Interessierte Tumorpatientinnen und -patienten der onkologischen Abteilung können sich im Rahmen der onkologischen Betreuung an dieser Spezialambulanz zusätzlich zur konventionellen Chemo-, Strahlen- und chirurgischen Therapie homöopathisch behandeln lassen. Das Klima und das Interesse für Komplementärmedizin und speziell Homöopathie haben sich in den letzten Jahren stark zum Positiven gewandelt, heute wird homöopathische Hilfe auch von ärztlichen Kolleginnen und Kollegen gerne in Anspruch genommen. Die Ambulanz für die additive Tumortherapie wurde nach sehr kurzer Zeit sehr gut angenommen und zeigt, welcher Bedarf an einer Klinik für derartige Einrichtungen besteht. Nach einer Auswertung nationaler und internationaler Studien wird Komplementärmedizin von 25-91 % aller Krebspatientinnen und -patienten durchgeführt. Eine Auswertung von Fragebögen zu Lebensqualität und subjektiver Befindlichkeit hat gezeigt, dass es zu einer signifikanten Verbesserung dieser ? von den Patientinnen und Patienten ermittelten Parameter ? gekommen ist. Eine vergleichende Untersuchung mit Patientinnen und Patienten, die keine homöopathische Begleittherapie in Anspruch nehmen, ist in Vorbereitung. Es gibt fünf Bereiche, in denen Homöopathie hilfreich sein kann: Verringerung der Nebenwirkungen einer Chemo-/Strahlentherapie, Lösung von Blockaden, Heilung von Zweiterkrankungen, Wiederherstellung der Physiologie sowie Stärkung der Konstitution und damit Hebung der Lebensqualität und subjektiven Befindlichkeit. Die Nebenwirkungen betreffen vor allem den Magendarmtrakt und äußern sich in Übelkeit und Stuhlunregelmäßigkeiten. Andere Nebenwirkungen betreffen die Haut, wobei z.B. an Handflächen und Fußsohlen Hautverdickungen, Brennen und Taubheitsgefühle auftreten können. Die homöopathische Therapie kann hier in manchen Fällen einiges erreichen.
Fallbericht Nebenwirkung
Bei einer 62-jährigen Patientin wurde die Diagnose Nierenkrebs mit einer Metastase im Bereich des linken Knies gestellt. Der Nierenkrebs war im mittleren Anteil einer Hufeisenniere gelegen. Die Patientin hatte schon lange stechende Schmerzen an der Innenseite des linken Knies, die auch in Ruhe aufgetreten waren. Es erfolgten Bestrahlung und Nieren-Operation sowie Chemotherapie mit Xeloda® (Capecitabin), Proleukin® (IL, Aldesleukin) und Imukin® (Interferon gamma 1 beta). Als Nebenwirkung von Xeloda® traten Exantheme an beiden Händen und Füßen mit Schuppenbildung auf. Weiters kam es zum Einreißen der Nägel. Als Nebenwirkung von Proleukin kam es zu Schüttelfrost und Fieber, als Nebenwirkung von Imukin® zu Übelkeit. Zudem litt die Patientin an Blutgerinnseln in den Beingefäßen. Als besondere Belastung muss die schwere Erkrankung des Ehemannes etwa drei Jahre vor der Krebs-Diagnose angesehen werden. Vom Charakter her ist die Patientin ausgeglichen, weicht Konflikten aus, mag Trost und neigt zu Rötung der Haut bei Aufregung. Es wurden nunmehr nach der ausführlichen homöopathischen Anamnese die von der Patientin geschilderten Symptome berücksichtigt, die Patientin erhielt nach genauer Analyse ein flüssiges Medikament. Bei der Kontrolle ein Monat später waren die Schuppen an den Handflächen weit besser, die Haut jedoch weiterhin rot. Es zeigte sich auch eine Besserung an den Füßen. Die Haut war weniger trocken, die Nägel rissen weniger ein. Nach einem weiteren Arzneimittel hatten sich die Füße weiter gebessert, auch die Hände waren in gutem Zustand. Der Ehemann war zwischenzeitlich verstorben, die Kinder kümmerten sich um die Patientin. Bei der Blutuntersuchung zeigte sich eine Befundbesserung der Nieren- und Tumorwerte. Ein weiteres Medikament half zur Stabilisierung des seelischen Zustandes nach dem Tod des Partners. Weiterhin bestanden allerdings Verkühlungen bei Proleukin®. Nach Gabe von Echinacea C12 sind die Symptome der Verkühlung nach Proleukingabe verschwunden.
Fallbericht Blockaden lösen
Bei einer 77-jährigen Patientin wurde Blutarmut festgestellt, mittels Darmspiegelung wurde Dickdarmkrebs festgestellt. Es erfolgte eine erweiterte Darmoperation mit Entfernung der Gallenblase. Die Patientin erhielt eine adjuvante Chemotherapie. Die Patientin berichtete, dass sie wegen starker Beinschmerzen mit Brennen in den Oberschenkeln kaum längere Strecken gehen könnte. Die Patientin war an einer additiven homöopathischen Behandlung interessiert. Die Patientin fühlte sich am wohlsten, wenn der Magen leer war. Sie aß gerne kleine Portionen. Die Patientin isst seit der Kindheit keine Tomaten. Sie hatte viele Winde, deren Abgang als angenehm empfunden wurden. Die Patientin hatte wegen einer Wespenallergie vor ca. sechs Jahren eine drei Jahre dauernde Desensibilisierung durchgemacht. Sie galt als ruhig, besonnen, und kinderliebend. Sie litt unter finanziellen Ängsten und hatte deshalb vorgesorgt. Die Mitteilung der Krebsdiagnose hatte sie leicht verkraftet. Die Patientin galt als sehr verlässlich und genau, jedoch nicht pedantisch. Die Patientin erhielt ein homöopathisches Arzneimittel. Bei der Kontrolle ein Monat später berichtete sie, dass ein massiv blutiges Nasensekret aufgetreten war. Etwa 2 Jahre vor dem Auftreten des Dickdarmkrebses hatte die Patientin ein ähnliches blutiges Nasensekret. Die Nasenschleimhaut war damals verödet worden. Bei einer weiteren Kontrolle gab die Patientin an, dass das blutige Nasensekret wieder verschwunden sei. Das Wiederauftreten kann als das Lösen einer Blockade aufgefasst werden. Von einer neuerlichen Verödung wurde der Patientin daher abgeraten.
Heilung einer Zweiterkrankung
Ein 64-jähriger Patient mit Dickdarmkrebs hatte nach einem Unfall vor 58 Jahren eine schwere Knocheneiterung im linken Oberschenkel. Seit 20 Jahren litt er an zunehmenden Beschwerden in diesem Bereich, sodass ein Stock als Gehhilfe unverzichtbar wurde. Während der homöopathischen Behandlung besserten sich die Schmerzen im Oberschenkel so deutlich, dass er schon mehrmals beim Gehen auf seinen Stock gänzlich vergessen hatte. Dies kann als Indiz dafür gewertet werden, dass Homöopathie auch schon lange bestehende Leiden bessern kann.
Konstitutionelle Stärkung
Ein Homöopathikaeinsatz soll dabei helfen, die Konstitution und damit die Gesamtsituation des Patienten zu verbessern. Keine Beweise gibt es für einen signifikanten Einfluss homöopathischer Behandlung auf den Tumor selbst. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine homöopathische Begleittherapie von Patientinnen und Patienten der onkologischen Abteilung sehr gerne in Anspruch genommen wird. Ein angenehmer Nebeneffekt ist die stimmungsmäßige Besserung, welche die Auseinandersetzung mit dem Krankheitsgeschehen erleichtert. Dabei wird auf das Phänomen des Auftretens von Symptomen verdrängter Erkrankungen, insbesondere von Organen mit Ausscheidungsfunktion wie Haut, Schleimhaut, Darm, Niere, Lunge und Gebärmutter hingewiesen. Die Zusammenarbeit zwischen konventionell und homöopathisch tätigen Ärztinnen und Ärzten sowie Apothekerinnen und Apothekern ist für das Gelingen einer homöopathischen Begleittherapie essentiell. Auch die Kooperation mit anderen komplementärmedizinischen Richtungen ist für das Wohl der Betroffenen wichtig. Hier können Informationen über den Dachverband österreichischer Ärztinnen und Ärzte für Ganzheitsmedizin eingeholt werden (www.ganzheitsmed.at). Für Studentinnen und Studenten finden gemeinsam mit Herrn Univ.-Prof. Dr. Manfred Maier Ringvorlesungen an der Medizinischen Universität Wien statt. Zudem gibt es auch das Wahlfach Homöopathie sowie verpflichtende Vorlesungen über Komplementärmedizin im Rahmen des Medizinstudiums. Die homöopathische Forschung in Österreich ist durch fehlende finanzielle Ressourcen limitiert. Alleine die für die Durchführung von Studien notwendige Patientenversicherung kostet viel Geld, das von der in diesem Bereich tätigen Pharmaindustrie nicht zur Verfügung gestellt werden kann. Das Institut für Homöopathieforschung bemüht sich, die Forschung auf diesem Sektor zu unterstützen.
Die oben geschilderten Fallberichte beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten der begleitenden Homöopathie bei Krebspatientinnen und Patienten. In vielen Fällen kann eine Verbesserung der Lebensqualität ermöglicht werden. Man kann daher nach den ersten Ergebnissen der Fragebogenaktion annehmen, dass eine additive homöopathische Behandlung sinnvoll ist.
Fünf Bereiche für Homöopathie bei Krebs:
- Verringerung der Nebenwirkungen einer Chemo-/Strahlen-/chirurgischen Therapie
- Lösung von Blockaden
- Heilung von Zweiterkrankungen
- Wiederherstellung der Physiologie
- Stärkung der Konstitution und damit Hebung der Lebensqualität und subjektiven Befindlichkeit
SPA WORLD Business, Ausgabe 5/2009