Prunk und Trallala im SPA. Alles glänzt, die Ausstattung ist vom Feinsten, spielt alle Stücke der technischen Innovationen und ist am allerletzten Stand der Designansprüche von morgen? Keine Frage, SPA`s sind heute in der Regel gut ausgestattet und können sich sehen lassen. Doch was ist mit dem Personal? In die Personalbeschaffung wird noch Zeit und Geld investiert. Hier werden Mitarbeiter mit handwerklichem Hintergrund, Quereinsteiger und Akademiker gesucht. Es wird darauf geachtet, dass männliche und weibliche Mitarbeiter, ältere und jüngere Mitarbeiter und Mitarbeiter aus der Region zu Mitarbeitern, die aus dem Ausland kommen in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Jeder bezieht seinen Arbeitsplatz und ist sich dessen bewusst, was auf einen zukommt: sieben Tage-Woche, beschränkt planbare Tagesabläufe, Stresssituationen, die sich mit Flauten abwechseln, Fluktuation, kein eigener PC am Arbeitsplatz und ein Wandel des Berufsbildes, der immer mehr Wissen verlangt bei gleichzeitig kürzeren Halbwertszeiten des relevanten Wissens.
Den Blickwinkel verändern.
Tausende Euros werden in die Ausstattung eines SPA-Betriebes gesteckt. Diese Investments zahlen sich natürlich aus, doch meist wird darauf vergessen, einen ordentlichen Teil des Budgets für die Personalentwicklung abzustellen. Am Personal zu sparen, wäre falsch. Mitarbeiter mit bestimmten Qualifikationen werden eingestellt, doch damit ist es nicht getan. Ein Mitarbeiter muss sich auch weiterentwickeln können – Personalentwicklung ist Teil der Unternehmensführung und ein wesentlicher Faktor, Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden und die Fluktuation zu dämmen. Personal muss fachlich kompetent, serviceorientiert, kommunikativ, freundlich, einfühlsam und flexibel sein. Laufende Schulungen und die damit einher gehende Weiterentwicklung des Personals sind demnach unabdingbar, damit der Mitarbeiter dem Gast ein emotionales Wohlfühlerlebnis ermöglichen kann.
Ein strukturiertes Konzept haben und umsetzen.
Zu einer ganzheitlichen Unternehmensführung gehören im Wesentlichen Controlling, Finanzen, Marketing, Corporate Identity und eben auch das Personalmanagement. Teil des Personalmanagements ist die Personalentwicklung, die auf einem durchdachten Konzept basiert. Jeder Mitarbeiter muss die Regeln, die Struktur und vor allem auch das Ziel des Personalentwicklungskonzeptes erkennen können. Fix im Konzept verankert sind alle geeigneten Maßnahmen zur Personalentwicklung, die auch mit einem Budget hinterlegt sind. Karrierewege aufzuzeigen gehört hier ebenso dazu wie das Kennen geeigneter Weiterbildungsangebote und das Offerieren dieser an die Mitarbeiter. „Die Entwicklungsmöglichkeiten für einen SPA-Mitarbeiter sind immens“, sagt Claudia Jakobs von der Swiss Hotel Management School. SPA`s würden zu den rasch wachsenden Wirtschaftszweigen gehören, so Jakobs. Es würden Fachleute gesucht, viele Managementpositionen seien zu besetzen, die es bisher gar nicht gab, sei es im Controlling, Marketing oder im Sales. „Die Entwicklungsmöglichkeiten“, erläutert Jakobs, „sind so vielfältig wie die Produktpalette im SPA“.
Mehr Motivation und bessere Bindung.
Entwicklungsmöglichkeiten bergen immer das Potenzial in sich, den Mitarbeiter zu binden. Weiterbildung als Bindungstool funktioniert in der Regel über einen Zusatz im Arbeitsvertrag, der die Rückzahlungsmodalitäten regelt, falls die durch das Unternehmen finanzierte Weiterbildung abgebrochen, nicht bestanden wird oder der Mitarbeiter das Unternehmen während oder kurz nach seiner Weiterbildung verlässt. Simon Kellerhoff vom IST Institut und spezialisiert auf die Themen Wellness und Gesundheit weiß: „Entwickelt sich der Mitarbeiter im Betrieb weiter und steigt klassisch auf, gekoppelt mit einem höheren Gehalt, so eignet sich das zur Bindung des Mitarbeiters sehr gut. Viele SPA-Betreiber klagen heute über den Fachkräftemangel. Lohndumping oder die Tendenz zu Kurzausbildungen sind jedoch Aspekte, die dafür sorgen, dass immer weniger motivierte Fachkräfte auf den Markt kommen. Für das Unternehmen ist es wichtig, sich als attraktiver Arbeitgeber darzustellen. Kellerhoff: „Frühzeitig die Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen ist also sinnvoll, vor allem wenn man die Personalkosten, Personalauswahl und die –einarbeitungskosten mit jenen Kosten vergleicht, die notwendig sind, um ein vernünftiges Personalentwicklungskonzept umzusetzen Auf Dauer wird man sogar ein Einsparpotenzial entdecken, dass sich in realen Zahlen widerspiegelt“.
Vielfältige Karrieremöglichkeiten
SPA Manager steigen immer mehr zu General Managern auf. Dieser Trend wird sich in Zukunft noch stärker fortsetzen, da kein Resort Hotel mehr ohne SPA gebaut wird. Dieser neue Wirtschaftszweig – so wie auch der Wirtschaftszweig des Day SPA´s – eröffnen weitere Karrieremöglichkeiten. Jeder SPA-Betreiber, der seinen Mitarbeitern diese Möglichkeiten zur Weiterentwicklung in seinem Haus bietet, der trägt unweigerlich zur Bindung des Mitarbeiters an das Unternehmen bei. (Claudia Jakobs)
Mehr Motivation und bessere Bindung.
Sind nun Mitarbeiter, die klare Entwicklungsmöglichkeiten haben, per se motiviertere Mitarbeiter? Jein, sind sich die Experten Jakobs und Kellerhoff einig. Natürlich ist es nicht garantiert, dass der Mitarbeiter mit Entwicklungsmöglichkeit motivierter ist, aber die Chancen dafür stehen sehr gut. Jakobs: „Ein Mitarbeiter, der seine Perspektiven kennt, ist sich seiner Ziele bewusst. Er will seine Ziele nach wirtschaftlichen Grundsätzen erreichen. Der Mitarbeiter wird die Zielerreichung verfolgen, die Personalentwicklung unterstützt ihn dabei“. Kellerhoff: „Mitarbeiter können durchaus auch mit dem glücklich sein, was sie haben. Problematisch ist es, wenn das Glücksgefühl doch irgendwann verloren geht. Der Großteil der Menschen strebt nach Höherem. Daher ist es sinnvoll, Perspektiven aufzuzeigen“.
Ein Vorteil für den Betrieb.
Gut aus- und weitergebildete Mitarbeiter lassen die Dienstleistungsqualität im Unternehmen insgesamt steigen, entweder durch die Motivation und/ oder durch die erlernten Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten muss der Mitarbeiter aber auch einbringen und umsetzen können. „Es nutzt wenig, wenn ich einen Mitarbeiter in eine Hawaiianischen Massageausbildung schicken, wenn ich dieses Angebot dann nicht im Betrieb schaffe“, bringt es Kellerhoff auf den Punkt. Der Mitarbeiter soll die Chance haben, sein Know-how anwenden zu dürfen. Sonst ist die Unzufriedenheit programmiert. Die Ausbildungspläne der Mitarbeiter sind aufeinander abzustimmen, sodass es zu keinen Bevorzugungen oder Benachteiligungen kommt. Ausgebildete Mitarbeiter sind möglicherweise auch die mündigeren Mitarbeiter, die mehr Mitspracherecht einfordern oder durchaus konstruktiv mitdiskutieren. Davon lebt ein Betrieb.
Outsourcing als Möglichkeit.
In der Regel gibt die Branche pro Mitarbeiter und Jahr 100 Euro für die Höherqualifizierung aus. 75 % der Mitarbeiter in leitenden Positionen sind do-it-yourself-Führungskräfte, der Akademikeranteil liegt unter 4 % und pro Position beträgt die durchschnittliche Verweildauer 3,7 Jahre. Die Ressourcen sind knapp und dennoch sollen Ausbildung und Führungskultur forciert werden. Gerade kleine und mittlere Betriebe haben oft keinen eigenen Personalentwicklungsbereich. Für sie bietet sich Outsourcing an. Oft ist der Wunsch nach mehr Qualität zentrale Triebfeder, die Personalentwicklungsaufgaben externen Dienstleistern zu übertragen. Wie weitreichend das Outsourcing ist, hängt von Größe, Struktur und Kultur des Unternehmens ab und davon, welche Qualifikationen das Unternehmen benötigt. Wer die Personalentwicklung outsourced, der kann vom externen Partner jedenfalls verlangen, dass adäquat auf die Mitarbeiterstruktur Rücksicht genommen wird. Dazu gehören beispielsweise die Förderung von älteren Mitarbeitern, Frauen, Teilzeitkräften oder aber auch die Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter aus anderen Ländern und Kulturkreisen. Fakt ist, je bunter die Zusammensetzung bei den Mitarbeitern ist und je größer die Entwicklungschancen sind, desto kreativer, innovativer und damit wettbewerbsfähiger bleibt der SPA Betrieb. Diversity ist ein Schlüsselthema, auch im Wellness- und SPA-Bereich. Diversity ist die Moderation der Vielfalt, die Potenziale erkennt, fördert und ausschöpft.
Mehr Verantwortung geben
SPA Mitarbeiter können sich in ihrem Job weiterentwickeln. Dazu können sie neue Anwendungen erlernen, Verkaufszahlen erhöhen oder zum Beispiel zum Teamleader aufsteigen. Der Mitarbeiter kann mit größeren Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten ausgestattet werden wie für den Einkauf oder für die Ausbildung neuer Kollegen. Eine weitere Entwicklungsmöglichkeit ist jene hin zum Junior SPA-Manager, SPA-Rezeptionist, SPA-Treatment-Manager/ Trainer oder SPA-Manager. (Simon Kellerhoff)
© WELLNESS WORLD Business 05/2013