Kreativität und Innovation sind schon längst Themen, die nicht nur Künstler inspirieren. Die beiden Begriffe werden im 21. Jahrhundert exorbitant oft verwendet und spielen vor allem in Wirtschaft, Forschung und Bildung eine große Rolle. Im Jahr 2009 rief zum Beispiel die EU-Generaldirektion für Bildung und Kultur das „Year of Creativity“ aus. Damit sollte ein Beitrag zum ökonomischen Wohlstand sowie zum sozialen und individuellen Wohlbefinden der EU-Bürger geleistet werden. Auch zahlreiche Awards und Preise werden für Kreativ- und Innovationsleistungen vergeben. Bestes Beispiel: Der Staatspreis für Innovation der Republik Österreich. Allzu oft schreibt man jedoch Kreativität der Kunst oder Medienwelt zu, während Innovation vor allem High-Tech-Unternehmen zugeordnet wird. Dabei dringen die beiden sogenannten Wohlstandstreiber auch in Unternehmen aus technikfernen Branchen, denn Kreativität und Innovation sind Eckpfeiler für ein erfolgreiches Geschäft. Davon sind jedenfalls zahlreiche Unternehmensberater überzeugt.
Alleine die Definition der Begriffe zeigt, dass sie in alle Lebensbereiche spielen und ein Grundgerüst für menschliches Handeln darstellen. In vielen Definitionen werden die beiden Begriffe aufeinander bezogen. Dipl.-Psych. Sandra Ohly vom Institut für Psychologie an der TU Braunschweig definiert Kreativität als „die Erzeugung von neuen und nützlichen Ideen durch eine Person oder eine Gruppe.“ Während sie Innovation als „die erfolgreiche Umsetzung von kreativen Ideen durch die Organisation“ definiert. Ohne Kreativität also keine Innovation. Der Wissenschaftler Prof. Dr. David Kaldewey schreibt 2010 in einer Veröffentlichung im Magazin „die hochschule“: „Ein Dissens bezüglich der Frage, ob Innovation und Kreativität gefördert werden sollen, ist (…) höchst unwahrscheinlich, stattdessen wird diskutiert, wie dies am besten zu geschehen habe.“ Die Frage ist also nicht ob, sondern wie die Werte gefördert werden sollen.
Jede Branche hat Innovationspotenzial
In der Praxis von Unternehmen zeigen sich branchenübergreifend zahlreiche Bereiche, die durch Innovation geprägt werden können. Prof. Dr. Alexander Brem, Inhaber eines Lehrstuhls an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und Stefanie Brem nennen in ihrem Buch „Kreativität und Innovation im Unternehmen: Methoden und Workshops zur Sammlung und Generierung von Ideen“ folgende Innovationsfelder für Unternehmer:
- Produktinnovationen sind neu entwickelte materielle und immaterielle Leistungen, welche auf die Befriedigung von konkreten Kundenbedürfnissen abzielen und sich positiv auf die abgesetzte Menge und/oder den zu erzielenden Absatzpreis auswirken sowie zu einer Verbesserung der Erlössituation des Anbieters beitragen.
- Prozessinnovationen sind neuartige Veränderungen im Prozess der Faktorkombination und wirken unmittelbar auf der Angebotsseite.
- Sozialinnovationen sind neuartige Veränderungen im Human- und Sozialbereich.
- Strukturinnovationen sind neuartige Veränderungen in der Aufbau- und Ablauforganisation eines Unternehmens, die von dem Unternehmen bisher noch nicht umgesetzt worden sind.
- Marketinginnovationen sind neue Marketing- oder Verkaufsmethoden, die von einem Unternehmen zuvor noch nicht angewendet wurden und als Teil eines neuen Marketingkonzepts oder einer neuen Marketingstrategie eingeführt werden.
Geschäftsmodellinnovationen sind grundlegende Veränderungen eines bestehenden oder die Schaffung eines neuartigen Geschäftsmodells, das Kundenbedürfnisse auf eine bessere Art und Weise befriedigt und dem Unternehmen damit Wettbewerbsvorteile gegenüber seinen Konkurrenten verschafft. Für Dienstleister wie Hotel- und Wellnessbetriebe bergen viele dieser Innovationsfelder neue Chancen, die mit möglichst hoher Kreativität entwickelt werden wollen.
Innovation als Teil der Unternehmenskultur
Dass es durchaus lohnt, Kreativität und Innovation in der Unternehmenskultur zu verankern, zeigt das Beispiel Therme Loipersdorf, die 2017 den European Health & Spa Award in der Kategorie „Beste Therme“ für sich entscheiden konnte. Ausgezeichnet wurde die Therme Loipersdorf vor allem für ihre innovativen Ansätze in punkto ganzheitlicher Gesundheit, aber auch für Sozialinnovationen, wie der betrieblichen Gesundheitsförderung. Therme Loipersdorf Geschäftsführer Philip Borckenstein-Quirini: „Wir als DIE Therme Loipersdorf sind eine Kreativwerkstatt. Innovationen zu entwickeln ist für uns als Marktführer besonders wichtig. Seit unserer 40-jährigen Geschichte sind wir bekannt dafür vorneweg zu gehen und Maßstäbe zu setzen – außerdem macht es Riesenspaß täglich daran zu arbeiten! Wir haben drei Mal die Woche Abteilungsleitermeetings, in denen spannende Ideen geboren und weiterentwickelt werden. Aber besonders die Meinung unserer Mitarbeiter, die täglich mit dem Gast arbeiten, ist uns wichtig. So bespreche ich jeden Monat wechselnd beim Mitarbeiterstammtisch kreative und innovative Konzepte. Denn umsetzen und leben können wir das nur gemeinsam.“ So hat man zum Beispiel mit der Lebensakademie ein „Zentrum für positive Lebensenergie und persönliche Weiterentwicklung“ geschaffen. Neben Seminaren mit Ganzheitsmediziner Dr. med. Wolfgang Kölbl sind besonders die kostenlosen Loipersdorfer Abende laut Betreiber ein bei Gästen geschätztes Angebot, das es so in der Gegend noch nicht gab. Mittwochabends finden wechselnd Transpersonale Klangmeditationen, Traumabende, Einführungsabende in Systemisches Stellen oder Vorträge statt. Bei der betrieblichen Gesundheitsförderung setzt man auf Trainings: Management-Team, Führungskräfte und Mitarbeiter aller Abteilungen nehmen regelmäßig (und nach Bedarf) am „Magie des Herzens“-Training teil. Es sind auch Einzelsitzungen möglich. „Ziel des Coachings ist Self-Empowerment jedes einzelnen Mitarbeiters. Work-Life-Balance, Freude und Begeisterung gelten als Voraussetzung für die Gesundheit und den Erfolg jedes Einzelnen und des gesamten Unternehmens“, heißt es in einer Aussendung der Therme Loipersdorf.
Nichts übers Knie brechen
Kreativität und Innovation spielen also auch für Dienstleister eine wichtige Rolle. Sie sind Treiber neuer Geschäftsprozesse und -ideen, die das Geschäft ankurbeln, Gäste anlocken oder die Mitarbeiter motivieren. Trotzdem gilt es – gerade für traditionelle Unternehmen – keine Kurzschlusshandlungen zu tätigen. Bei aller Begeisterung für Innovation ist es doch auch oft das Bewährte, das das Publikum kennt und schätzt. Im Idealfall gelingt in dem Fall ein sensibler Spagat zwischen Tradition und Innovation.
21 Tricks für mehr Kreativität:
Die Zeitschrift Entrepreneur Magazine hat 21 praktische Tricks zusammengefasst, um die eigene Kreativität zu fördern:
1. Wählen Sie die schlechteste Idee! Nicht alle Risiken treten ein.
2. Gehen Sie nur überschaubare Risiken ein! Zuerst den Hügel, dann den Berg.
3. Stellen Sie alles infrage! Testen Sie, um zu verbessern. 4.
4 Kopieren Sie! Bauen Sie auf Bewährtem auf.
5. Fragen Sie drei Andere! Neue Perspektiven ergeben neue Ansätze.
6. Denken Sie wie ein Genie! Was würde XY jetzt tun?
7. Schreiben Sie es auf! Protokollieren Sie Ihr Brainstorming.
8. Üben, üben, üben! Tägliche beharrliche Arbeit öffnet Türen.
9. Fokussieren Sie sich! Eine Sache nach der anderen.
10. Bleiben Sie offen! Es erschließen sich manchmal aus Möglichkeiten neue Wahrscheinlichkeiten.
11. Spielen und entdecken Sie! Tagträume können manchmal Wunder bewirken.
12. Ziehen Sie den Stecker raus! In der Ruhe liegt die Kraft.
13. Schauen Sie über die Branchengrenzen hinaus! Lernen Sie vom Erfolg und den Fehlern Anderer.
14. Bleiben Sie in Bewegung! Laufen fördert kreatives Denken.
15. Rufen Sie einen Freund an! Neue Unternehmungen erfordern ein Netzwerk von Unterstützern.
16. Schweigen Sie! Denken mag altmodisch sein, aber es hilft.
17. Seien Sie kein Perfektionist! Mehr handeln, weniger kritisch bewerten.
18. Warten Sie nicht! Handeln Sie überlegt und eindeutig.
19. Bauen Sie Distanz auf. Psychologische Distanz fördert die Kreativität.
20. Überprüfen Sie ihre Ziele! Was wollen Sie wirklich erreichen?
21. Fangen Sie von vorne an! Werfen Sie alles über Bord! Denken Sie neu!
Was fördert Kreativität?
- Erkennbare Bedeutsamkeit der Arbeit für Andere
- Häufige Besprechungen, offene Kommunikation, Möglichkeit zur Kommunikation, Möglichkeit zur Partizipation
- Komplexität der Arbeitsaufgabe
- Mittleres Maß an Zeitdruck
- Wahlmöglichkeiten, wie man an eine Aufgabe herangehen will
(Quelle: Dipl. -Psych. Sandra Ohly)
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