Die Traditionelle Europäische Medizin ist der Name für jenes Medizinsystem, das seit jeher in Europa praktiziert worden ist. Traditionelle Chinesische Medizin, Traditionelle Tibetische Medizin, Ayurveda – das alles sind Medizinsysteme, die heute sehr bekannt sind und auch in Europa praktiziert werden. Den wenigsten Menschen ist aber bewusst, dass es in Europa auch immer ein eigenes Medizinsystem gegeben hat. Solange Menschen auf diesem Kontinent lebten und leben, hat es immer Beschwerden und Erkrankungen gegeben, die geheilt werden mussten. Mit Einzug der modernen Medizin ist nur viel Wissen um die traditionellen Heilsysteme verloren gegangen. Die moderne Medizin geht heute immer mehr ins Detail, wird immer spezialisierter und verliert oft den ganzen Menschen aus dem Blickfeld. Die Traditionelle Europäische Medizin ist hingegen ein ganzheitliches Heilsystem, das nicht nur die körperliche Ebene berücksichtigt, sondern auch die psychische Ebene und unser gesamtes Energiesystem. Deshalb sind diese beiden Heilsysteme heute sehr gut miteinander kombinierbar.
Wo wird TEM heute eingesetzt:
1. Stärkung des Körpers, der Psyche, des Energiesystems und Wohlbefindens, um gesund zu bleiben
2. Stärkung des Körpers und des Energiesystems bei hohen Anforderungen im Alltag
3. Stärkung des Körpers und der Psyche begleitend bei akuten, chronischen Beschwerden oder schweren Erkrankungen
Ein wichtiger Teil der TEM ist heute die Präventivmedizin. Was kann ich tun, um gesund zu bleiben. Was kann ich tun, um mich energiegeladen, fit und wohl zu fühlen. Jeder hat seine Anforderungen im Alltag, die er gut schaffen möchte, unser Leben ist gekennzeichnet von hoher Geschwindigkeit, Stress und besonderen Anforderungen. Das beginnt schon bei Kindern in der Schule. In der Präventivmedizin werden die sogenannten „Säulen der Gesundheit“ betrachtet. Dazu gehören Ernährung, Flüssigkeit, Bewegung und ergänzende Maßnahmen wie Zubereitungen und Anwendungen von Heilkräutern in Form von Tees, Tropfen, Heilweinen oder Pulvern aber auch äußerlich in Form von Massagen, Wickeln, Bädern usw.
Früher war das gesamte Heilsystem vorbeugend aufgebaut. Den Menschen war es wichtig, dass sie erst gar nicht krank werden. Im Herbst haben sie Hagebutten, Beeren, Obst und Kräuter gesammelt und getrocknet. Diese waren wichtige Lieferanten für Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und Antioxidantien. Sie stärkten das Immunsystem und halfen Zellen zu schützen und gesund zu erhalten. Kräuter wie Thymian, Rosmarin, Fenchel, Kümmel oder Wacholder wurden in die Ernährung in Form von Gewürzen eingebaut. Die enthaltenen Kraftstoffe reinigten den Körper, die Zellen, stärkten den gesamten Bauchraum und die Bitterstoffe lieferten Energie. Auch waren es vorwiegend basische Lebensmittel, viel Gemüse, Obst, Getreide, Kräuter, Bitterstoffe und wenig tierische Lebensmittel.
Flüssigkeit. Genug zu trinken ist für unseren Körper sehr wichtig und zwar in Form von Wasser - Tees oder Säfte sind Ergänzungen dazu. Der Flüssigkeitsbedarf des Körpers sollte mit klarem Wasser abgedeckt werden. Wasser ist die Basis für alle Flüssigkeiten im Körper (Blut, Lymphsystem, Schleimhäute) und hat eine wichtige Transportfunktion. Nährstoffe, Botenstoffe, Hormone, Enzyme usw. werden an ihren Bestimmungsort transportiert und Schlacken, Säuren und Stoffe, die nicht mehr gebraucht werden, werden wieder abtransportiert und aus dem Körper ausgeschieden. Damit dies gut funktionieren kann, müssen wir genug trinken. Gutes, klares Wasser ist aufnahmefähig und kann diese Transportfunktionen erfüllen. Auch ist Wasser ein wichtiger Informationsträger.
Bewegung. Die Menschen in früheren Zeiten bewegten sich am Tag viel mehr, alleine schon aufgrund ihrer Lebensweise. Unser Leben schaut heute so aus, dass viele Leute sitzende Berufe haben und wenig Sport zum Ausgleich machen. Eine gut aufgebaute Muskulatur ist aber wichtig für unser gesamtes Skelettsystem, unsere Gelenke, Knorpel, Knochen und auch unser Bindegewebe. Außerdem werden bei Bewegung viele Hormone ausgeschüttet, die unser Wohlbefinden steigern, unsere Energie erhöhen und Stresshormone abbauen helfen.
Lebenskraft. Der Ausgleich zwischen dem Tun und dem Ruhen ist sehr, sehr wichtig. Viele Menschen müssen bewusst ihre Ruhephasen im Lebensrhythmus einplanen. In den Ruhephasen und besonders im Schlaf findet die Zellregeneration verstärkt statt. Deshalb sind Erholungsphasen sowie Phasen der Energiemobilisierung zur Gesunderhaltung unseres Körpers sehr wichtig, um Müdigkeit, Erschöpfung oder Stimmungsschwankungen hintanzuhalten.
Teezeit. In der Herbst- und Winterzeit wird wieder vermehrt Tee getrunken. Viele Menschen lieben das wärmende Getränk. Jedoch sollte man hier zwischen einem Heiltee und einem Genußtee unterscheiden. Heiltees werden gezielt getrunken, um den Körper zu unterstützen oder Beschwerden zu lindern. Genusstees sind Wohlfühltees, die getrunken werden, weil sie gut tun, die Entspannung fördern oder einfach gut schmecken. Hier sollten auf jeden Fall Tees gewählt werden, die keine künstlichen Geschmacks- und Aromastoffe enthalten. Und die Tees sollten jeden Tag gewechselt werden. Denn man hat nicht jeden Tag die gleichen Anforderungen und auch das Wohlbefinden kann verschieden sein.
Melisse. Die Melisse gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Heilpflanzen in unserem Kulturkreis. Sie wird auch Herzensfreude genannt und fehlt in keinem Kräutergarten. Sie erfüllt uns mit einer tiefen inneren Ruhe, beruhigt Magennerven und Herznervensystem, ohne müde zu machen und stärkt zugleich. Daneben ist sie eine wichtige Heilpflanze für die Schilddrüse. Verwendet werden dabei die Blätter in Tee- oder Tropfenform. Beliebt sind auch Entspannungsbäder oder Massageöle mit Extrakten oder dem ätherischen Öl der Melisse. Das ätherische Öl hat auch eine antivirale Kraft und wird gerne gegen Fieberblasen eingesetzt.
Rose. Die Rose steht seit jeher für Anmut, Schönheit und Harmonie. Seit Jahrtausenden wird sie für die Schönheit, aber auch zur Heilung eingesetzt. Der Signaturenlehre nach werden ihre Blüten der Venus zugeordnet. Sie wirkt harmonisierend und ausgleichend auf Körper und Psyche. Als Frauenpflanze stärkt sie das weibliche Wohlbefinden und sinnliche Frausein. Verwendet werden die Blütenblätter, das Rosenhydrolat, die Hagebutten oder das ätherische Öl. Rosenblüten im Badewasser oder ein Rosenblütenbalsam tun dem Herzen und der Seele gut. Die Rose wird auch Herzkönigin genannt. Der Herzkönig dazu ist der Lavendel.
Lavendel. Schon bei den Römern war der Lavendel neben der Rose das wichtigste Körperpflegemittel. Lavendel gehört heute sicherlich zu den am meisten verwendeten Heilpflanzen. Lavendelduft, Lavendelsäckchen, Lavendeltee, Lavendelbäder oder Lavendelbilder – dem Lavendel begegnet man überall. In der Traditionellen Europäischen Medizin ist er eine große Geistpflanze. Er klärt die Gedanken, macht einen klaren Blick auf Situationen, stärkt die Augen und hilft, aufgestaute Emotionen zu lösen. Er gibt Kraft und innere Ruhe. Das ätherische Öl wirkt antibakteriell, antimykotisch, muskelentspannend, kreislaufregulierend und wundheilend.
Ackerstiefmütterchen. Das Ackerstiefmütterchen ist die wichtigste Heilpflanze für die Haut. Es enthält wertvolle Wirkstoffe, die die Hautzellregeneration unterstützen und die Hautzellen gesund erhalten. Weiters wirkt es hautberuhigend und juckreizstillend bei Hautirritationen und ist ein wirksamer Bestandteil in Pflegecremen bei trockener, empfindlicher und sensibler Haut. Empfohlen wird sie in der Traditionellen Europäischen Medizin auch bei Neurodermitis, Schuppenflechte und Ekzemen.
Ringelblume. Die Ringelblume wird auch Allesheilerin unter den Pflanzen genannt. Ringelblumensalbe war schon immer eine wichtige Wund-, Heil- und Narbensalbe und durfte in keiner Hausapotheke fehlen. Sie wirkt wundheilend, entzündungshemmend, schmerzstillend und fördert die Bildung von Granulationsgewebe. Weiters hemmt sie die Ödembildung und das Wachstum von Bakterien, Viren, Pilzen und Keimen. Empfohlen wird sie bei Wunden, Narben, Ödemen, Venenentzündungen, Ulcus oder auch Ausschlägen.
Lärchenpechsalbe. Harzsalben wurden schon immer in der Wundheilkunde bei schwer heilenden Wunden und Ulcus eingesetzt. Vielfach wurden Harze wie Lärchenpech, Tannen-, Fichtenharz, Birkenteer oder Steinöl verwendet. Heute ist auch der Weihrauch bekannt, innerlich eingenommen in Form von Kapseln, aber auch als Salbe. Harze wirken gut schmerzstillend, entzündungshemmend und antirheumatisch. Eingesetzt werden die Salben bei Gelenksschmerzen, Rückenschmerzen, Abnützungserscheinungen, Bandscheibenproblemen, Muskelverkrampfungen oder Muskelschmerzen nach Überbelastungen beim Sport. Die Lärchenpechsalbe zeigt auch sehr gute Wirkung bei Nervenschmerzen wie Polyneuropathie oder Neuralgien.
Johanniskrautöl. Johanniskrautöl wird auch Arnika der Nerven genannt. Es ist ein wertvolles Wundheilöl bei Verbrennungen, Sonnenbrand, Abschürfungen, Nervenverletzungen, Phantomschmerzen oder als Narbenheilöl nach Operationen. Achten sollte man bei der Anwendung jedoch auf die photosensibilisierende Wirkung des Johanniskrautes.
Autorin: Mag. pharm Dr. Angelika Prentner
Apotheke „Zur Gnadenmutter“
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