Spa World: Wie sehen Sie die Situation der Wellness-Branche in Österreich aus der Sicht des Hotelbetreibers?
Dr. Ennemoser: Ich sehe die Wellness-Branche als einen wachsenden wichtigen Teilbereich des österreichischen Tourismus. Allerdings verwende ich persönlich das Wort ?Wellness? nicht, denn sein Begriffsinhalt ist nicht genau definiert. Ich habe mich auf den Ausdruck ?Spa? spezialisiert. In dem Bereich haben wir in Österreich große Exporterfolge und sind gemeinsam mit der österreichischen Hotellerie international führend. Resteuropa und die USA hinken hinter uns her. In Sachen Spa ist also Österreich weltweit marktführend.
Wir waren die geistigen Väter des Spa-Urlaubs. Das Spa-Hotel ist aus der Tradition des Kurhotels entstanden. Diese Betriebe waren aber schlussendlich viel zu wenig dienstleistungsorientiert und heute ist daraus eine privatisierte Kur entstanden: ?Profilaxis? (medizinischer Vorsorgebereich) und Erlebnisurlaub als spezifische Segmente.
Spa World: Die Investmentsituation ist allerdings schwierig in unserem Land, wenn man bedenkt, dass im Westen 99 Prozent der Hotels sich im Besitz von Banken befinden. Wie geht man damit um?
Dr. Ennemoser: Das sehe ich keineswegs so. Eine kapitalintensive Branche benötigt Fremdkapital. Die Banken geben die Kredite ja im Vertrauen und sind davon überzeugt, das ausgegebene Geld wieder zurückzubekommen. Eines sage ich als Tourismusberater: Erst, wenn Fremdkapitalzinsen über acht Prozent steigen, wird es kritisch für die Branche. Denn mehr als acht Prozent sind einfach nicht mehr drinnen als tragbarer Kostenaufwand. Es gibt zwei Punkte, wie man dieses Problem lösen kann. Zum einen dürfen die Fremdkapitalzinsen, wie gesagt, nicht höher als acht Prozent werden, was in den letzten beiden Jahren nicht der Fall war. Zum anderen muss mehr Risikokapital in die Branche gebracht werden, neue Finanzierungsformen müssen überlegt werden. Wir haben in unserem Land vorwiegend kleine Betriebe ? immerhin 20.000 Hotels mit je nicht einmal 100 Betten. Fast alle davon werden von Privatpersonen betrieben, da sind keine 100 Kapitalgesellschaften dabei. Der Rest sind OHGs, KGs und Einzelunternehmer.
Die haben derzeit einen Nachteil gegenüber den Großen. Hier ist die Wirtschaftskammer darum bemüht, die Steuerbelastungen zu senken. Über Beteiligungskapital wird nachgedacht. Das so genannte Mezzaninkapital etwa. Um neue Märkte erschließen oder neue Produkte entwickeln zu können, muss entsprechendes Kapital im Unternehmen vorhanden sein. Bei einer Mezzaninfinanzierung können gleichzeitig die Vorteile des Eigen- und Fremdkapitals genutzt werden. Es gibt dazu eine Haftungszusage vom Bund von bis zu 90 Prozent und eine höhere Verzinsung. Diese Form der Finanzierung ist vor allem für jene Unternehmen interessant, die bereits ihre Start-up-Phase erfolgreich abgeschlossen haben.
Spa World: Was bringt die Wirtschaftskammer den Hoteliers aktiv an Dienstleistungen?
Dr. Ennemoser: Erstens eine politische Lobby. Viele Dienstleistungen für das einzelne Mitglied. Eine Zertifizierung kann nur ein Standesvertreter machen. Kollektivverträge. Es ist so viel, dass ich wahrscheinlich morgen noch aufzähle ?
Spa World: Die Innovationszyklen haben sich von 20 auf fünf, manche sagen sogar drei Jahre verringert. Wie sollen Hotelbetriebe dieser Herausforderung begegnen?
Dr. Ennemoser: Innovationszyklen traue ich mich nicht zu generalisieren. Die Produkte werden immer kurzlebiger. Das kurzlebigste Beispiel ist eine Disco, sie ist selten länger als fünf Jahre trendy. Im Spa-Bereich sind wir noch lange nicht am Ende angelangt. Aber die Grundfrage bleibt: Werden die Produkte vom Markt akzeptiert? Gerade im Spa-Bereich ist das wichtig, denn er ist einfach sehr kapitalintensiv. Wenn ich heute in diesem Bereich 5.000.000 Euro investiere, muss ich einen Kapitalrückfluss von zehn Jahren einplanen. Man muss investieren. Hier ist viel Geld im Spiel. Aber das muss auch wieder verdient werden. Innovationszyklen brauchen nicht immer mitgemacht zu werden. Ich warne davor.
Spa World: Wie sehen Sie den Zusammenhang zwischen dem Innovationsdruck, der Wissen nötig macht, und dem Informationsfluss? Wie wichtig ist dabei Spa World als aktive Plattform Ihrer Meinung nach?
Dr. Ennemoser: Es hat eine wichtige Funktion als Plattform für den Austausch von Wissen. Aktuelles Wissen, denn das Aktuellste spielt sich ja immer ganz kurzfristig ab: im Internet und in den Fachmedien.
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