In den letzten Jahren prägt ein Skandal nach dem anderen die Finanzmärkte. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Dies führt dazu, dass die Banken aber auch die Währungen wie der US-Dollar oder auch der Euro massiv an Vertrauenswürdigkeit einbüßen. In den kommenden Jahren ist mit einer starken Inflation zu rechnen, die Euro-Zone ist definitiv nicht gesichert, die Einführung eines Nord-Euros steht zur Debatte, Währungskrisen können zu einem Kollaps der Banken führen. Das Banken- und Kreditwesen steht auf mehr als nur wackeligen Beinen. Was also tun, wenn Geld auf der hohen Kante liegt? Experten raten, Geld möglichst auszugeben – aber richtig. Kluge Investitionen sind solche, die in Rohstoffe wie Gold, in einen schönen Spa-Urlaub oder – für Wirtschaftstreibende im Spa-Bereich besonders interessant – in Investitionsgüter wie in die Technik eines Wellness-Betriebes oder in eine Verbesserung der Spa-Ausstattung getätigt werden. So weit so gut, doch Investitionen dieser Art überschreiten in der Regel die Eigenkapitalmöglichkeiten eines Betriebes.
Getrübte Verhältnisse.
Das Verhältnis zwischen Banken und der Gastgewerbebranche ist seit jeher ein tendenziell angespanntes. Viele Unternehmer bekommen oft keinen Kredit oder nicht in dem Umfang und zu jenen Konditionen, die es ihnen möglich machen, die Zukunft des Betriebes sicherzustellen. Andererseits kommen auch Banken verstärkt unter Druck und in den Ruf, unzuverlässig zu sein. Ein gewisses Maß an Unverständnis auf beiden Seiten führt zu Verärgerung, schlechter Stimmung und stellt das Geschäft zwischen der Bank und dem potenziellen Investor auf den Prüfstein. In der Zusammenarbeit mit der Bank geht es darum, mit einem schlüssigen Finanzierungskonzept und professioneller Vorbereitung des Finanzierungsantrages aufzuwarten. Da die Banken in dieser Hinsicht immer mehr von ihren angehenden Kunden erwarten, suchen viele Spa-Betreiber heute verstärkt nach alternativen Finanzierungsmodellen.
Finanzierung durch die Gäste.
Das Wellnesshotel Alpenblick gehört zu den 150 Tophotels in der Schweiz. Investitionen in die Qualitätsverbesserung und Neuinvestitionen in den Familienbetrieb wurden in der Vergangenheit kaum von den Banken unterstützt. So hat sich die Familie Holzer als Eigentümer auf die Suche nach einer alternativen Lösung gemacht und fand diese in der „Kapitalanlage Alpenblick“, die seit 1997 durchaus erfolgreich am Markt ist. Privatpersonen und Gäste können mit kleinen Geldbeträgen in das Haus investieren. Dank dieser Investitionen wurde das Angebot im Laufe der Jahre um einen kompletten Wellnessbereich, Tiefgarage und um eine Hotelbar erweitert. Neues Kapital fließt derzeit in die Rückzahlung bestehender Hypotheken. Die Kapitaleinlage ist ein verzinstes Darlehen, das durch eine Inhaberobligation abgesichert ist. Die Einlage ist für fünf Jahre fest angelegt und kann gekündigt werden. Firmenchef Fabian Holzer sah sich zu diesem Schritt gezwungen, weil für ihn traditionelle Familienunternehmen oder Kleinbetriebe heute keine andere Möglichkeit haben, an Gelder für notwendige Investitionen zu gelangen. Holzer: „Das Geld fließt in große Hotelketten und in Kooperationen. Kleinunternehmen und Familienbetriebe haben das Nachsehen. Ihnen glaubt keiner, dass sie ebenso mutig, risikovoll und engagiert und dazu bereit sind, sich fremdfinanzieren zu lassen“. Ein Problem sieht Holzer in der Kontrolle durch den Staat: „Es ist immer im Vorfeld und an höchster Stelle abzuklären, ob die Finanzierung regelkonform ist. Falls nicht, dann ist sowohl von originellen wie auch von traditionellen Finanzierungsideen Abstand zu halten“. Darüber hinaus gibt der Unternehmer den Rat, von umfassenden Investitionen die Hände zu lassen, wenn keine oder nicht genügend Eigenmittel vorhanden sind.
Durchblick im Förderdschungel verschaffen.
Ein interessanter österreichischer Partner bei Finanzierungen im Hotel- und Gastgewerbe ist die Österreichische Hotel und Tourismusbank (ÖHT), eine Spezialbank zur Finanzierung und Förderung von Investitionen im Tourismus. Auf Basis der TOP-Tourismus-Richtlinie und der Haftungs-Richtlinie können bei der ÖHT Anträge auf Förderansuchen eingebracht werden. Die Frist dafür läuft mit Ende Juni 2014 aus. Als Partnerinstitution der Europäischen Investitionsbank (EIB) steht der ÖHT jährlich ein begrenztes Volumen an zinsgünstigen Refinanzierungsmitteln für TOP-Tourismus-Kreditaktionen zur Verfügung. Dies ermöglicht einen Konditionenvorteil, der an die Fördernehmer weitergeleitet wird. Bei der Kreditvergabe werden einzelne Kriterien nach einem Punktesystem bewertet, die erreichte Punktezahl ist maßgeblich für die Gewährung der Förderung. Da der Förderdschungel für die Unternehmer im Bereich der Hotellerie mittlerweile schier unüberschaubar geworden ist, hat die Wirtschaftskammer Österreich, Sparte Tourismus, Informationsstellen eingerichtet. „Uns ist die unabhängige Information über Kredite und Fördermöglichkeiten, aber auch über spezielle Fördermöglichkeiten wie zum Beispiel Investitionsförderungen, geförderte Kredite oder Haftungsübernahmen wichtig“, erklärt Matthias Koch, Geschäftsführer des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich.
Gutes Verhältnis zur Bank.
Trotz aller Widrigkeiten am Bankensektor kommt der Spa-Betreiber bei größeren Investitionen oft nicht umher, mit einer Bank bzw. Hausbank zusammenzuarbeiten. Der Umgang mit den Banken erfordert hierbei zunehmend mehr Kenntnisse und Zeit. Zinssätze sind zu vergleichen, Klinken zu putzen, aussagekräftige Unterlagen sind vorzubereiten. Zu den wesentlichen Investitionsanlässen in Wellness-Betrieben gehören einerseits Ersatzinvestitionen wie zum Beispiel in Kraftfahrzeuge, Modernisierungen und Renovierungen zum Beispiel von Zimmern, aber auch Rationalisierungen, wie zum Beispiel bei der Haustechnik sowie Erweiterungs- und Wachstumsinvestitionen, wie beispielsweise in die Erweiterung des Wellnessangebotes. Betriebswirtin Heide Köhler von der HOGA-Betriebsberatung sieht die Ziele einer Investition hauptsächlich in der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit, in der Kosteneinsparung aber auch in der Erfüllung behördlicher Auflagen.
Die Bank: Nervig.
Aber unumgänglich. Für Fabian Holzer vom Alpenblick Wellnesshotel ist es das Beste, wenn ein investitionswilliger Spa-Betreiber über eine genügend hohe Eigenkapitalbasis verfügt. Holzer: „Das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdfinanzierung muss passen. Doch leider sieht die Realität oft anders aus. Viele Banken ziehen sich aus ihrer Verantwortung, was dem Spa-Betreiber bleibt ist die Suche nach einem originellen Weg, um an Investoren zu gelangen.“ In der Tat bestätigen die meisten Kreditwerber, dass der Weg zum Geld von der Bank ein oft mühsamer ist.
Hoteliers und Gastronomen machen zunehmend negative Erfahrungen im Umgang mit Banken und das in einer Zeit, in der Banken alles andere als mit dem Vertrauen ihrer Kunden spielen können. Oft macht es den Anschein, als ob die Banken auf dem Rücken der Hotellerie und des Wellness- bzw. Spa-Bereiches um ihr eigenes Überleben kämpfen. Kredite für Investitionen werden oft lange nicht bewilligt, obwohl umfangreiche und aussagekräftige Unterlagen vorliegen. Banken neigen dazu, dem Kreditwerber mehr und mehr „Hausaufgaben“ zu geben, die in der kurzen Zeit gar nicht zu erfüllen sind. Die Kreditkonditionen können von Bank zu Bank extrem variieren. Überaus enttäuschend zeigen sich auch die Zinsen für Anlagen. Die niedrige Verzinsung von Guthaben ist vor allem deshalb so ärgerlich, weil diese ja in der Regel für größere Investitionen angelegt werden und als Eigenkapital zur Verfügung stehen sollen. Es ist nicht davon auszugehen, dass sich die Zinssätze für Guthaben künftig dramatisch zum Besseren ändern werden und auch bei den Kreditverzinsungen ist kaum mit Änderungen zu rechnen. Spa-Betreibern, die Investitionen nicht ohne Bank tätigen können, ist zu empfehlen, dass sie sich ein gutes Verhältnis zu ihrer Hausbank erhalten. Es ist ratsam, sich regelmäßig Zeit für persönliche Gespräche mit den Bankbetreuern zu nehmen. Wer das nicht will, ist aber auch gut beraten nach alternativen Finanzierungsmodellen zu suchen, neue, innovative und mutige Ideen zu entwickeln, damit die Investition in den Spa auch ohne Bank gelingt. Mögliche originelle Wege bieten für die Zukunft auch Crowdfunding und diverse Plattformen, die sich in diesem Zusammenhang auch erfolgreich etabliert haben. Wir werden uns auch in einer der nächsten Ausgaben mit dem Thema weiter beschäftigen.
Geld für Investitionen
„Die Auflagen und das Kostendiktat in der Schweiz – und anderswo wird es nicht anders sein – sind keine anständige Grundlage für die Unternehmen, mit dem erwirtschafteten Geld weiter zu kommen und genügend Finanzmittel für kommende Investitionen bereitzustellen.“ (Fabian Holzer, Alpenblick Wellnesshotel)
Auf die gute Planung achten
„Uns ist es wichtig, den Kunden nicht nur zinsgünstige Kreditmittel zur Verfügung zu stellen, sondern auch Beratungsgespräche im Bereich der Investitionen und Finanzierungen zu führen. Gerade die Zeit der Planung und Investitionen ist für die langfristige Unternehmensentwicklung von besonderer Wichtigkeit.“ (Wolfgang Kleemann und Franz Hartl, ÖHT)
Finanzierungscheck-Liste
Wer eine Investition im Spa finanzieren will, der soll insbesondere sieben Punkte genau prüfen.
1. Ist das Konzept stimmig, die Investition gut vorbereitet und geplant?
2. Ist die Eigenkapitalquote ausreichend (mindestens 20 % des Gesamtinvestitionsvolumens)?
3. Ist die Zeitplanung realistisch?
4. Ist die finanzierende Bank sorgsam ausgesucht und passend für das benötigte Kapital?
5. Liegt eine Machbarkeitsstudie eines externen Beraters vor?
6. Sind Bauunterlagen und eine Kostenschätzung erstellt?
7. Sind die eingereichten Unterlagen transparent und plausibel?
Crowdfunding Plattformen
Deutschland – kickstarter, startnext
Österreich – startnext, mySherpas, 1000x1000.at, Neurovation.net
Schweiz - wemakeit.ch, crowdfundingnow.ch, startwerk.ch, 100-days.net, crowdfunding.ch
International - Sellaband, vision bakery, indiegogo, Crowdcube.com
© WELLNESS WORLD Business 2/2014