Aus Studien und Markterhebungen wie dem jährlich erstellten Wellness-Sensor geht hervor, dass die Liebe zu Wellness- und SPA-Aufenthalten nach wie vor steigend ist, zumindest in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zahlreiche Unternehmensberater wie Manfred Kohl, Hildegard Dorn-Petersen oder Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Ressorts, bestätigen den durchaus erfreulichen Trend. Allerdings, und auch das ist der Tenor der Experten, kann und wird die (leicht) steigende Nachfrage nur dann anhaltend sein, wenn die SPA-Anbieter rechtzeitig auf Trends eingehen oder ihrer Zeit womöglich voraus sind und Angebote schaffen, welche die Aufmerksamkeit und die Nachfrage der Gäste wecken.
Der SPA wird Drei Sterne-tauglich.
War das SPA-Angebot bisher in der gehobenen Kategorie angesiedelt, so setzen heute immer mehr Mittelklasse-Häuser ebenfalls auf Wellness. Rund um den Pool, die Sauna oder die Whirl-Ausstattung, die im Haus schon vorhanden war, erweitern sie das Angebot in Richtung gehobene Dreistern-SPA-Kategorie. Eine Reihe von Häusern der Mittelklasse planen und investieren in ihr Spa-Angebot, das zum Teil auf neue Zielgruppen wie Familien, Kinder oder Personen der geringeren Einkommensschicht ausgerichtet ist. Die wirtschaftliche Trendentwicklung ist eine Gratwanderung, die sich auch unangenehm gestalten und nicht lohnen kann. Jedenfalls wird sich die Spreu vom Weizen trennen, denn Wellness und SPA sind auch trotz der steigenden Nachfrage keine Selbstläufer.
Hoher Designanspruch.
Auch wenn ein Trend zum Pauschalangebot im SPA-Bereich vorhanden ist, so darf die immer noch größere Gruppe der SPA-Kenner und –liebhaber nicht unterschätzt werden. Diese Gruppe ist fachkundig, erfahren und zeigt sich interessiert an einem hochwertigen Angebot. „Auch wenn die Form der Funktion folgt“ wie Michael Altewischer feststellt, „so kommen diese Gäste doch mit einem hohen Anspruch an Raum, Ästhetik und Design in Haus. Sie sind kritisch, wollen eine erstklassige und individuelle Behandlung und dem muss mit den entsprechenden Arrangements begegnet werden“. Unannehmlichkeiten in den Treatment-Räumen werden nicht toleriert. Und solch Ärgernisse kann es viele geben. Ein SPA der Zukunft verfügt daher über vieles, aber über vieles auch nicht mehr.
Ein Aus für die Klimaanlage, ein Go für die Kerze.
Die Klimaanlage in einem SPA kann eine Wohltat sein, aber auch – und das immer öfter – zur Qual werden. Nicht richtig eingestellt oder falsch platziert pustet sie die häufig zu kalte Luft dorthin, wo sie nicht gebraucht wird: Direkt auf den Patienten und/oder Therapeuten. Manuell beeinflussen lässt sich die Temperatur oft nicht mehr und so kann der SPA-Manager oder –therapeut dem Wunsch des Gastes nach einer kühleren oder wärmeren Raumtemperatur oder einem Abstellen der Zugluft nicht nachkommen. Ähnlich verhält es sich mit der Musik. Die Beschallung erfolgt zumeist automatisch mit der immergleichen Musik aus stets gleichen Quellen. Stammgäste merken es, wenn sich die Musik über die Jahre nicht ändert, zu laut oder zu leise ist. Die Beleuchtung ist ein weiterer Bestandteil, der laufenden Änderungen unterworfen ist. Derzeit geht der Trend weg von einer künstlichen Beleuchtung, auch wenn sie noch so indirekt ist. Gefragt sind Kerzen, echte Kerzen, die wärmendes und warmes Licht abgeben. Ganz daneben sind flackernde Kunstkerzen oder nachgeahmte offene Kamine. Sie sind unnatürlich, monoton und irritieren den Gast. Es steht außer Zweifel, dass Technik im SPA gut ist und die Arbeit enorm erleichtert. Doch zu viel Technik schadet auch. Sind die Komponenten nicht mehr individuell steuerbar oder von Hand einzustellen, läuft alles automatisch und auf Vollbetrieb. So liegt es auf der Hand, dass den individuellen Ansprüchen des Gastes nicht mehr nachgekommen werden kann – eine Tatsache, die sich negativ zu Buche schlägt.
Ein Hoch der grünen Wanne.
Was früher unter der wenig marktschreierischen Bezeichnung „Feucht- oder Nassraum“ firmierte, erlebt heute einen neuen Boom. Das herkömmliche Wannenbad. Das Kellerbad von damals wurde mit neuem und wertvollen Wissen rund um die Gesundheit, die Gesundung und Hydrotherapie aufgewertet und erlebt mit neuem Image ein Comeback, vorausgesetzt, Planer, Ausstatter und Therapeuten haben sich intensiv und anforderungsspezifisch mit dem Thema beschäftigt. Das funktionelle, ärztlich verordnete Therapiebad wird zum Lifestylebad, zu einem Erlebnis für alle Sinne und damit auch für die Gesundheit. Die Bäderzeremonie muss dabei eine Geschichte erzählen, die sich von der private SPA-Suite bis hin zur tropischen Erlebnisdusche spannt. Tropen haben unmittelbar mit Grün zu tun und auch das ist ein Trend, der sich nachhaltig etabliert: Der grüne SPA. SPA hat mit Wasser, mit Frische, mit Leben und Gedeihen und damit unmittelbar mit der Natur zu tun. SPAs beziehen auch die reale Umwelt mit ein, „wachsen“ in Wiesen, Gärten und Wälder hinaus, welche das Haus umgeben. SPA goes green, ein Thema der Zukunft, auch bei Behandlungen. Milch, Honig, Heu, Lehm, Sole, Kreide oder saftige Bergkräuter spielen in den Anwendungen mehr und mehr eine Rolle. Produkte und Materialien, die möglichst ausschließlich aus der Region bezogen werden.
Geschichten erzählen.
Dass die Menschen heute erlebnisorientiert sind, ist eine Tatsache, die sich in den kommenden Jahren nicht nur bestätigen, sondern verstärken wird. Besonders gut ist das im SPA zu beobachten. SPA-Zeremonien werden demnach immer erlebnisorientierter und themenbezogener. Ein SPA, der in Erinnerung bleiben wird, ist einer, der Erinnerungen – an früher – weckt, Bilder vermittelt und Geschichten erzählt. SPA-Rituale sind mit einer „Brand Message“ unterlegt und je nachdem, wie sich diese gestaltet, wird dazu die Geschichte kreiert, das Setting, der Service, die Produkte, das Raumdesign, die Technik aber auch das Personal ausgewählt und eine einzigartige Signaturmarke geschaffen. Die Hauptmotive der Gäste, die in ein SPA zu kommen, sind nicht mehr alleine die Therapie, deren Gesundheit oder die Körperpflege, sondern vielmehr die Abläufe, das Drehbuch, das erlebnisreiche und stimmige Gesamtkonzept für alle Sinne. SPAs werden zu den neuen Gebrüdern Grimm – zu Storytellern.
Raum für Kreativität.
„Die Hardware in einem SPA ist quasi die Voraussetzung und austauschbar. Sie rückt in den Hintergrund“ ist Michael Altewischer überzeugt. „SPA Gäste haben bei ihrem Besuch im SPA nur einen Anspruch: Dass ihre Erwartungen übertroffen werden“, lässt der Deutsche Wellnessverband, e.V., wissen: „Ein SPA ist ein Ort der Entspannung. Das Design dort orientiert sich an die menschlichen Bedürfnisse und muss sich mit den Interessen derer auseinander setzen, denen das Design dienen soll. Dadurch ist das Design vor allem zweckorientiert und nachvollziehbar“, geben SPA-Designer bekannt. Ganz so einfach ist es allerdings nicht, denn Kreativität und Entspannung stehen mehr in einem Zusammenhang, als man gemeinhin annehmen möchte. Das Design bildet die Basis für neue Raumkonzepte im SPA, insbesondere in den Treatment-Räumen. Präsentiert sich ein SPA nach außen hin oft noch prächtig wie in einem üppigen Tropenlook, so zeigen sich die Behandlungsräume leider noch häufig in biederer, nüchterner und liebloser Atmosphäre. Einzige „Deko“ sind musikalische Elemente, die keiner hören mag, Beleuchtung, die zu grell ist oder Kunstpflanzengestecke in eine Ecke gestellt. Kreativität bedeutet Freude und es muss dem SPA-Designer gelingen, dass die Raumausstattung Gefühle der Freude bewirkt und damit Freiraum für kreative Gedankenprozesse lässt, die wiederum zur Gesundung und zum Wohlbefinden merklich beitragen. Das Design wird nicht mehr auf die Zielgruppe, sondern auf und mit den Ressourcen des Raumes abgestimmt. Derartige Raumkonzepte verlangen nach einer gewissen Offenheit für Neues und schaffen Welten, die emotional vertraut und doch unbekannt sind – unabhängig von der Zielgruppe. Ein Beispiel für ein solches Raumkonzept ist Deepsea. Wie ein Simulator spiegelt der Raum die Tiefsee mit all den damit verbundenen Emotionen. Daniel Lathan hat das Raumkonzept entwickelt mit dem Ziel, alle Sinne, Phantasie und Inspiration aber auch die Kreativität anzuregen.
Den einen Trend im SPA gibt es nicht.
Dessen müssen sich SPA Betreiber bewusst sein und die für sie passenden Wege in eine erfolgreiche Zukunft finden. Gefunden werden können diese in einer respektvollen Zusammenarbeit im Team, bei der kreative Ideen allzeit gewünscht sind. Ein Team bestehend aus dem SPA Management, den Mitarbeitern, SPA-Designern und Kosmetikherstellern.
Form und Funktion
„Die Form muss im Spa immer der Funktion folgen. Der Grund, warum ein Gast sagt: Daher möchte ich wieder kommen, hier fühle ich mich wohl“ hängt wenig vom Design ab, sondern von der Dienstleistung und dem Service, die im Haus geboten werden“. (Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts)
Spaß im SPA
„Der Begriff SPA ist ein sehr dehnbarer. Spaß im SPA kann der Gast auf 60 Quadratmetern, aber auch auf 6000 Quadratmetern haben. Gäste haben unterschiedliche Ansprüche an ihr SPA-Erlebnis und die hängen nicht von der Ausstattung alleine ab“. (Deutscher Wellnessverband e.V.)
Nebensächlichkeiten im Trend
Es gibt etliche Bereiche im SPA, die konsequent „stiefmütterlich“ behandelt werden. Bei näherer Betrachtung und oft nur mit geringen Aufwand lassen sich die Bereiche jedoch erfolgreich gestalten und der Unterschied zu vorher ist enorm. Der Sessel, auf dem der Gast Platz nimmt, um auf seine Behandlung zu warten, die Wartebereiche generell, die Fußböden oder die Handtücher sind solche Beispiele. Auch am Beispiel Kosmetikmarken, die eingesetzt werden, ist die Besonderheit deutlich zu erkennen. Naturkosmetik in verlässlich hoher Qualität, naturreinen Inhalten, nachhaltig verpackt und in einem hochwertigen Design sorgen beispielsweise für den kleinen Unterschied mit großer Wirkung.
© WELLNESS WORLD Business 3/2014