Wir wollen Ihnen diesmal an der Stelle ganz bewusst kein Luxus-Spa präsentieren, sondern auf die Dinge eingehen, die wesentlich sind, wenn wir über Wellness reden oder Wellness selbst genießen. Das ist der Luxus, sich Zeit zu nehmen und für einige Tage auszusteigen aus dem hektischen Leben, das die meisten führen, um zum Wesentlichen, zu sich zu kommen. Wo geht das besser als in einer abgelegenen Kuranstalt, die komplett darauf ausgerichtet ist, nach den Gesetzmäßigkeiten der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) und den Regeln nach Pfarrer Sebastian Kneipp, den Menschen im Zentrum, auf dem Weg zu einem lebensfrohen und gesunden Geschöpf zu unterstützen? Diese drei Häuser sind fokussiert dar, den Gast auf sehr anspruchsvolle Weise wieder zur Einheit zu bringen, durch die Behandlungen, die Ernährung, Bewegung und die Natur. Mehr braucht es oft nicht und dass die TEM hier einiges leisten kann, können Sie in den Kurhäusern erfahren.
Kurhaus Aspach
Auch wenn diese Einrichtungen teilweise sehr unterschiedlich sind, so verbindet sie doch ein zentrales Thema, und das ist Sebastian Kneipp. Der Erfinder der Kneipp-Methode hat seit vielen Jahrzehnten im wahrsten Sinne des Wortes eine Verbindung zu den Ordensschwestern. Das führt uns zurück zum Ausgang und den Wurzeln der drei Gesundheitseinrichtungen. Begonnen hat alles in Aspach, an dem Platz wo einst, fast 500 Jahre, ein traditionsreiches Schloss am Weyer stand. Dr. Joseph Lechner der ehemalige Dechant von Aspach initiierte vor seinem Tode 1887 den Bau einer sozialen Einrichtung, die von den Marienschwestern von Karmel aus Linz geführt werden sollte. So wurde das ehemalige Schloss erworben und 1902 begannen die Schwestern mit ihrer Arbeit. Doch erst durch die gebürtige Wienerin Sr. M. Raphaela Freund, die selbst aufgrund schwerer Erkrankungen in Bad Wörishofen von Pfarrer Kneipp behandelt und vollständig geheilt wurde, wurde das Kurhaus gegründet. Die Ordensschwester und Lehrerin verschrieb ihr Leben dem Schaffen von Pfarrer Kneipp und gab das Wissen, das sie erlernt hatte, weiter an kranke Menschen. In den folgenden beiden Weltkriegen konnte man viel Gutes tun für die vielen kranken Kinder und Flüchtlinge, die nach Aspach kamen. In der Zwischenzeit wurde auch ein Pflegeheim für Kranke errichtet.
Nach der Jahrtausendwende 2005 kam in Aspach die Phase der Erneuerung, die Rezeption und Gästezimmer wurden modernisiert und im 1. Stock wurden 6 Massageräume angelegt sowie der Garten neu gestaltet und mit dem Labyrinth der Sinne ausgestatt, um einen Ort zu kreieren, an dem man loslassen und meditieren kann. Der Schwerpunkt des Hauses ist seit dieser Zeit Stressbewältigung und Burnout-Prävention. Hinzu kamen auch ein schönes Biotop, eine neue Saunalandschaft und ein duftender Kräutergarten. 2006 wurde es dann richtig luxuriös: Das Erlebnishallenbad der Sinne entstand und ein weiterer „Garten der Stille“ mit integrierter Therapiearena wurde angelegt. Seit 2015 wird in allen Häusern nach dem ganzheitlichen Ansatz der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) gearbeitet.
Die Kneipp-Methode
Die fünf Säulen der Kneipp-Methode:
Lebensordnung
Heilpflanzen
Ernährung
Bewegung
Wasser & Wickel
Offline in Aspach
Neuerdings kann man auch das Paket „Offline in Aspach“ buchen. Für all jene, die sich von ihrem Smartphone sowie E-Mails und Co. beurlauben möchten und einen Gang zurückschalten, um eine mediale Ruhepause einzulegen, damit der Geist sich wieder erholt und man wieder im Hier und Jetzt leben lernt. Das Offline-Package ist übrigens kostenfrei und kann zu jedem Aufenthalt kombiniert werden. Dem noch nicht genug, wenn das Handy verstaut wurde, erhält der Gast u. a. ein Tagebuch zum Ordnen der Gedanken sowie einen Fragebogen zum Selbsttest und eine Meditation, um zur Ruhe zu kommen.
Kurhaus Bad Mühllacken
Das zweite Kurhaus, das von den Ordensschwestern verwaltet wird, ist in Bad Mühllacken, einem der ältesten Heilbäder Oberösterreichs. Es hat nicht nur eine lange Tradition als Kurort, sondern auch eine besondere Heilquelle die „Bruno-Quelle“, benannt nach dem Knappen Bruno, der durch das Wasser geheilt wurde. Sie entspringt im schönen Pesenbachtal. In der „Fontingraphia“ einem Druckwerk, das 1756 erschien, wurden die Baderegeln des „Wild- und Heyl-Bades zu Mühllacken“ dokumentiert. Damals dauert eine Kur 30 Tage und wurde in drei Abschnitte gegliedert. Zu Beginn der Kur steigerten sich die Bäder bis zu viereinhalb Stunden täglich. Vom 11. bis zum 20. Tag wurden sie auf bis zu fünfeinhalb Stunden ausgedehnt und danach wieder etwas reduziert. Die heilende Kraft des eisen- und manganhältigen Wassers, seit 1364 genutzt, wird auch in der Therapie und beim Fasten eingesetzt, der Schwerpunkt in Bad Mühllacken seit 2003. Das Bade- und Kurhaus ging 1936 in den Besitz der Kongregation der Marienschwestern von Karmel in Linz über und wurde erst renoviert und später etwas ausgebaut. Nach der Jahrtausendwende kam auch bewusste Ernährung und Entgiftung hinzu. Seit 2015 liegt der Fasten- und Ernährungsschwerpunkt auf Basis der Traditionellen Europäischen Medizin. Aber auch hier dürfen natürlich die fünf Kneipp-Säulen „Lebensordnung, Heilpflanzen, Ernährung, Bewegung und Wasser & Wickel“ nicht fehlen. Es werden auch spezielle Fastenwochen angeboten, die nach unterschiedlichen Methoden ablaufen. So wird Heilfasten nach Buchinger/Lützner, oder der Typenlehre, Suppenfasten, Hildegardfasten (die Fastenbegleiterin ist täglich 24 Stunden anwesend) offeriert. Der klösterliche Lebensrhythmus mit seinen regelmäßigen Gebetszeiten, den es hier gibt, unterstützt auch noch die notwendige Ruhe und Zurückgezogenheit. In Verbindung mit der Traditionellen Europäischen Medizin wurde auch eine ganzheitliche Detox-Kur entwickelt, bei der nur heimische Nahrungsmitteln, Kräuter und Heilpflanzen verwendet werden. Die ärztliche und therapeutische Betreuung macht den Aufenthalt dadurch zu einem unvergesslichen Erlebnis. Für Menschen mit wenig Zeit gibt es den Aufbau-Leitfaden sogar nach Hause. Ebenfalls ein besonders Erlebnis stellt der angrenzende Kräutergarten dar, der alle wichtigen Heilkräuter gedeihen lässt, eine wunderbare Pracht an Farben und Gerüchen. Aber auch für ausgedehnte Wanderungen zu 23 Kraftplätzen in das Naturschutzgebiet Pesenbachtal im Mühlviertel ist genügend Zeit. Haben Sie schon Lust bekommen, eine Fastenwoche zu buchen?
Traditionelle Europäische Medizin (TEM)
Naturheilverfahren basierend auf der ganzheitlichen Betrachtung des Menschen.
Einteilung nach Archetypen: Melancholiker, Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker, oder meist Mischtyp
Kurhaus Bad Kreuzen
Das dritte und modernste Kurhaus befindet sich in Bad Kreuzen und blickt auf eine über 150-jährige Kur-Tradition zurück. Schon 1565 initiierte Ferdinand Helfried von Meggau eine wohltätige Stiftung „Das Spital Kreuzen“. Weiters folgte 1846 in der alten Schlosstaverne zu Kreuzen eine Kaltwasserheilanstalt. Das Spital wurde vom damaligen Besitzer Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha 1858 an die Gemeinde Kreuzen übergeben und 1903 von Ordensschwestern übernommen.
1961 versuchte Johann Gütlinger, Pfarrer in Bad Kreuzen, die Marienschwestern in Linz zu begeistern eine Kneipp-Kur- und Erholungsanstalt zu errichten. 1969 war es dann endlich so weit, und die beiden Architekten Josef Linecker und Friedrich Wierer aus Mattighofen konnten mit dem Bau beginnen, der im März 1972 feierlich seiner Bestimmung übergeben wurde. Damit begann die Erfolgsgeschichte, denn das Haus wurde kontinuierlich verbessert und erneuert und an die Erfordernisse der modernen Zeit sowie die Bedürfnisse der Gäste angepasst. 2006/2007 in der großen Umbauphase gab es auch eine Erneuerung im Management. Im Oktober 2006 übernahm Frau Dr. Desiree Margotti, Fachärztin für physikalische Medizin und Rehabilitation, die ärztliche Leitung der Anstalt. Ein Jahr später, im Juli 2007, erhielt das Kurhaus auch mit Dipl.-BW Friedrich Kaindlstorfer, MBA einen neuen Betriebsleiter, der bis heute Bad Kreuzen sehr erfolgreich managt.
Unter seiner Führung wurde das Haus 2012 mit einer Investition von 2,8 Mio. Euro nochmals modernisiert und umgebaut und auch etwas Besonders geschaffen, nämlich das erste Zentrum für Traditionelle Europäische Medizin (TEM). Ein Novum und etwas ganz Besonders in Oberösterreich, der führenden Gesundheitsdestination in Österreich. Seither ist man bestrebt, die alten Heilverfahren wieder genauer zu erforschen und wieder neu aufleben zu lassen sowie der heutigen Zeit entsprechend anzuwenden; ein Wissen, das immerhin eine Tradition von fast 2.500 Jahren hat. Die TEM ist eine gute Ergänzung zur Schulmedizin und bietet in manchen Fällen Hilfestellung, wo die moderne Medizin keine Antworten mehr hat. Die Anwendungen werden nämlich genau auf den jeweiligen Archetypus (Persönlichkeitsmuster) abgestimmt. Beginnend bei den Massagen bis hin zu den Düften und Speisen. Zusätzlich wird auch auf die Iridologie (Augendiagnose), Zungen- und Segmentdiagnostik in der Therapie zurückgegriffen. Eine wesentliche Säule der TEM ist die Kräutermedizin, daher findet man auch gerade hier passenderweise den größten Kneipp-Garten Österreichs mit vielen heimischen Heilkräutern, die für die selbst hergestellten Hydrolate, Tinkturen, Tees, die köstliche Küche oder als Tischschmuck verwendet werden.
Was erwartet jetzt den Gast, der nach Bad Kreuzen kommt? „Um Traditionelle Europäische Medizin kompetent umzusetzen und erlebbar zu machen, bedarf es neben der Erfahrung der kneippschen Lehre ein Wissen um die Vielfalt der TEM. Dafür wurde in Bad Kreuzen ein Konzept erarbeitet, wo im Zentrum der Diagnose der ganze Mensch steht, nicht nur einzelne Organe“, so der Betriebsleiter Friedrich Kaindlstorfer.
Der Einstieg in die TEM beginnt mit einem Fragebogen. Dieser erleichtert die Zuordnung zum Archetypus und ist ein Bestandteil in der Diagnostik. Der Gast kann den Fragebogen zu Hause schon vorab über die Homepage ausfüllen oder direkt im Haus vor der ärztlichen Untersuchung. Zur ärztlichen Untersuchung gehören, neben der üblichen schulmedizinischen Anamnese, auch Auskultation, Inspektion, Palpation, Perkussion und neurologische Untersuchungen. In weiterer Folge wird ein speziell abgestimmter Therapieplan erstellt. Zur konkreten Umsetzung der Therapie verrät uns Friedrich Kaindlstorfer: „Jeder einzelne wird von den Persönlichkeitsmerkmalen seines Archetyps, seines Temperaments geprägt. Egal ob Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker oder Melancholiker. Für die richtige Wahl der Bäder, Güsse, Wickel und Massagen ist das Wissen um die individuellen Persönlichkeitsmerkmale des Gastes entscheidend. Der Gast wird mit speziellen Handgriffen und in einem eigenen Rhythmus massiert, wobei auch die Düfte natürlicher Öle und Salben eine große Rolle spielen. Außerdem werden stets auf den jeweiligen Archetypen abgestimmte Menüs serviert.“ Das führt uns zur Frage: Was genau versteht man denn unter TEM bzw. wie wird dieses jahrtausendealte System eigentlich definiert?
Die Traditionelle Europäische Medizin (TEM)
Damit ist eine Reihe von unterschiedlichen Behandlungsmethoden (Kneipp-Medizin, anthroposophische Medizin, Naturheilkunde, Homöopathie, Klostermedizin oder Hildegard-Medizin) gemeint, die aus dem Europäischen Kulturraum kommen. Da die einzelnen Methoden sehr unterschiedlich sind, handelt es sich nicht um ein einheitliches System. Die TEM ist auch ein komplementärmedizinisches Naturheilverfahren, basierend auf der ganzheitlichen Betrachtung des Menschen, der nach Archetypen (Sanguiniker – warm und feucht, Choleriker – warm und trocken, Phlegmatiker – kalt und feucht und Melancholiker – kalt und trocken, oder meist Mischtyp) eingeteilt wird. Auf diese Einteilung wird dann auch die Therapie abgestimmt von der Ernährung bis zu den Massagen und auch Kneippbehandlungen. Wie schon erwähnt gibt es auch ähnlich der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) ein eigenes Diagnoseverfahren wie die Iridologie, Zungen- und Segmentdiagnostik. Und die TEM-Heilkräuter werden ebenfalls in flüssiger wie auch fester Form kontinuierlich in der Therapie verwendet. Eine der wichtigsten Grundlagen der TEM ist die „Viersäftelehre“, wobei die Säfte keine Flüssigkeiten, sondern systemische Wirkprinzipien sind, die es typgerecht auszubalancieren gilt. „Weitere traditionell europäische Schwerpunkte Bad Kreuzens sind die fünf Elemente, die Jahreszeiten sowie Mondphasen und die Rituale der TEM“, ergänzt Kaindlstorfer.
Wyda – Yoga auf europäisch
Eine besondere Spezialität neben dem Osteoporose-Schwerpunkt in Bad Kreuzen ist „Wyda“ und „Reflexologie“. Klingt sehr geheimnisvoll, was verbirgt sich hinter diesem alten keltischen Wort oder der mittelalterlichen Behandlung? Wyda ist eine sehr alte Bewegungsform und wird als Gymnastik der Kelten zusammengefasst, oder auch als Yoga auf europäische Weise. Die keltischen Druiden haben erkannt, dass bestimmte Bewegungen dem Körper sehr gut tun. Wyda kann in jeder körperlichen Verfassung und in jedem Alter ausgeübt werden. Regelmäßige Wyda-Übungen fördern die Leistungsfähigkeit und die seelisch-geistige Ausgeglichenheit durch die Aktivierung bestimmter Energiezentren und fördert die Konzentration und Beweglichkeit.
Reflexologie
Die beliebteste Behandlung jedoch, erfahren wir, ist die neu entwickelte „Reflexologie“. Sie ist ein Resultat der Forschungsarbeit, die Bad Kreuzen auch leistet und die extern von Dr. Karl Steinmetz und Dr. Maurizio Cavagnini vom Institut für Traditionelle Europäische Medizin in Wien unterstützt wird. Aber federführend haben im Haus auch Dr. Martin Spinka, Dr. Michaela Lehmann und Therapieleiter Thomas Kanitz MHPE mitgewirkt.
Kaindlstorfer verrät uns, worum es dabei geht: Reflexologie ist eine ganzheitliche Vier-Temperamente-Behandlung. Massieren, Schröpfen und Wärmetherapie sind eine Wohltat für Körper, Geist und Seele. Die Vier-Temperamente-Medizin versucht das Schema der Säftelehre auf den Biorhythmus des Menschen zu übertragen. Die Reflexpunkte werden wesensgerecht stimuliert, wobei jeder Reiz ein Bündel von Effekten zur Folge hat und die Selbstheilungskräfte in Schwung bringt. Die Organfunktionen werden normalisiert, Stauungen und Verkrampfungen lösen sich.
Das therapeutische Angebot ist vom Konzept der mittelalterlichen Badstube inspiriert: Textilmassage mit Seide oder Leinen, Rücken- und Bauchmassage mit mittelalterlichen Griffen, Reflexpunkt-Behandlungen mit warmen Metallstäben (sogenannten Kauter) und Steinen, Schröpfgläsern oder glimmenden Kräuterkegeln. Die Vier‐Temperamente‐Massage ist eine auf den Grundtheorien der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) basierende manuelle Therapie, mit besonderer Berücksichtigung der Humorallehre, gemäß den aktuellen Anforderungen von Medical-Wellness‐Behandlungen. Sie hat damit einen deutlich anderen Akzent als etwa die schwedische Heilmassage: Sie zielt nicht in erster Linie auf Muskeln, Bindegewebe, Gelenke etc., sondern versucht, Säfte (humores) in Fluss zu bringen, Energie zu aktivieren, fokussieren und regulieren.
Es war uns eine Freude, hier einzutauchen in die Welt der TEM, die wirklich eine unglaubliche Vielfalt aufweist. Vor allem stehen die Häuser für ein solides und für den Menschen nutzen- und sinnbringendes Konzept. Es herrscht auch ein sehr innovativer Geist, der der Branche im gesamten auch sehr guttut und bereichernd ist. Dafür wurde Bad Kreuzen auch schon zweimal mit dem European HEALTH & SPA AWARD ausgezeichnet. Falls Sie mehr dazu erfahren wollen: www.tem-zentrum.at
© WELLNESS WORLD Business 4/2017