Im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse, der weltweit größten Reisemesse, fand am 7. März in Berlin wieder das ExpertInnenforum Wellness statt, auf dem deutsche und internationale Fachleute über die aktuellen Entwicklungen in der Branche berichteten. In den Vorträgen ging es unter anderem um den Mangel an qualifiziertem Personal, Vorstellungen von Hotelièren und Gästen zum Thema Wellness, Biofeedback zur Therapie von körperlichen und psychischen Beschwerden sowie um die aktuellen Ergebnisse des Global Wellness Economy Monitors. Referiert wurde außerdem darüber, was Europa vom Spa- und Wellnessmarkt im Nahen Osten lernen kann und welche Bedeutung der Branche am afrikanischen Kontinent zukommt. Laut der zum Auftakt der ITB veröffentlichten Studie zu den Wellness-Trends 2019 veranlassen professionelle Fotos auf der Webseite Gäste heutzutage eher zu einer Buchung als eine persönliche Empfehlung. Weitere Erkenntnisse aus der Studie sind die Bedeutungslosigkeit des Hotelnamens für junge Zielgruppen, die dafür aber viel Wert auf die Ausstattung des Wellness-Bereichs und der Zimmer legen und vor allem auf Programme zum Stressabbau. Informationen holen sich die sogenannten Millennials am liebsten über Buchungsplattformen von Reiseanbietern, die Hotelwebseite und Social Media. Eine Herausforderung für Hotelbetriebe liegt in der Erwartungshaltung, dass individuell auf Bedürfnisse eingegangen werden und die Erholung nach dem Urlaub weiterhin anhalten soll – kurze Aufenthalte mit langfristiger Wirkung, das ist der Wunsch. Interessant war das Ergebnis, dass Beautyanwendungen an Stellenwert verlieren, ersatzweise das Thema Natur mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. In diesem Zusammenhang kommen neue Konzepte auf den Markt, die mit Schlagworten wie „Mental Wellness“ oder „Wald-Baden“ positioniert werden. Darüber sprachen wir mit der „Expertin für leichtes Leben“, wie sich Diana Sicher-Fritsch von Fritsch am Berg aus Vorarlberg selbst bezeichnet. Sie beschäftigt sich seit dem Jahr 2004 mit dem Themenkomplex. „Da das Interesse so groß wurde, haben mein Gatte und ich ein neues Gesundheitskonzept, das über die Sauna-Türschwelle hinausgeht. Viele bieten zwar schon Yoga und andere ganzheitliche Methoden an, wir wollten jedoch auf den Erkenntnissen der Traditionellen Europäischen Medizin aufbauen. Daher haben wir auf Grundlage der europäischen Entspannungstechniken, medizinischen Messverfahren, Anwendungen, Ernährung etc. ein einzigartiges Gesundheitsmodell erschaffen. Unser OASE-Gesundheitsmodell © ist speziell für kurze Aufenthalte ausgelegt und umfasst einen ganzheitlichen Ansatz“, erzählt Frau Sicher-Fritsch. In diesem Zusammenhang werden auch Biofeedback, die Pulsamplitude- und die Herzratenvariabilitätsmessung (HRV) genützt. Dadurch soll sich das Paradigma „Krankheit wird bezahlt – Gesundheit kostet“ in Zukunft ändern. Einen weiteren wichtigen Beitrag lieferte an diesem Tag auch Wilfried Dreckmann, Geschäftsführer von spa project, mit seinem Vortag „Human Resources im Spa: Es fehlen qualifizierte Hände!“. „Das Ganze ist zum Teil ein demografisches, zum Teil ein strukturelles Problem – und ein Imageproblem. Der Arbeitsmarkt ist deutlich kleiner als früher und hat sich quasi zum „Käufermarkt“ entwickelt. ArbeitnehmerInnen können sich aussuchen, wo sie arbeiten möchten und wo die Konditionen für sie am besten sind. ArbeitgeberInnen müssen verstehen, dass sie sich im Wettbewerb befinden“, meint Dreckmann im Gespräch. Seine Empfehlung lautet: „Die Branche muss wieder attraktiver werden. An den Arbeitszeiten werden wir nichts ändern können, aber an den Arbeitsbedingungen. Flexible Arbeitszeitmodelle müssen stärker beworben werden, die Bezahlung muss besser werden und wir müssen deutlich machen, wie wichtig Wellness für Menschen ist. Bei unseren Gästen herrscht oft ein tieferes Verständnis von Wellness vor als bei unseren Angestellten (und ihren Vorgesetzten).“
© WELLNESS WORLD Business 2/2019