Neben speziellen Behandlungen für den Mann wurde in dem Konzept eine Linie verfolgt, die maskuline Architektur mit den notwendigen Facilities für die Business-Pause u. v. m. verbindet. Spa World Business hat mit Tünde Hartwieg, Geschäftsführerin von Mediaspa ? treatments for men, dem ersten Spa für Männer Mitteleuropas, ein Gespräch geführt:
SWB: Was war ausschlaggebend dafür, ein Konzept für ein Männer-Spa zu realisieren?
Hartwieg: Nach intensiven Marktuntersuchungen, Analysen, Umfragen haben wir erkannt, dass zum einen in Deutschland ein großes Potential für Männer-Spas besteht und es zum anderen einen großen Nachholbedarf gibt. Im Ausland sind Männer-Spas bereits seit Jahren etabliert und erfolgreich. Der erste in einem attraktiven Marktumfeld zu sein, war und ist ein großer Ansporn für uns.
SWB: Gab es Schwierigkeiten bei der Umsetzung dazu, im speziellen was die Klientel betrifft?
Hartwieg: Schwierigkeiten gab es keine, mal abgesehen von den bei jedem Projekt üblichen Herausforderungen, wie Objektsuche, Projektmanagement und Finanzierungsfragen. Was die Zielgruppe betrifft, so mussten wir erst lernen, dass trotz allem bei einem nicht unerheblichen Anteil der Kundschaft die Initiative zum Spabesuch von der Frau ausgeht, sowohl durch den Kauf von Treatment-Tickets (Gutscheinen), als auch bei der Vereinbarung von Terminen.
SWB: Was wurde ? abgesehen von speziellen Behandlungen - im Media-Spa anders gemacht als in Spas für Frauen?
Hartwieg: Das beginnt bei der Innenarchitektur - klare Linien, futuristisches Design, Blattsilber, klare Farben - und zieht sich durch bis zu den Zeitschriften in der Mediaspa Lobby (z.B. Playboy, Autobild, Kicker usw.) und den Begrüßungsgetränken (z.B. Espresso, Redbull). Darüber hinaus sind es die vielen kleinen Details, die den Besuch des Mannes im Mediaspa zu einem außergewöhnlichen Erlebnis machen. Und nachdem wir nicht wissen, welcher Mann auf welches Detail am besten anspringt, gibt es viele davon: Handyaufladen mit Ladekabeln für alle gängigen Modelle, Schuheputzen, w-lan in der Lobby, Flatscreen mit den aktuellen Börsennachrichten während der Pediküre.
SWB: Was unterscheidet Behandlungen für Männer von denen für Frauen?
Hartwieg: Der Behandlungsablauf der kosmetischen Herren-Behandlung unterscheidet sich nicht von dem bei Frauen. Männer wollen schnelle Ergebnisse, weniger Smalltalk und die Probleme klar und direkt ansprechen. Männerhaut ist auch anders. Deshalb muss sie auch ganz anders behandelt werden. Männerhaut ist dicker und grobporiger. Männerhaut produziert doppelt so viel Talg wie die Haut der Frauen. Ursache: Das männliche Hormon Testosteron. Dadurch wirkt die Haut schnell fettig und neigt zu Unreinheiten. Außerdem enthält Männerhaut mehr Kollagen und Fettpolster. Dadurch ist sie besser geschützt und altert langsamer als Frauenhaut. Schließlich ist Männerhaut einer permanenten Belastung ausgesetzt: dem Rasieren. Und wenn Männerhaut altert, dann schlagartig. Statt feiner Falten - wie bei Frauen - entstehen tiefere Furchen.
SWB: Gibt es sozusagen "Einstiegsbehandlungen", also Door-opener, die Mann ins Media-Spa führen und ihn dann auf den Geschmack kommen lassen?
Hartwieg: Es gibt nahezu keinen Unterschied zwischen den Erstbehandlungen und den Folgebehandlungen. Die Bestseller sind Klassiker wie 90 min Gesichtsbehandlung, Maniküre, Pediküre, Wellness-Massage oder Hot Stone, oder eine Kombination daraus. Technischen Geräten und Spezialbehandlungen stehen Männer eher ablehnend gegenüber.
SWB: Gibt es von Seiten der Männer Berührungsängste mit Behandlungen?
Hartwieg: Wir sehen die Männer ja erst, wenn sie schon im Spa sind, vielleicht überlegt der eine oder andere vorher eine Zeit lang, ob er gehen soll oder nicht, aber das bekommen wir nicht mit. Wenn er erstmal hier ist, dann gibt es in der Regel keine Angst. Das Ziel aller Maßnahmen der Behandlung ist das Wohlbefinden und der Gesunderhaltung der Haut, wir haben keine Anwendungen die Männer nicht akzeptieren würden, daher keine Berührungsängste.
SWB: Sind die Männer aktiv, dh. sagen sie, welche Behandlung sie gerne hätten, wo ihre "Problemzonen" sind oder läuft es eher umgekehrt, dass das Personal berät und empfiehlt?
Hartwieg: Die Herren suchen uns gezielt auf und geben Ihre Bedürfnisse an und lassen sich beraten. Die Herren, die durch einen Gutschein zu uns gelangen, werden oft Stammkunden.
SWB: Ein "Plaudern aus dem Nähkästchen": Was liegt Männern besonders am Herzen und wie geht man am besten auf männliche Klientel zu? Letzteres wäre auch werbetechnisch interessant, wie ist die Klientel zu erreichen, ohne Empfehlung von z.B. Freunden?
Hartwieg: Was Männern besonders am Herzen liegt, worüber Sie gerne Plaudern ist das gleiche wie bei den Damen, meistens Beziehungsschwierigkeiten aber keinesfalls Beschwerden über den Job. Wir gehen mit natürlicher Kompetenz, Diskretion und ein wenig Humor mit unseren Kunden um. Wir legen großen Wert auf Kundenbindung, es ist einfacher einen Kunden zu halten, als einen neuen Kunden zu gewinnen. Begeisterte Kunden können ihren Freunden lebendig berichten.
Außerdem Onlineshop, Events, Aktionen, Radio, TV, Werbung mit branchenfremden Geschäftspartnern.
SWB: Sind männliche Kunden "inkognito" - ich lasse mich behandeln, erzähle es niemandem - oder gehen sie offen mit dem Thema Kosmetik um?
Hartwieg: Männliche Kunden sind nicht inkognito. So wie James Bond stehen Sie hier und sagen: "Mein Name ist..."
Vielen Dank für das Gespräch!
SPA WORLD Business, Ausgabe 4/2009