Mit allen Sinnen genießen – das wollen Gäste, wenn sie in ein Hotel oder einen Wellnesstempel einchecken. Ein Aspekt, der das Wohlbehagen maßgeblich beeinflusst, ist die Klangkulisse. Dass die Umgebungsgeräusche die Gesundheit und das Wohlbefinden stark beeinflussen können, bestätigen verschiedene Studien. So hat zum Beispiel Dr. med. Kurt Mosetter, Geschäftsführer des Zentrums für interdisziplinäre Therapien GmbH in Konstanz, Beobachtungen an Kindern unter dem Wahrnehmen von Vogelstimmen durchgeführt und ist dabei zu folgenden Ergebnissen gekommen: Es findet eine Entspannung der quergestreiften Muskulatur statt. Außerdem lässt sich eine Veränderung des Atemverhaltens beobachten: die Atemfrequenz sinkt bei Vertiefung der Atmung. Die Blickmotorik beruhigt sich und das Aufmerksamkeitsverhalten konzentriert sich auf eine gerichtete Aufmerksamkeit. Über die motorische Ruhe, die dank der Klangkulisse entsteht, eröffnet sich die Möglichkeit für das Lernen, kommt Mosetter zum Schluss. Andere Studien untersuchen die Wirkung von Beschallung auf das Kaufverhalten und kommen auch hier zum Schluss, dass die Geräuschkulisse auf das Verhalten der Konsumenten positiv und negativ wirken kann. Klänge und Töne beeinflussen also unsere Konzentration und sind auch maßgebend dafür, ob von Gästen eine entspannte Atmosphäre wahrgenommen wird oder nicht. Musik und Töne unterstützen nicht zuletzt die emotionale Identifikation der Gäste mit einer Marke und ermöglichen die gewünschte Positionierung.
Laienhafte Beschallung ist kontraproduktiv
Für den Betreiber bedeutet das, dass die Beschallung nicht vernachlässigt werden sollte. Technisch bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, Töne und Klänge ins Spa oder Hotel zu integrieren. Um eine sinnvolle Beschallung gewährleisten zu können, muss diese professionell geplant werden. Es ist nicht damit getan, eine Stereoanlage aufzubauen. Im Gegenteil, die laienhafte Installation von Beschallung kann auch kontraproduktiv sein. Denn Klänge und Töne müssen auf die Umgebung und die baulichen Gegebenheiten abgestimmt werden. Wer erfolgreich eine Beschallungsanlage planen oder installieren will, benötigt daher nicht nur tiefgehende Kenntnisse über Verstärker, Lautsprecher oder DSP-Prozessoren, sondern auch ein breites Fachwissen und sehr viel Erfahrung beim Thema Akustik. In komplexen Projekten werden daher Fachplaner für die Bereiche Bauphysik, Raumakustik, Elektroakustik, allgemeine Elektrotechnik und Haustechnik eingesetzt. Die Experten werden zunächst eine Ist-Analyse durchführen und die vorhandene Geräuschkulisse genau analysieren, bevor es an die Beschallung geht. Ist die Klimaanlage zu hören? Scheppert Geschirr im Hintergrund? Wie laut sind die Gespräche der Gäste zu hören? Um einen ersten Eindruck der Umgebungsgeräusche zu bekommen, können verschiedene Apps helfen, wie zum Beispiel der Sound Meter (gratis erhältlich im App Store), der die Umgebungslautstärke in Dezibel misst und auch gleich Vergleichswerte zur Verfügung stellt. Je nach Ergebnis können unterschiedliche Maßnahmen, wie der Einsatz von Absorbern zum Beispiel in Form von speziellen Akustikstoffen oder Schaumstoffplatten, den Klang im Raum deutlich verbessern.
Vielfältige Technik
Ist die Raumakustik optimiert, können Lautsprecher elegant in die Gebäudearchitektur integriert werden. Von der Montage in Decken, Wänden und Nassbereichen bis hin zur Montage unter Wasser, ist alles möglich. Aufgeteilt in verschiedene individuell bespielbare Zonen, beschallen oder berieseln die Anlagen Badelandschaften sowohl innen als auch außen, Spa-Zonen wie auch Behandlungsräume unabhängig voneinander mit sanften Klängen und stimmungsvoller Musik. Als Musikquellen kommen Tuner, Webradio, Compact Disc oder Mediaserver in Frage. Außerdem kann Audio heute auch von verschiedenen Anbietern selektiv gestreamt werden. Die Steuerung erfolgt ganz einfach über individuell gestaltete Touchscreen Displays, klassische Drehregler und Schalter oder einen Empfangscomputer. Besonders zu beachten ist, dass die Klänge auch für die gewerbliche Nutzung lizensiert sein müssen. „Viele streamen zum Beispiel über den bekannten Streamingdienst Spotify ihre Musik. Dabei geht aus den Bestimmungen des Anbieters klar hervor, dass die Musik nur privat genützt werden darf. Auf der sicheren Seite ist man nur mit lizensierten Klängen und Musik“, sagt Christian Wagner, Sales Manager von Gastro Media GmbH.
Auf eine gute Mischung kommt es an
Bei der Musikauswahl sollte auf monotone Playlisten und endlose Musikschleifen tunlichst verzichtet werden. Stattdessen kann eine abwechslungsreiche, harmonische Musikauswahl die Stimmung heben, Entspannung fördern und die Kauflaune steigern. Auch Naturtöne können gespielt werden und bieten sich gerade im Spa an. Daniel Lathan, Geschäftsführer der Sonami AG, die solche Naturtöne zum Stream anbietet und damit schon den European Health & Spa Award gewinnen konnte, sagt: „Im Bereich Beschallung mit Naturtönen müssen Technologie (Mikrofone), raumakustische Wirkung (Klangverhalten des Raumes) und Beschallung (Lautsprecher) perfekt miteinander harmonieren. Wenn dies gegeben ist, dann empfinden wir „reale" Klangumgebungen aus der Natur als extrem angenehm. Niemand würde auf die Idee kommen, bei einem Waldspaziergang das Klangumfeld als störend zu empfinden. Raum, Akustik und Klang sind immer eine Einheit. Wenn alles perfekt harmoniert, dann sind natürliche Klangumgebungen eine sehr gute Möglichkeit, Entspannungsprozesse zu begünstigen. Meeresrauschen, ein morgendliches Vogelkonzert oder das sanfte Plätschern eines Gebirgsbaches sind nicht derart geschmacksgeprägt wie bestimmte Musikrichtungen."
Wer auf Musik aber nicht verzichten will und Naturtönen vorzieht, kann bei den verschiedenen Anbietern lizensierter Stücke in der Regel aus verschiedenen vorgefertigten Playlists auswählen, die auf den Zweck abgestimmt wurden. Wagner: „Die Betreiber kennen ihre Kunden am besten und können aus Playlists wie „Chillout“ oder „Wellness Ambient“ und ähnliche die optimalen Klänge auswählen. Wichtig ist, für eine gewisse Abwechslung zu sorgen.“ Abschließend sagt Lathan: „Unser Hörorgan ist das sensibelste Organ und bereits im Mutterleib ist es das Erste, das sich entwickelt und das Einzige, das bereits vor der Geburt voll ausgeprägt ist und nicht weiter „wächst". Das Hören wird leider in Wellness- und Spabereichen kaum berücksichtigt.“
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Checkliste zur Planung einer Beschallungsanlage
Wenn Sie eine Beschallungsanlage planen, hilft folgende Checkliste bei der Vorbereitung auf das Gespräch mit dem Experten:
A) Nutzungsart:
1. Welche Art von Beschallungssystem suchen Sie?
- Fest installiertes System
- Mobile Komplettanlage
2. Um welche Räumlichkeiten handelt es sich?
- Konferenzraum, Besprechungsraum
- Sportstätte, Mehrzweckhalle
- Restaurant
- Spa
3. Finden Veranstaltungen statt?
- Vorträge, Präsentationen
- Konzerte & Live-Musik
- Shows/Events
- Diskussionsrunden/Podium
- Ansprachen, Moderationen
B) Raumakustik:
1. Wo liegt die zu beschallende Fläche?
- in einem geschlossenen Raum
- im Freien
2. Wie groß sind die zu beschallenden Flächen?
- Höhe, Breite, Tiefe, Fläche
3. Geometrische Form der zu beschallenden Fläche
- eckig, rund, andere
4. Wie viele Personen werden im Schnitt beschallt?
C) Bedienung:
1. Wer bedient das Beschallungssystem?
- Fachkundiges Personal
- Semiprofessionelles Personal
- Nicht-fachkundiges Personal
2. Welche Tonquellen sollen wiedergegeben werden?
- Audiostream (WLAN, Bluetooth)
- CD/DVD-Player
- Internetradio
- MP3-Player
- Netzwerk (Medienserver)
- PC/Laptop
- Plattenspieler
- Radio (analog)
- USB-Verbindung (z. B. Stick oder externe Festplatte)
© WELLNESS WORLD Business 1/2019