Die Branche erlebt zwar derzeit wieder eine Aufwärtsbewegung, aber vor allem der gewerbliche Sektor wurde bekanntlich durch die Covid-Krise und das Auf und Zu im Lockdown-Rhythmus ordentlich in Mitleidenschaft gezogen. Hinzu kommen aktuell auch noch die dramatisch sich verändernden Energiepreise. Diese Probleme sollten zwar korrigiert werden, doch was ist zu tun, um den entstandenen Schaden wiedergutzumachen? Sind mehr Arbeit und mehr Mitarbeiter*innen notwendig, um die Verluste auszugleichen? Immer wieder stellt sich die Frage der Quantität – wäre Wachstum nicht besser als Qualität? Doch Service und Zufriedenheit der Gäste können nicht durch mehr, sondern nur durch besser ausgebildetes Personal verbessert werden. Das heißt auch, dass Qualitätsmanagement in Zukunft wichtiger wird denn je.
Wohlfühlen und Erholung
Denn Thermen und Freizeitbäder haben hauptsächlich mit Erholung, Gesundheit und Spaß zu tun. Man will das Wasser, die Sauna, das Dampfbad oder die großartigen Behandlungen genießen – und die Freude und Motivation der Menschen, die in diesen Bereichen arbeiten. Die Stunden, die der Entspannung dienen, sollten die Energiespeicher der Gäste wieder aufladen. So können sie den Stress des Arbeitsalltags loswerden. Die Zeit, die man mit Freund*innen oder der Familie auf der Liegewiese, im Restaurant oder im Spa verbringt, sollte erholsam sein und Freude machen. Personal spielt dabei eine wichtige Rolle.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit
So die Theorie, aber umsetzen lässt sich das nur durch kompetente und motivierte Mitarbeiter*innen. Neben dem Personal ist die Technologie gerade beim Schwimmbad ein entscheidender Faktor. Die Trends in der Bäderbranche geben auch Aufschluss darüber, wie sehr die Digitalisierung Einzug gehalten hat und wie die Unternehmen die Pause der Pandemie genutzt haben, um Neues zu entwickeln. Aber auch die Nachhaltigkeit spielt jetzt in der Sparte eine große Rolle, da einerseits die Energiekosten steigen und andererseits die Ressourcen knapper werden. Die Klimakrise ist dabei der zentrale Faktor. Wir verbrauchen noch immer zu viel, mehr, als die Umwelt oder Natur uns bietet. Das war unter anderem auch ein Thema auf der aquanale 2021 während des Internationalen Schwimmbad- und Wellness-Forums, das der bsw (Bundesverband Schwimmbad & Wellness) und die IAKS (Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen) organisierten. Denn Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind derzeit die Schwerpunkte in Hotels und Thermen – man will die Kosten für die Energie senken, aber auch effizienter arbeiten, vor allem im Spa bei den Behandlungen. Doch neben den Anwendungen lassen Saunen, Wassererwärmung im Pool, Dampfbad und Co. die Kosten für die Energie teilweise explodieren. Das erfordert ein besseres Ressourcenmanagement und auch eine Umstellung der Energieerzeugung auf ökologische Systeme wie Solarenergie, Geothermie, Windenergie oder Wärmepumpen. Auf der aquanale ging es aber auch um nachhaltige und gesunde Schwimmbäder sowie die EU-Biozidverordnung und die Aus- und Weiterbildung von Bademeister*innen. Personal ist in diesem Zusammenhang ein essenzielles Stichwort; es gibt dafür viele kreative Lösungsansätze. Doch auch die technische Führung und das Equipment spielen eine Rolle in Bad, Hotel oder Therme.
Für das Schwimmbad wurden viele neue digitale Technologien präsentiert, unter anderem die Smartphone-App „myfluvo®“ zur Steuerung aller fluvo®-Schwimmbadattraktionen, oder auch Gegenstromanlagen und Hydromassagedüsen, die zur Entspannung beitragen, wenn sie richtig eingesetzt werden. Selbstverständlich wurden auch diverse Pumpensysteme vorgestellt, die für Bäder und Pools wesentlich sind, aber auch dazu beitragen, Energiekosten zu sparen. So präsentierte Herborner Pumpen eine neu konzipierte digitale Pumpenverwaltung über eine moderne Objektsteuerung, die sich „HP Object“ nennt. So lässt sich jede Pumpe angeblich mit benutzerfreundlichen Menüs über einen Computer oder ein Smartphone steuern. Auch andere Pumpenhersteller werden auf der interbad 2022 auf dem Messegelände in Stuttgart ihre Innovationen zeigen.
Ferienhotellerie in der Krise?
Energieeffizienz ist zwar auch in der deutschen Ferienhotellerie bedeutend, aber lange nicht so akut wie in Österreich, da die Energiekosten nur circa 4 % der Gesamtkosten ausmachen, meint der Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts, Michael Altewischer. Da der Markt in Deutschland doch sehr groß ist und damit die Energieversorger mit anderen Volumen arbeiten, hält sich die Kostensteigerung in Grenzen, auch weil die Politik früher als in Österreich gehandelt hat. Aber Sprüche von Politiker*innen in der Art, man solle sich lieber mit einem Waschlappen waschen, als zu duschen, sind erstaunlich und provozieren andere regionale Politiker*innen zu der Aussage: „Waschlappen gehören nicht in die Politik!“ Das größte Dilemma in der deutschen Wellnesshotellerie sind aber die Preise (sowohl in der Gastronomie wie auch bei den Übernachtungen), die deutlich unter dem internationalen Niveau liegen, betont Altewischer. Die Politik meint aber, Wellness sei in der jetzigen Zeit Luxus, und daraufhin werden viele Buchungen storniert. Ist das hilfreich für die Tourismuswirtschaft oder für die Ferienhotellerie? Förderung von Gästen oder Wähler*innen, die Erholung benötigen und sich in ihrer Freizeit etwas Positives gönnen wollen, sieht eigentlich anders aus. Verlassen wir jedoch das schwierige und kontroversielle politische Terrain wieder und wenden wir uns den akuten Maßnahmen zu.
Masterplan
Bei Neubauten von Thermen oder Hotels empfiehlt sich eine sorgfältige Vorbereitung und Planung in Form eines Masterplans, in dem nicht nur die architektonischen Formen festgelegt werden sollten. Inhaltliche Konzepte, Zielgruppen und die grundsätzliche Frage, welche Ziele erreicht werden sollen, müssen behandelt werden. Denn nur so lassen sich auch unkonventionelle Lösungen finden, um die Badegäste zu überraschen. Mit baulichen Maßnahmen wird die Organisation einer Therme auf Jahre festgelegt, daher ist es notwendig, sich auch die Frage zu stellen, wo die Entwicklung hingehen soll. Wie wird man den Bedürfnissen der Kund*innen gerecht, auch bei Renovierungen und Erweiterungen? Es beginnt schon bei der Entscheidung für Hallenbad oder Freibad – oder eventuell eine Kombination von beidem. Auch Personalkosten lassen sich durch die langfristige Planung besser steuern und einsparen. Bauphysikalische Anforderungen sind essenziell und können die Kosten deutlich verändern. „Gerade in der Baukonstruktion von Lüftungsanlagen hat das eine Bedeutung, weil die Luftfeuchtigkeit in Schwimmbädern oft sehr hoch ist“, erklärt die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB). „Ein wesentlicher Teil der Baukonstruktion sind die Schwimm- und Badebecken. Es gilt, die Materialien für die Beckenkonstruktion, zum Beispiel Edelstahl, Stahl- oder Carbonbeton, sowie die möglichen Beläge, zum Beispiel Fliesen oder Folien, auszuwählen und in baulicher, aber auch gestalterischer Hinsicht sinnvoll zu verbauen.“
Gestaltung und Design
Das Design bzw. der Entwurf und der Bauplan spielen nicht nur im Masterplan eine Rolle, sondern entscheiden auch darüber, ob Bäderanlagen oder Thermen mit Preisen wie dem Iconic Award, dem German Design Award, dem Deutschen Architekturpreis und dem European Health & Spa Award ausgezeichnet werden, die für das Marketing wichtig sind, aber auch generell zur Markenbildung und Bekanntheit eines Resorts beitragen. Solcherart prämiert wurden beispielsweise das Freibad in Sigmaringen, die Therme Lindau am Bodensee, das Emser Thermenhotel in Bad Ems und auch das Mineralbad Berg in Stuttgart, erklärt der Architekt Ernst Ulrich Tillmanns, Geschäftsführer der 4a Architekten. Was macht jedoch ein erfolgreiches Projekt aus?, fragten wir Herrn Tillmanns. „Damit das Gebäude von den Besucher*innen angenommen wird, ist es wichtig, dass die Abläufe stimmen und die Badegäste sich wohlfühlen im Bad. Denn für die wirtschaftliche Effizienz sind nicht nur geringe Bau-, Unterhalts- und Betriebskosten entscheidend, sondern auch eine hohe Besucherakzeptanz.“
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass „die Wertschätzung für die Freizeitbäder und Thermen nach unserem Eindruck sogar gewachsen ist nach der Pandemie“, meint Dr. Klaus Batz, Geschäftsführer der EWA (European Waterpark Association). „Nun stehen wir aber vor der Herausforderung, auch den politisch Verantwortlichen die Bedeutung dieser Anlagen für die öffentliche Gesundheitsvorsorge und das soziale Miteinander zu vermitteln.“ Konsequenzen, die aus der Pandemie zu ziehen wären, sind nach Stefan Studer von der Kannewischer Management AG, „bei künftigen Projekten nach Möglichkeit etwas großzügiger zu planen, damit die Gäste Abstandsregeln besser einhalten können. Ein weiterer Aspekt, auf den gerade bei Kapazitätsbeschränkungen großes Augenmerk gelegt werden sollte, ist die Auslastungssteuerung (Spitzen brechen, Täler füllen).“ Das hat sich zwar auch geändert in den zwei Jahren der starken Regulierungen und Beschränkungen, wird aber trotzdem in vielen Bädern nicht professionell gemanagt.
Doch wie sollten sich Freizeitbäder und Thermen heute aufstellen, um kommende Krisen besser zu überstehen? Denn es geht um umfangreiche Kosten, die noch dazu rasant gestiegen sind in den letzten Monaten. Dazu meint Tillmanns: „Zweifelsohne wäre es das Beste, wenn Bäder möglichst energetisch autark sein könnten. Ein weiterer Punkt ist aus meiner Sicht, dass ein attraktiv gestaltetes Bad mit Atmosphäre auch in Krisenzeiten besser besucht wird als ein unattraktives Bad. Von daher ist der Gestaltungsaspekt zentral für den erfolgreichen Betrieb, ob mit oder ohne Krise.“ Das ist sicherlich ein schwerwiegendes Argument, denn leider gibt es eine Menge an renovierungsbedürftigen Einrichtungen, die dringend eine Modernisierung nötig hätten, sowohl was die Energieressourcen als auch was architektonische Aspekte und die Digitalisierung betrifft. Genau das waren nicht nur Themen der letzten Zeit, sondern sind auch wesentliche Themen der kommenden interbad 2022. Denn neue Ideen und Konzepte sind gefragt, um Bäder nachhaltig und ressourcenschonend zu betreiben.
„Der Wunsch, von fossilen Brennstoffen wegzukommen und alternative Ressourcen wie Fotovoltaik und Geothermie in Kombination mit Wärmepumpen zu nutzen, steht immer mehr im Fokus der Bauherren“, betont Tillmanns. „Dazu haben wir in den vergangenen Jahren einige interessante Beispiele realisiert, wie zum Beispiel die Sanierung des Freibades in Sigmaringen, des Mineralbades Berg in Stuttgart oder des Solebades in Bad Wimpfen.“ Ebenso stellt die Lebensdauer und Haltbarkeit von Materialien einen wichtigen Aspekt dar, vor allem in Hinblick auf die Schonung von Ressourcen.
Energieeffizienz
Aber wie können Nachhaltigkeit und Energieeffizienz wirkungsvoll umgesetzt werden? Ein gutes Beispiel dafür ist die Emser Therme. Jürgen Kannewischer, Geschäftsführer der Kannewischer Ingenieurgesellschaft, meint dazu: „Hier haben wir den Neubau so konzipiert, dass durch eine kompakte Außenhülle eine optimale Dämmung erzielt werden kann. Außerdem nutzen wir das sehr warme und reichlich vorhandene Thermalwasser in Bad Ems zur Energieeinsparung – Stichwort ‚Geothermie‘. Wir konnten den Bedarf an fossiler Primärenergie um 55 % senken.“ Doch was alles möglich ist in diesem Bereich, zeigt die Aussage von Dr. Stefan Kannewischer, Geschäftsführer der Kannewischer Management AG: „Unsere Thermengebäude sind so gedämmt, dass die Pumpen und Maschinen im Keller den Fußboden darüber aufheizen. So können wir auf eine Fußbodenheizung verzichten.“ Das sind doch überzeugende Argumente.
Nachhaltig wirkt sich auch die Bewegung auf die Gesundheit des Körpers aus. Das betont Klaus Batz: „Bäder sind Orte, an denen eine besonders schonende Regeneration stattfinden kann, ebenso Prävention durch aktive und passive Bewegung im Wasser. Eine Studie aus Großbritannien hat ergeben, dass mit jedem britischen Pfund, das in einen Bäderbetrieb oder eine Sportanlage investiert wird, vier Pfund für das Gesundheitswesen eingespart werden können.“ Das erscheint einleuchtend und unterstreicht die gesundheitspolitische Komponente von Bädern und Thermen, deshalb wird auch Hydrogymnastik in vielen Thermen in unterschiedlichsten Formen angeboten.
Effiziente Energie- und Ressourcennutzung wird auch ein Schwerpunkt auf der interbad 2022 sein und unter anderem auch beim Kongress für das Badewesen behandelt werden. „Der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen und die Mitwirkung an der Wärmewende bis 2030 muss mit dem Ziel des passenden Zusammenspiels von Effizienzmaßnahmen und optimalen Betriebsstrategien im Bad verbunden sein, wozu es spannende Anregungen geben wird“, sagt Christian Mankel, Geschäftsführer der DGfdB. Aber auch die Digitalisierung 4.0 und künstliche Intelligenz (KI) im Bad oder in der Sauna stellen einen Schwerpunkt auf der interbad dar.
Abschließend kann man mit Klaus Batz zusammenfassen: „Skelett, Haut, Muskeln und Organe bilden die ‚Hardware‘, der Blutkreislauf, das Atemsystem und das Nervensystem sind die ‚Software‘. Hier gilt wie auch für Bäder oder Wellnesshotels: Wenn die Hardware oder auch die Software Probleme macht, funktioniert der gesamte Betrieb nicht richtig.“
© WELLNESS WORLD Business 1-3 / 2022





