Zunächst hat die Krise einige wichtige Erkenntnisse zu Tage gefördert. Wer hätte gedacht, dass unser gesamtes Gesellschaftssystem so schnell geändert werden kann? Wir haben gesehen, wie leicht es gehen kann einen „Lockdown“ ohne größere Proteste vorzunehmen. Ein anderer wichtiger Aspekt ist, dass ganze Wirtschaftszweige nicht nur isoliert, sondern einfach abgestellt, Grenzen geschlossen und ganze Regionen unter Quarantäne gestellt wurden. Davor mag vielleicht der ein oder andere noch gedacht haben, dass das nur in autokratisch oder diktatorisch geführten Systemen wie China, Singapur oder Korea möglich sei. Wie verletzlich und instabil sich unsere „freie“ Marktwirtschaft und die demokratische Gesellschaft innerhalb von Tagen präsentierte, sollte zum Nachdenken anregen …
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Digitalisierung: Die Krise beschleunigte diese nicht nur, sondern zeigte auch in Zeiten mit Abstandsregeln, “Social Distancing“ und Hygienemaßnehmen deren Bedeutung auf. Ohne die Digitalisierung wären Homeoffice, Homeschooling oder Ausbildung sowie Kommunikation im Allgemeinen kaum mehr möglich gewesen. Außerdem wurden auch Chancen erkannt, durch manche Technologien das Leben zu erleichtern. U. a. wurde Online-Shopping in dieser Zeit stark vorangetrieben. Einkauf im Internet funktioniert, wie wir gesehen haben, auch lokal und regional ohne die großen Plattformen wie Amazon und Co. Es ist aufgrund der Alternativen jetzt leichter denn je, diese zu meiden. So müssen lokale Gewerbe nicht sterben.
Gefragt sind in diesen Tagen auch Hellseher, Schamanen, spirituelle Meister oder auch Zukunftsforscher. Eventuell wissen diese mehr, wohin unsere Gesellschaft geht?
Als erstes wollen wir die Hygiene und die damit verbunden wichtigen Maßnahmen genauer beleuchten und die baulich/räumlichen Veränderungen, die damit einher gehen.
Hygienemaßnahmen
Wie werden die Hygienemaßnahmen richtig umgesetzt und worauf ist zu achten, um den Ablauf im Hotel auch praktikabel zu gestalten. Der Gast soll sich sicher fühlen, aber nicht den Eindruck haben, dass die Regelungen ohne Sinn und Konzept umgesetzt werden. Denn das würde das Wohlbefinden mehr beschränken als die Gesundheit zu unterstützen. Kommunikation ist dabei das zentrale Thema. Wie bringe ich dem Gast die Regelungen in einer klaren aber angenehmen Form näher? Sind die Konzepte nicht klar für die Mitarbeiter*innen, dann sind Sie meist auch nicht klar für den Kunden. Wir haben Ihnen deshalb auf unserer Webseite www.wellnessworldbusiness.com unter „Hygiene Check-Liste“ einige umfang- und hoffentlich hilfreiche Informationen zusammengestellt.
Digitalisierung
Die Kommunikation wird gut durch Poster oder auch mittlerweile durch digitale Displays („Digital Signage Displays“) unterstützt. Der Vorteil ist, dass der Content kurzfristig und rasch adaptiert werden kann, um so die Gäste schnell mit wichtigen Informationen zu versorgen. Die TAC Informationstechnologie GmH in Österreich bietet solche Systeme an, aber auch die Firma hollu Systemhygiene GmbH aus Tirol hat eine sehr innovative Softwarelösung mit dem Namen „NOA“ entwickelt. Daniel Winkler, M.A., Vertriebsleiter für Gastronomie & Hotellerie bei hollu fasst es so zusammen: „Mit unserer neuen Softwarelösung NOA – einem digitalen Hygienemanager – unterstützen wir unsere Kunden noch besser, die täglichen Reinigungs- und Desinfektionsabläufe verlässlich abzuarbeiten. NOA gewährleistet so eine noch nie dagewesene Prozesssicherheit. Tägliche Reinigungs- und Desinfektionsabläufe sind klar definiert, mit einfachen Schritt-für-Schritt-Anleitungen hinterlegt und nachvollziehbar dokumentiert. Transparent und digital vernetzt, erleichtert NOA den Reinigungsalltag und bewirkt sichere Hygienestandards. Kurzum ein Tool, um den neuen Herausforderungen in Sachen Reinigung und Hygiene gerecht zu werden!“
Abläufe und Organisation
Neben selbstverständlichen Maßnahmen, wie die Gäste und das Personal immer wieder daran zu erinnern, die Hände zu reinigen (entweder durch normale Seife oder über speziell dafür installierte Desinfektionsmittelspender) ist es auch notwendig, den nötigen Abstand einzuhalten, entweder im Rezeptions-, Restaurantbereich oder im SPA. Das ist möglich mittels Bodenmarkierungen oder mit Schmutzmatten inkl. Aufdruck „Abstandhalten“, meint Arno Baldauf, MBA, Vertriebsleiter Hygiene Österreich bei CWS. Glas oder Plexiglaswände helfen ebenfalls in diversen Bereichen für Abstand und Schutz zu sorgen. Doch darüber hinaus ist gerade in der Hotellerie und Gastronomie die akribische großflächige Desinfektion von Böden, Zimmern, Bad und diversen Einrichtungen im SPA (Sauna, Dampfbad, Tipedarium etc.) essentiell. „Sinnvoll ist die Verwendung von Breitbanddesinfektionsmittel ohne alkoholischer Basis (entflammbar, entfettend, oberflächenangreifend, …), da es kein Gefahrgut darstellt und sichere Lagerung ermöglicht“, betont Bernd Krumrey, Geschäftsführer der Carela GmbH. Das sind z. B. biozide Wirkstoffe wie Chlordioxid, die auch im höchsten Gebäude der Welt dem Burj Khalifa in Dubai das Trinkwasserversorgungssystem entkeimen. Mit Pure Desino bietet auch Kemitron derzeit ein Flächendesinfektion- und demnächst auch Handdesinfektionsmittel an. „Kemitron bietet seinen Kunden auch eine Corona-Checkliste, die nach den Empfehlungen der EWA (European Waterpark Association) sowie der ISPA (International Spa Association) zusammengestellt wurde. Diese kann via E-Mail bei uns angefordert werden“, erklärt Stephan Mayer-Klenk, Geschäftsführer von Kemitron im Gespräch. Er macht auch aufmerksam auf die Problematik der Vielzahl an unterschiedlichen Hygieneregeln, die bei internationalen Kunden durchaus Verwirrung erzeugen könnten.
Wer soll die Maßnahmen durchführen?
„Einen weiteren wichtigen Baustein stellt die korrekte Anwendung der Desinfektion durch die Mitarbeiter*innen dar. Diese sollten geschult und beraten werden, um zertifizierte Hygieneprozesse sowohl analog wie auch digital umsetzen zu können,“ erklärt Daniel Winkler. Denn falsche Anwendung kann gesundheitliche Folgen haben.
Das führt zum Thema der Organisation wie auch der praktischen Umsetzung der Maßnahmen. Ein komplexer Sachverhalt, da alle Personen in einem Unternehmen involviert sind! Winkler meint dazu: „Aus meiner Sicht, sollten sich alle Personen im Unternehmen mit dem Thema Reinigung und Hygiene beschäftigen, um das Bewusstsein dafür zu schärfen und die Bedeutung von Hygiene zu stärken. Nur wenn alle handelnden Personen die definierten Maßnahmen einhalten, können Abläufe reibungslos funktionieren“. Für Mayer-Klenk steht fest: „ Die Umsetzung sollte vom Management ausgehend umgesetzt werden. Die Aufgaben müssen aber auf verschiedene Personen mit einem Schwerpunkt übertragen und durch diese dann im Namen des Managements umgesetzt werden“. Denn wenn die oberste Führungsebene die Inhalte des Hygienekonzeptes nicht kennt oder versteht, kann es nicht zum Erfolg führen. Das gleiche gilt aber letztendlich auch für die Mitarbeiter*innen. Das Facility Management sollte natürlich involviert werden, um konkrete Hygiene-Pläne zu entwickeln. Damit Mitarbeiter*innen auch entsprechend ausgebildet sind, unterstützt hollu seine Kunden noch zusätzlich mit einer Art Akademie (www.hollu.com/akademie).
Aus- und Weiterbildungen zu absolvieren, die man vielleicht schon seit Jahren machen wollte, ist gerade jetzt eine der Top-Chancen die wir in der Krise. Denn das Fördermodell der Kurzarbeit gibt im Moment vielen die einzigartige Möglichkeit, speziell jetzt entwickelte Programme auf Universitäten, Fachhochschulen oder vielen privaten Ausbildungseinrichtungen in Anspruch zu nehmen.
Architektur & Design
Auch auf die Architektur hat die Corona-Krise in den nächsten Jahren größeren Einfluss, meint Alberto Apostoli, Architekt & Spa Designer. COVID-19 wird dem Wellness-Geschäft auch zu einem deutlichen Sprung verhelfen, erklärt Apostoli. Der soziale Aspekt von Wellness wird ebenfalls mehr in die tägliche Arbeit sowie in die Architektur einfließen und dazu führen, dass Räume anders kreiert werden. Kay Sargent, von HOK meint, dass durch COVID-19 auch eine höhere Sensibilität für Gerüche und andere sensorische Empfindungen gegeben ist, die ebenfalls das Design bestimmen werden. Zum Beispiel der Biophilia-Effekt und die Nutzung von Pflanzen oder Steinen im Spa, um eine natürliche Umgebung zu schaffen, die man mit Gerüchen und diversen Sinneserlebnissen verbindet.
Interessant ist der Ansatz den der deutsche Innenarchitekt Rene Pier von Schienbein+Pier einbringt: „SPAs sollten demokratisiert werden. Wir müssen allen einen Zugang zu SPA und Wellness ermöglichen. Außerdem sollte es auch günstigere Formen von Wellness geben. Es geht um Gesundheitsvorsorge und daher sollte jeder Zutritt haben. Dies erfordert SPAs die nicht so teuer sind“. So wie schon die Thermenkultur im alten Rom bis zum modernen Thermentourismus heute allen bereits offen steht, so sollten auch die präventiven Gesundheitsangebote im SPA leichter und günstiger zugänglich sein. Damit würden auch die Ausgaben für das Krankenkassensystem sinken bzw. sinnvoller verwendet werden. Pier: „Das definiert Luxus auch neu: Den Gesundheit ist zurzeit der neue Luxus“.
„Design und Architektur müssen auch in Zukunft Materialien verwenden, die nachhaltig sind und den „Nachhaltigkeitszielen“ (SDGs) entsprechen, da nur ein gesund gebautes Gebäude Gesundheit fördert und ermöglicht“.
Wir leben heute in einer hybriden Welt, auch im SPA der Zukunft. Einerseits bewegen wir uns real durch die Räume, werden aber kontrolliert durch Booking- oder Tracking-Apps, durch die die Ströme besser koordiniert werden sollen! Das kann auch bedeuten, dass das ganze Hotel zum Spa wird. Bisherige räumliche Konzepte lösen sich dadurch auf. Das unterstützt auch die Wellness-Idee eines gesunden Lebensstils in Europa in allen Bereichen, nicht nur im Urlaub. Artificial Intelligence (AI) wird ebenfalls ein wichtiges Thema im SPA der Zukunft darstellen. Zum Beispiel eine Biofeedback -Applikation oder unterschiedliche Sensoren könnten die Stimmung des Gastes aufnehmen. Durch die Visualisierung von Stress könnten wir ihn eventuell besser loslassen. Aber auch Treatments könnten besser zugeschnitten werden. Die Vielzahl an „Wareables“ und Hightech Materialien ermöglicht es in den nächsten Jahren, Wellness-Behandlungen viel besser individualisiert und maßgeschneidert auf den Gast anzubieten.
Zitat Alberto Apostoli: „Wellness ist eine Art von präventivem Konzept, diese Art von Pandemien zu vermeiden!“
Kommunikation ist jedoch jetzt die große Herausforderung und stellt mehr als die Hälfte des Problems dar. Wellness sei nicht das Problem der Krise, sondern ein möglicher Schlüssel zur Lösung, meint Apostoli. Es sei jetzt wichtig, Abläufe und Regeln zu entwickeln, um einen sicheren Aufenthalt zu gewährleisten. Die schwierigen Aufgaben liegen in dem Fall bei dem Management und der operativen Führung.
Zitat Pier: „Gesundheit ist der neue Luxus!“
Wellness sollte in Zukunft ein essentieller Teil des Lebens sein. Sozialisierung, Intimität und Gesundheit sollten die elementaren Säulen bilden und in unser Leben selbstverständlich integriert werden, wünscht sich Apostoli abschließend. Rene Pier ergänzt, dass Wellness und SPA mehr zu den Menschen kommen wird, nicht umgekehrt die Menschen in das SPA: Wellness wird in die tägliche Arbeit und in das Leben integriert.
Eine weitere Maßnahme ganz anderer Art, seine Gäste oder Kunden zu schützen, ist Outdoor Wellness – im Sommer oft ideal.
Outdoor Wellness / SPA
Eine mögliche Lösung, das Risiko vor Ansteckungen zu minimieren, ist Wellness unter freiem Himmel. Wer einen großzügigen Garten, eine Wiese oder gar einen Park zu bieten hat, kann Übungen oder auch Treatments, vor allem im Sommer, nach draußen verlegen. Damit wird auch dem Gast mehr Sicherheit gegeben, da eine Übertratung viel unwahrscheinlicher ist.
Resilienz & Achtsamkeit
Abschließend noch einmal zurück zu den Hellsehern, Schamanen, spirituellen Meister oder Zukunftsforschern.
Eigenschaften, die ebenfalls in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden, sind Resilienz und Achtsamkeit oder auch der Begriff „Gesundheitsprävention“. Eine, in diesem Zusammenhang bemerkenswerte Person, ist die Philosophin und Publizistin Ursula Baatz. Die Brückenbauerin begann bereits durch eine schwere Lebenskrise in den 70er Jahren zu meditieren und verbindet Buddhismus mit dem Christentum. Baatz: „Ein Teil meiner Biografie hat mir gezeigt, dass religiöse Mehrsprachigkeit neue Wege der Spiritualität öffnen kann“. Durch ihre Erfahrung mit Zen-Meditationen und Achtsamkeitsübungen kam Sie zur, in den USA entwickelten, MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) Methode. Diese hilft, Stress zu reduzieren bzw. besser damit umzugehen. Die Übungen, die Sie gerade jetzt ihren Gästen weitergeben können, sind von unschätzbarem Wert. Mehr erfahren Sie auf www.ursula.baatz.at
Hotellerie- & Gastronomie-Hygiene-Checkliste
Details auf www.wellnessworldbusiness.com
A – Reinigungspläne für das Hotel
B – Hygieneplan und Reinigungs-Checkliste für Gastronomie und Küche
1. Hygiene-Checkliste für das Personal
2. Lebensmittel-Hygiene
3. Hygiene für die Ausstattung: Checkliste
4. Küchenhygiene – beachten Sie hier auch die Raumhygiene gemäß Punkt 5.)
5. Raumhygiene
Wichtige Links zur Hygiene
www.oehv.at
www.wko.at
www.sichere-gastfreundschaft.at
www.bmlrt.gv.at/tourismus
www.oeghmp.at
www.verbrauchergesundheit.gv.at
www.dehoga-bundesverband.de
www.dehoga-corona.de
corona-navigator.de
www.gastrosuisse.ch
www.hotelier.de
globalwellnessinstitute.org/positivelywell/reopening-standards-toolkits
www.european-waterparks.com
www.carela.com
cws.com
www.hollu.com/sorglosnah
www.kemitron.com
www.hagleitner.com
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