Bei der Schätzung der Auswirkungen handelt es sich eben nur um eine Schätzung: Analytische Instrumente und Ansätze können eine gute Einschätzung der betreffenden Auswirkungen geben, aber wir können keine Gesamtbewertung abgeben.
Die Definition und Abschätzung der Auswirkungen bestimmter Industriezweige ist nicht das Ziel. Um die wahrscheinlichen wirtschaftlichen Auswirkungen zu berücksichtigen, werden sogenannte Satellitenkonten erstellt, die Informationen und Erkenntnisse liefern. Die Idee von Satellitenkonten ist, dass sie nur den Nettomehrwert in jeder Phase der Bewertung berücksichtigen, daher verhindern sie Doppelzählungen. Die von der OECD empfohlene Methodik (2008) berücksichtigt beim tourismusspezifischen Satellitenkonto Daten der Nachfrageseite (der Erwerb von Waren und Dienstleistungen durch BesucherInnen während einer Tourismusreise) wie auch Daten der Angebotsseite (der Wert von Waren und Dienstleistungen, die von der Industrie als Reaktion auf die Besucherausgaben erbracht werden). Mehr dazu im Detail in der kommenden Ausgabe.
Nehmen wir an, dass ein Gast EUR 100,00 für eine Massage im Spa bezahlt. Um diesen Service zur Verfügung zu stellen, müsste das Spa Materialien, Personal u. v. m. einkaufen. In unserer Annahme kauft das Spa Vorräte für EUR 85,00. Um den Ertrag des Spas zu errechnen, würden nur die EUR 15,00 als Mehrwert des Spas dem Modell hinzugerechnet. Die EUR 85,00 würden auf die einzelnen Spa-Lieferanten verteilt werden. Ein ähnlicher Ansatz und eine ähnliche Methodik wären notwendig, um die Auswirkungen von Wellnessaktivitäten genauer zu definieren. Dies würde jedoch die Erhebung riesiger Datenmengen in jedem Land erfordern. Da Länder keine Informationen über Wellness-Aktivitäten in standardisierter Weise sammeln, wäre die Definition eines Wellness-Satellitenkontos ein Mammut-Job auf Länderebene. Gibt es genügend Informationen, kann so ein Modell auf lokaler Ebene erstellt werden.
Aufgrund der sehr komplexen Eingabeanforderungen wurden nur einige Pilotstudien auf lokaler Ebene durchgeführt. Das Auswirkungsmodell auf lokaler Ebene sammelt Informationen über die Ausgaben der Gäste. Drei Hauptkategorien sollten berücksichtigt werden:
- Direkte Auswirkungen: Tourismusausgaben bei den Tourismusdienstleistern und Reiseveranstaltern.
- Indirekte Auswirkungen: Tourismusausgaben bei anderen Wirtschaftsorganisationen des Reiseziels (z. B. Bekleidungsindustrie, Post) und Umsatz der Lieferanten an die Tourismusdienstleister des Reiseziels.
- Induzierte Auswirkungen: alle anderen Auswirkungen, die sich aus den sich vervielfachenden Auswirkungen ergeben, d.h., Ausgaben von Geschäftspartnern und Organisationen, die sich die indirekten Auswirkungen teilen.
Der wichtigste Input für dieses Modell ist insbesondere die Ausgabenstruktur. Und genau da können die Wellness- und / oder Spa-Ausgaben den Unterschied machen.
Das folgende Beispiel gibt eine Einführung, wie so eine Verteilung verstanden werden kann. Während Fall #1 einen relativ hohen Aufwand für Wellness-Dienstleistungen darstellt und ein Reiseziel mit starken Wellness-Interessen beschreibt, stellt Fall #2 ein Ziel mit minimalen Gastausgaben für Wellness-Dienstleistungen dar.
Ausgabenart | Ausgabenstruktur #1 (% von 100) | Ausgabenstruktur #2 (% von 100) |
Unterkunft | 44 | 40 |
Mahlzeiten vor Ort | 12 | 15 |
Transport / Verkehrsmittel | 3 | 3 |
Kraftstoff | 1 | 1 |
Lebensmittel, Getränke | 5 | 10 |
Sonstige Waren | 14 | 17 |
Wellness | 14 | 3 |
Kultur, Sport, andere Erholung | 7 | 11 |
Die Zuordnung der Gastausgaben ist keine leichte Aufgabe. Es gibt mehrere Faktoren, die bei der Datenerhebung berücksichtigt werden müssen. Vergessen Sie nicht, dass zunächst die Klassifizierung der Dienstleistungen harmonisiert werden muss.
Beispiel: Die Teilnahme an einem Yoga-Kurs gehört zu Erholung, Sport, oder zu Wellness? Ein weiterer kritischer Punkt ist die Saisonalität. Jedes solide Ausgabenmodell würde ausgabenbezogene Informationen von Gästen für mindestens ein Jahr sammeln. Dies würde sicherstellen, dass jede Jahreszeit vertreten wäre und die Durchschnittswerte auch die Höhen und Tiefen einschließen würden. Die Datenerhebung läuft jedoch meist nicht ein Jahr lang, und Schätzungen basieren auf zufällig gesammelten Daten.
Eine solche systematische Datenerhebung würde Destinationsmanagement-Organisationen und Anlagenbetreibern bzw. Wellness-Unternehmen helfen. Es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen d. Wellness-TouristIn, derern / dessen Reise-Hauptmotivation durch die Wellness-Dienstleistungen definiert wird, die sie /er bucht, und jener / jenem, dessen Ausgabenzusammensetzung eindeutig belegt, dass Wellness kein Hauptbestandteil der Reise ist.
Einige Wellness-Ausgaben, wie eine Eintrittskarte für ein historisches Thermalbad oder eine entspannende Massage, können StadttouristInnen nicht zu Wellness-TouristInnen machen. Deshalb ist der Begriff „sekundärer Wellness-Tourist“ des Global Wellness Institute irreführend. Jede beteiligte Partei würde von einem optimierten Datenerfassungsansatz profitieren. Gäste, die für Wellness Geld ausgeben, liefern wichtige Beiträge zur lokalen Wirtschaft. Sie würden aber einen ganz anderen Kommunikations- und Managementansatz erfordern, als jene, deren primäre Motivation „Wellness-definiert“ ist, wie dies bei den Wellness-TouristInnen der Fall ist.
Empfohlene Quellen
OECD: Tourism Satellite Account: Recommended Methodological Framework: oecd.org
Eurostat: European Implementation Manual on Tourism Satellite Accounts (TSA): ec.europa.eu
UNWTO: Tourism Satellite Account (TSA) - Data Worldwide Summary: statistics.unwto.org
Autor:
Dr. László Puczkó, CMC
Health Tourism Worldwide (CEO & Co-founder)
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© WELLNESSWORLD Business 1/2020