„Corporate Social Responsibility“ (CSR) bedeutet so viel wie „gesellschaftliche Verantwortung“ eines Unternehmens. Das schließt faires und verantwortungsvolles Verhalten gegenüber Mitarbeitern und Geschäftspartnern, aber auch gegenüber den lokalen Gemeinschaften ein, in deren Umfeld man arbeitet und nicht zuletzt auch die Umwelt. Niemand ist dazu verpflichtet, wer aber gesellschaftliche Verantwortung übernimmt, der sollte sie auch strategisch umsetzen. Bei CSR handelt es sich um eine Verankerung von ökonomischen, sozialen und ökologischen Zielen in der Unternehmensstrategie, die transparent kommuniziert werden sollen.
„CSR steht für Corporate Social Responsibility und bezeichnet die unternehmerische Verantwortung für alle Auswirkungen, ob positiv oder negativ, die Entscheidungen oder Aktivitäten auf Gesellschaft und Umwelt haben oder haben können. Im Endeffekt geht es darum wie Gewinne erwirtschaftet werden und nicht, was mit ihnen geschieht“, erläutert Daniela Knieling, Geschäftsführerin von respACT – austrian business council for sustainable development.
Dass CSR und Nachhaltigkeit von Gästen gewünscht werden zeigt eine Studie aus dem Jahr 2014: So war schon damals laut einer Befragung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) für rund 31 Prozent der Deutschen die ökologische Verträglichkeit von Urlaubsreisen wichtig, 38 Prozent wollten sozialverträglich reisen und 42 Prozent fanden es wichtig, dass sich Reiseveranstalter für Nachhaltigkeit engagieren. Ende 2015 nennt bei Tripadvisor fast jeder zweite deutschsprachige Reisende (46 %) grüne Aspekte als Einflussfaktoren bei einer Hotelbuchung.
Den Stein ins Rollen bringen. Die Bedeutung von CSR für den Tourismus beschreibt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich, so: „CSR und Tourismus sind seit jeher eng miteinander verknüpft, wenn auch nicht immer mit dem „CSR- Mascherl“ gekennzeichnet oder vermarktet. Jeder Betrieb sollte heute in seinem Geschäftsmodell die ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Verantwortung seines Unternehmens berücksichtigen, dies wird sehr oft auch schon von unseren Gästen eingefordert. Dabei geht es aber nicht um Riesenprojekte, wie etwa das seit Generationen bestehende Familienhotel von heute auf morgen in einen Passivbau zu verwandeln, vielmehr geht es um eine Grundeinstellung. Denn auch weit weniger aufwändige Maßnahmen können den Stein ins Rollen bringen und viel bewirken, ich denke hier etwa an intelligentes Energiemanagement, Schulungen der MitarbeiterInnen, die Reduzierung von Abfall oder die Umstellung auf regionale und biologische Produkte beim Frühstück.“
Gefragt nach den Gründen, die für CSR sprechen, sagt Knieling: „Es gibt viele Gründe, warum sich die Umsetzung von CSR für Unternehmen lohnt. Eine aktive Verantwortungsübernahme wirkt sich positiv auf Beziehungen zu wichtigen Stakeholdern aus und fördert sowohl die Transparenz in der Lieferkette als auch ein gesteigertes Mitarbeiterengagement. Außerdem bietet die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung für Betriebe ein enormes Gestaltungspotential und eröffnet die Chance, durch Innovationen eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.“ Außerdem seien professionelles Verantwortungs- und Nachhaltigkeitsmanagement heute wirtschaftliche Erfolgsfaktoren. „Inzwischen lässt sich bereits behaupten, dass nachhaltiges Wirtschaften mehr als einen Wettbewerbsfaktor darstellt – in Zeiten von demographischen Veränderungen, Fachkräftemangel, Ressourcenmangel, Umweltproblemen und instabilen Märkten ist es oft bereits eine Frage des wirtschaftlichen Überlebens“, sagt Knieling.
Strategie zur Mitarbeiterbindung. Die Auswirkungen von CSR seien sowohl über die Resonanz der Gäste spürbar, als auch durch die niedrige Fluktuationsrate bei den Mitarbeitern, für die das Thema der Nachhaltigkeit auch eine zunehmend wichtigere Rolle spielt, meint Nocker-Schwarzenbacher. Das bestätigen auch die Betreiber des Alpenresorts Schwarz in Mieming, die schon seit 2004 eine Strategie für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen fahren. „Wir finden es wichtig, durch unser Engagement für viele Menschen ein vertrauensvoller Partner zu sein, mit dem sie sowohl als Gast und Kunde als auch als Lieferant und in der strategischen Planung und Weiterentwicklung gerne zusammenarbeiten“, sind sich Katharina und Franz-Josef Pirktl einig. So sei CSR gerade auch für die Mitarbeiterbindung ein wichtiges Thema. „Das positive Image und unsere Maßnahmen im Bereich HR stärken uns als Arbeitgeber, führen zu einer geringen Fluktuation und ermöglichen eine langfristige Planung. Durch betriebliche Gesundheitsförderung konnten die Krankenstände wesentlich verringert werden und unsere Gastgeber (so werden die Mitarbeiter des Hotels bezeichnet) werden in der Verbesserung ihrer Work-Life-Balance unterstützt. Maßnahmen dazu sind unter anderem Schulungen der hoteleigenen Schwarz-Akademie zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung oder das Angebot einer Betriebs-Tagesmutter und der Kinderbetreuung im Hotel. Dies ermöglicht auch eine Frauenquote im Betrieb von 70 Prozent“, sagen die beiden Pirktls.
CSR in der Praxis. Das Beispiel Alpenresort Schwarz zeigt, wie umfangreich CSR in der Praxis aussehen kann: In vier Projektgruppen bringen sich viele der Gastgeber auch über ihre beruflichen Aufgaben hinaus und in ihrer Freizeit bei verschiedensten Aktivitäten in den Bereichen Mitarbeitervorteile, Gästebegeisterung, Qualitätsmanagement und bei sozialen Themen ein. Die Aufgabe der Projektgruppe „Grüne Schwarz Blume“ ist es etwa, die soziale und ökologische Verantwortung des Alpenresorts Schwarz auf lokaler und regionaler Ebene wahrzunehmen und zu vertreten. Die Team-Mitglieder organisieren seit Ende 2009 laufend verschiedene nachhaltige Projekte. Die Ziele der „Grünen Schwarz Blume“ sind hierbei insbesondere die Förderung der kulturellen Vielfalt, die Verbindung der Generationen, der Ausgleich sozialer Unterschiede, die Schonung natürlicher Ressourcen und die Stärkung der regionalen Wirtschaft. Im Jahr 2012 hat das Alpenresort außerdem das Projekt „Schwarz hilft ...“ ins Leben gerufen. Im Rahmen verschiedenster Aktivitäten wie Adventveranstaltungen, Charity-Flohmärkten, etc. werden das ganze Jahr über Gelder gesammelt, die zur Gänze in den Fonds fließen. Damit werden Menschen aus der Region unterstützt, die in Notsituationen geraten sind. 2018 wurde zudem das Projekt „Schwarz hilft … weltweit“ gegründet, um auch internationale Programme zu unterstützen. Maßnahmen im Umweltbereich sind zum Beispiel der Bau des Schwarz Teamhauses mit 70 Wohneinheiten als erstes zertifiziertes Passivhaus. Im Energiebereich setzen die Betreiber auf Wärme-Rückgewinnung insbesondere im Spa. Eine effiziente Energieversorgung wird durch eine Mikrogasturbine und Solaranlagen gewährleistet.
Über respACT
respACT- austrian business council for sustainable development ist eine Unternehmensplattform für Wirtschaft mit Verantwortung und ein international agierendes Netzwerk für Wissens- und Erfahrungsaustausch zu CSR und nachhaltiger Entwicklung. Die Plattform besteht in der heutigen Form seit 2009. Unter den respACT-Mitgliedsunternehmen finden sich Großkonzerne ebenso wie KMUs und Kleinbetriebe. Weitere Infos finden Sie online unter www.respact.at.
Buchtipps:
Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor:
Burkhard von Freyberg, Axel Gruner, Manuel Hübschmann: „Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor in Hotellerie & Gastronomie: Ein Praxisbuch für Hotellerie und Gastronomie.“ Matthaes Verlag, 2015.
In dem Buch erfahren Hoteliers und Gastronomen, wie nachhaltiges Handeln in sämtlichen Bereichen eines Betriebes erfolgreich etabliert werden kann. Checklisten am Ende eines jeden Kapitels sowie detaillierte Fallstudien gelebter Nachhaltigkeit stellen einen starken Praxisbezug her.
Wirtschaftsethik:
Josef Schmidt: „Wirtschaftsethik: Ethik als Erfolgsfaktor“. SC Verlags- und Service GmbH, 2016.
Josef Schmidt will Denkanstöße geben, durch Fragen zum Nachdenken anregen und dem Leser, insbesondere dem Unternehmer, helfen, seinen eigenen Weg zu gehen. Der Leser erfährt, wie er einen Ethik-Kodex entwickelt, um Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und um zu einem erfüllten und gelungenen Leben zu finden.
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