Im Oktober dieses Jahres fand die hochkarätige Round-Table-Veranstaltung „Potenziale und Grenzen der Komplementärmedizin“ der österreichischen Ärztekammer und des Dachverbandes für ärztliche Ganzheitsmedizin statt, die sich mit Fragen nach dem Stand der Komplementärmedizin in Europa, oder auch den Besonderheiten dieser Medizinform in Österreich, auseinandersetzte. In Österreich entfallen rund ein Drittel der 37.000 ÖÄK-Diplome auf Methoden der Komplementärmedizin, da auch der Wunsch vieler ÖsterreicherInnen groß ist nach komplementärmedizinischen Behandlungen. So weit, wie in der Schweiz, wo seit 2017 die Kosten für Leistungen aus der anthroposophischen Medizin, der Traditionell Chinesischen Medizin, der Homöopathie, der Phytotherapie und der Akupunktur von den obligatorischen Krankenversicherungen bezahlt werden, ist man in Österreich noch nicht. Wichtig sei, dass man der Komplementärmedizin in der Ausbildung mehr Platz einräumt, so Prof. Michael Frass, Präsident des Dachverbandes für ärztliche Ganzheitsmedizin. Österreichweit ist die Sigmund-Freud-Universität die einzige universitäre Einrichtung, die einen Lehrstuhl für Komplementärmedizin eingerichtet hat. Neben einem stärkeren Gewicht der Komplementärmedizin in der Ausbildung, sieht der österreichische Weg eine zunehmende Übernahme komplementärer Methoden in den Honorarkatalog der Krankenkassen vor. Eine erfreuliche Entwicklung zeigt sich bei Österreichs größter privater Krankenversicherung Uniqa: Diese hat bereits mehr als 40 Diagnose- und Behandlungsmethoden der Komplementärmedizin und der Traditionellen Medizin in ihr Leistungsangebot integriert. In Hinblick auf Traditionelle Medizin sei ein zunehmender internationaler Trend auszumachen, so Dr. Hannes Schoberwalter, v. Referat für komplementäre und traditionelle Medizin der ÄK Wien: Dies entspräche dem Strategiepapier „Traditional Medicine Strategy 2014-2023“ der WHO, welches die Integration dieser Verfahren in das Gesundheitssystem der Nationen vorsieht. Dazu ergänzend Brigitte Kopp, v. Department für Pharmakognosie der Universität Wien: „Die traditionelle Phytotherapie ist durch moderne Forschungsmöglichkeiten zur Evidence-based medicine geworden.“
© WELLNESSWORLD Business 1/2020