und Sensibilisierungen an dem überaus empfindlichen Organ verursachen“, erklärt Dr. Hans Lautenschläger, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft ästhetische Dermatologie und Kosmetologie in Deutschland. Die Haut um das Auge herum hat schwächere Fett- und Kollagenstrukturen als die übrige Gesichtshaut. Darüber hinaus ist die Hautdicke viel geringer. Dementsprechend sind Elastizitätsveränderungen hier am ehesten zu erkennen. Augenringe sind eine typische Folge der geringen Hautdicke, da sie die inneren Blutgefäße naturgemäß stärker sichtbar werden lässt. Werden Gewebe und Blutgefäße durch zu wenig Schlaf und durch Alkoholkonsum überstrapaziert und gerät die Regenerationsphase ins zeitliche Hintertreffen, sind die Voraussetzungen für eine auf Dauer effektive Kosmetik denkbar schlecht. Katharina Herberger, Oberärztin für Dermatologie und Venerologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, empfiehlt für abends ein feuchtigkeitsspendendes Anti-Aging-Serum, für tagsüber eine Augencreme
mit Lichtschutzfaktor.
Infobox
Masken im Überblick: Der Vorteil der Modelagen-Masken ist die Variabilität. Je nach Notwendigkeit lassen sich unterschiedliche Wirkstoffgruppen
einsetzen:
Belebend: Koffein aus Teepräparaten fördert die Mikrozirkulation und Coenzym Q10 den Fettstoffwechsel. Regenerationsfördernd: Vitamine A, C und E, D-Panthenol, Avocadoöl, Weizenkeimöl, Traubenkernextrakt.
Straffend: Mäusedorn, Hyaluronsäure, Peptide, Parakresse, CM-Glucan, Vitamin K und Gurke.
Beruhigend: Leinöl, Nachtkerzenöl, Aloe, Echinacea, Hamamelis.
Unreinheiten: Hefe, Boswellia, Phosphatidylcholin, Rotklee.
Augenringe: Vitamin K.
Hautfeuchte: Aminosäuren des NMF, Harnstoff, Mineralsalze.
Kosmetische Fachexpertise
Die kosmetische Augenpflege gliedert sich in vier wesentliche Punkte: Basispflege, Wirkstoffe, geeignete Behandlungsabläufe, konsequenter Verzicht auf belastende Hilfsstoffe in den angewandten Präparaten.
Basispflege: Hierbei gibt es zwei verschiedene Ansätze. So schwören viele auf wasserreiche Augengele, die mehr oder weniger frei von Lipidkomponenten sind. Andere bevorzugen fettreiche Präparate, von der W/O-Emulsion bis zum Oleogel (wasserfrei). Bei keiner anderen Hautpartie spielen subjektive Empfindungen und Erwartungen bei der Auswahl der Präparate eine so große Rolle. Beide Präparatgruppen haben ihre Berechtigung: Augengele wirken in der Regel kühlend und werden dadurch als besonders angenehm empfunden. Die Augenpartie wird geschont, da sie beim Auftragen mechanisch nicht stark
beansprucht wird. Überdies lassen sich Gele optimal mit wasserlöslichen
Feuchthaltesubstanzen ausrüsten. Hinsichtlich Zusammensetzung und
Verwendung sind aber einige grundsätzliche Dinge zu beachten: Wenn die Gele keine oberflächlichen wasserbindenden Filme, zum Beispiel durch Hyaluronsäure oder andere schleimbildende Wirkstoffe wie Aloe Vera, Alge oder CM-Glucan, aufbauen, sollte man sie immer sparsam auftragen oder mit einer nachfolgenden fettreichen Creme kombinieren. Warum? Da das im Gel enthaltene Wasser verdunstet, erhöht sich die Konzentration der Feuchthaltestoffe. Bei einer hohen Applikationsfrequenz und Auftragsmenge kann es dann leicht zu viel des Guten sein. Diesem Vorgang wirkt ein äußerlicher wasserbindender Film entgegen. Eine nachfolgend aufgetragene fettende Creme speichert zwar kein Wasser, sie behindert aber dessen Verdunstung. Augencremes liefern Feuchthaltesubstanzen und Fette in unterschiedlichen Verhältnissen. Es werden sowohl O/Wals auch W/O-Emulsionen angeboten. Wegen der leichten und bequemen Verteilbarkeit werden sie häufig mit spreitenden Ölen („Kriechölen“) ausgerüstet. Diese sind bei Augencremes natürlich völlig fehl am Platz, da sie besonders leicht zu Irritationen der Augenschleimhaut führen. „Bei sehr hoher Empfindlichkeit sind emulgatorfreie Zusammensetzungen zu empfehlen. In diese Kategorie fallen Präparate mit DMS-Technologie – DMS ist die Abkürzung für Derma-Membran-Struktur – oder wasserfreie Oleogele. Letztere haben den Vorteil, a priori ohne Konservierungsstoffe auskommen zu können. Nachteilig ist, dass sie praktisch keine Feuchthaltesubstanzen enthalten“, so Dr. Hans Lautenschläger. In diesem Fall hat man aber die Möglichkeit, vorher ein Wirkstoffkonzentrat pur saufzutragen. Mit dieser Kombination kann man ganz individuell je nach Bedarf Hautfeuchte und Fettgehalt der Haut steuern. Einen wirksamen Kompromiss stellen Augengele mit emulgatorfreiem DMSKonzentrat dar. Sie besitzen die Eigenschaften eines Gels, enthalten Fette und sind trotzdem emulgatorfrei. Diese Präparate gibt es in fertiger Form. Man kann aber auch ein feuchtigkeitspendendes Basisgel mit einer DMS-Basiscreme und geeigneten Wirkstoffkonzentraten in beliebigen Verhältnissen kombinieren. Eine fundierte, instrumentelle Hautdiagnose hilft, die notwendigen Einsatzmengen und Wirkstoffe zu finden.
Präparate für das Auge
Gerade für den Augenbereich gibt es viele Wirkstoffe, die man pur in Form von Konzentraten vor der Pflegecreme aufträgt. Oder sie sind von vornherein in den
Fertigpräparaten enthalten. Doch nicht jeder neue Stoff hält, was er
verspricht – vor allem nicht auf Dauer. Man muss daher zwischen kurzfristigen
Effekt-Wirkstoffen und langfristig präventiven Wirkstoffen unterscheiden. Beide Gruppen haben ihre Berechtigung. Ein Effekt-Wirkstoff zeichnet sich durch eine zeitlich begrenzte Wirkung aus. Dazu gehören etwa Stoffe und Extrakte mit relaxierendem Einfluss auf Muskeln, die mimische Fältchen verursachen. Zu den langfristig wirkenden Stoffen gehören essenzielle Fettsäuren und Cholin. Am besten, wenn sie in einem Molekül, dem Phosphatidylcholin, vereinigt sind.
Grundsätzlich wichtig ist langfristig ein effektiver UV-Schutz
Diesbezüglich sind eine Sonnenbrille und Schatten die besten Voraussetzungen. Die ständige Belastung der Haut mit Sonnenschutzfiltern ist überflüssig. Sonnenschutzcremes – gezielt eingesetzt, wenn man sie wirklich braucht – sind wesentlich sinnvoller. Nicht ohne den Hinweis: Kein UV-Filter schützt vor der IR-Strahlung (Wärmestrahlung) der Sonne. Intensive IR-Strahlung mit entsprechender Überhitzung der Haut schädigt vor allem das Bindegewebe auf Dauer. Dazu noch der Tipp: Vitamin K kann aus eigener Erfahrung nicht nur die oberflächlichen Gefäße stabilisieren, sondern auch schlaffes Bindegewebe spürbar straffen. Dr. Sven Gohla, Chefentwickler bei La Prairie, rät zu einer Vitamin-C-reichen Ernährung (Zitrusfrüchte, insbesondere Orangen), da sie die Gefäße festigt. „Bei altersbedingten Schatten kann durch injizierte Füllstoffe wie Hyaluronsäure eine Verbesserung erzielt werden“, meint dazu Herberger.
Zur Wirkung von Augenmasken
Um einen Soforteffekt zu erzielen, werden Wirkstoffe auch kombiniert mit Masken eingesetzt. Masken, die man satt und gegebenenfalls mit leichter Massage um das Auge herum aufträgt, können aus besonders reichhaltigen
Cremes bestehen. Nach dem Einwirken wird nur der Überschuss vorsichtig entfernt. „Bei Crememasken erübrigt sich in der Regel eine Abschlusspflege.
Anders verhält es sich mit Modelagen, die einen dreistufigen Aufbau haben. Hier trägt man zuerst Wirkstoffkonzentrate, dann eine Basiscreme oder ein Öl und zuletzt die erhärtende Mineralstoffpaste auf“, berichtet Dr. Hans Lautenschläger weiter. Das Prinzip dabei ist es, über einen begrenzten Zeitraum von etwa 20 Minuten okklusive Bedingungen zu erzeugen. Hautrötungen und Reizungen kann man in diesem Fall sehr gut mit Leinöl- und Nachtkerzenöl-Nanopartikeln sowie Echinacea-Extrakt behandeln. Als „Trennöl“ eignen sich besonders Traubenkern- und Hagebuttenkernöl, die sich durch einen hohen Gehalt an essenziellen Fettsäuren auszeichnen. Zu vermeiden ist, dass Kalziumsulfat-basierte Modelagen direkt auf der Haut aufliegen. Denn die Barriereschichten der Haut werden durch die Reaktion der Kalziumionen mit den hauteigenen Fettsäuren gestört.
Make-up für jeden Augentyp
Das an die Augenempfindlichkeit angepasste Make-up rundet die Augenpflege ab. Ein guter Anhaltspunkt sind die Kriterien, die auch für die Problemhaut gelten. Wichtig ist hier v. a., dass das hauteigene Regenerationsverhalten durch die verwendeten Foundations möglichst wenig in Mitleidenschaft gezogen
wird. Daher muss man unter anderem auch entscheiden, ob mineralölbasierte
Fettstoffe oder vorwiegend Pflanzenöle in den Präparaten sein sollen. Für alle
anderen Behandlungsschritte, wie zum Beispiel Reinigung, Peeling, gilt das Gleiche wie für die bereits genannten Präparate: möglichst wenig kontraproduktive Inhaltsstoffe wie Konservierungsmittel, aggressive Tenside oder Parfümstoffe mit allergenem Potenzial. „Die Reinigung mit lauwarmem Wasser reicht in vielen Fällen völlig aus. Bei der Entfernung von Make-up kann eine emulgatorfreie Reinigungsmilch oder ein Öl auf pflanzlicher Basis sehr hilfreich sein“, meint Dr. Hans Lautenschläger. Wenn ein Peeling durchgeführt
wird, dann enzymatisch und ohne Reibekörper. Tonisierende Zubereitungen sollten Alkoholgehalte mit maximal 12 Prozent besitzen. Diese Gehalte wirken
antimikrobiell, aber nicht austrocknend oder reizend. Massagen kann man mit wasserhaltigen Cremes durchführen. Hierzu eignen sich insbesondere emulgatorfreie Basiscremes, die man kurz vor dem Gebrauch mit geeigneten Ölen vermischt. Wenn die Basiscremes Konsistenzmittel enthalten, sollte die
Haut immer mit einer ausreichenden Menge des Produkts bedeckt sein. So lässt sich ein Radiereffekt bei am Ende trocken werdender Hautoberfläche vermeiden. Crememassagen haben gegenüber den reinen Ölen den Vorteil, dass sich das Massagemedium nicht selbstständig macht. Öle wiederum kann
man besonders einfach mit anderen Ölen mischen, um die gewünschten
Massageeigenschaften zu erreichen.
© WELLNESS WORLD Business 05/2012