SPA WORLD Business:
Frau Ellis als Expertin für den globalen Spa-Markt, würden wir gerne etwas über die Trends in der Spa Industrie von Ihnen erfahren, sowie die Unterschiede der verschiedenen Märkte ? dem US, asiatischen, und europäischen Markt.
Susie Ellis:
Das ist eine gute Frage. Ich glaube, wenn wir uns die globalen Märkte der Wellnes Industrie anschauen, gibt es spezielle Entwicklungen. Es gibt wirtschaftlich, organische Entwicklungen im globalen Markt. In Asien sind die Spas viel Natur verbundener, holistischer vom Ansatz, weniger in Body ? Mind ? Spirit unterteilt sondern mehr ganzheitlich. In Europa ist das Baden viel mehr im Vordergrund. Europa ist in den Hydro- und Thermal-Bereichen viel weiter voraus, auch in Österreich hat man fantastische Unternehmen diesbezüglich. Ich glaube, daß es hier in Europa auch Unterschiede in den verschiedenen Ländern gibt. In Deutschland sind die Spas anders als in England, oder die italienische Therme ist anders als die in Russland. Aber im Allgemeinen ist es einfach wichtig, sich auszurasten, und das Baden mit Beautyanwendungen zu verbinden, vor allem in Frankreich ist der Beauty Aspekt in Spas sehr wichtig. Die USA unterscheidet sich dadurch, dass der Focus mehr auf den Fitness Bereich gesetzt wird. DieEntwicklung in den USA hat nicht mit den Bädern und Heilquellen begonnen, sondern viel mehr mit Fitness, Gewichtstraining und Beauty Spas.
SWB:
Welche Trends neben den medizinischen Spas kennen Sie noch? Gibt es auch exotische Dinge die sich am Markt entwickeln?
SE:
Energy Medicine ist eines dieser Themen zum Bespiel. Dies ist etwas top aktuelles. In meiner Präsentation habe ich versucht, wenn es auch schwierig ist, genau zu definieren worum es geht. Es ist ein umfangreiches und neues Thema am Markt und auch eine Alternative zur medizinischen Industrie. Also ich glaube Energy Medicine ist etwas, worauf man achten sollte. Reki, Balancing, Magnetic-, Light-, Sound-Therapien und der mentale Bereich, glaube ich ist sehr aktuell. Spas versuchen Behandlungen einzubauen um die Gehirn Funktionen zu verbessern. Wir werden das deutlicher in der Zukunft sehen, da es momentan noch nicht so ausgeprägt ist. Dies trifft vor allem zu wo der medizinische Aspekt sich mit dem Wellness Bereich verbindet. Der medizinische Tourismus war bisher immer getrennt von Wellness, aber die Grenzen sind fließend und in Zukunft wird es eine Verbindung beider Bereiche geben. Auch der Begriff Wellness Tourismus wird in Zukunft wichtig werden. Man hört diesen Begriff immer mehr. Ich habe auch ein wenig darüber gesprochen, wie Wellness Unternehmen eine Gemeinschaft schaffen sollten, das wird immer wichtiger. Es stehen nicht mehr nur die körperlichen Aspekte und die speziellen Behandlungen, die angeboten werden, im Vordergrund, sondern auch die Gemeinschaft und die Interaktion der verschiedenen Menschen in einer Gesundheitseinrichtung. Wichtig ist da der soziale Aspekt, der auch durch Mitgliedschaft geschaffen wird.
SWB:
Lassen Sie uns über Zielgruppen sprechen. Welche Zielgruppen glauben Sie sind interessant für Spas im 4 und 5 Sterne Segment. Gibt es bestimmte Gruppen in Zentraleuropa neben den LOHAS und den 50+, die für die Zukunft wichtig werden?
SE:
Also, weil es einfach soviele Spas gibt, um die 72 000 Spas im Jahre 2007 und seitdem wächst diese Industrie 15-20% pro Jahr. Sogar in der Rezession wächst China und Indien sehr stark, die natürlich zum Gesamtwachstum beitragen. Was passiert ist, dass mehr Unternehmen sich spezialisieren. Viele Menschen sagen nicht mehr ?ich gehe heute in ein Spa? sondern vielmehr ?ich gehe heute in ein Hiking (Wander) Spa? oder ein Yoga Spa, etwas Besonderes also. Wenn es um das Finanzielle geht, glaube ich, dass das Brot und die Butter sozusagen vielmehr im weiblichen Markt liegen. Ich weiß, jeder spricht über mehr Männer, und ich glaube das entwickelt sich auch langsam, aber der größte Markt sind doch Frauen und vorallem Frauen zwischen 40 -60 Jahren. Der Beauty Bereich ist ein großer Anteil davon, aber auch das Gewichtstraining im Fitness Bereich ? ich denke dort kann der größte Profit gemacht werden.
SWB:
Sie beschäftigen sich sehr viel mit Richtwerte/Benchmarks und den Recherchen dazu, können Sie einiges über die Wichtigkeit der Richtwerte/Benchmarks sagen und vor allem welche Richtwerte sind wichtig? Der Vergleich ist wichtig wenn man im Wettbewerb steht, man will ja besser als der Mitbewerber sein. Wo liegt der Durchschnitt und was bezeichnet man als GUT?
SE:
Ich bin der Meinung daß es sehr hilfreich ist, Zahlen zu haben. Wenn man Zahlen hat, dann spricht man nicht mehr von vielleicht geht man diesen oder jenen Weg. Zahlen sind einfach sehr wichtig da es um die Realität geht, was hat man wirklich gemacht. Die Daten dienen auch als Richtwert. Ein Faktum das wichtig ist ? und viele Spas beobachten das ? wenn man zum Beispiel 1.000 Dollar verdient hat wie viel davon war Service und welcher Anteil davon war der Verkauf. Die Präsentation des Pariser Luxus Hotel George V hat gezeigt, dass ungefähr 6% im ersten Jahr vom Verkauf kam, und danach haben sie den Einzelverkauf (Retail) auf 18% erhöht. Nun, das ist eine sehr wichtige Zahl und jeder Spa Besitzer wüsste das gerne, vor allem wie sie sich zusammensetzt. Sie könnten zunächst glauben, dass sie ganz gut sind wenn sie 5% verkaufen, bis sie jedoch herausfinden, dass einige andere Spas bei 40% liegen. Das bietet natürlich ganz neue Chance für Gewinne, allerdings nur wenn die Kennzahlen kennt und erhebt um zu vergleichen. Es wäre auch wichtig die Zahlen zu kennen zwischen den Day Spa-Gästen und den Hotel-Gästen da vor einigen Jahren die Hotels sich nur auf den Resort-Gast konzentriert haben. Durch die Day Spa Gäste hat sich ein ganz neuer Markt eröffnet, ganz neue Möglichkeiten und Chancen inklusive der Midgliedschaften. Ich finde es wichtig den Mix von Hotel- und Day Spa Gästen zu kennen.
SW:
Kurz zum Global Spa Summit. In welche Richtung wollen Sie damit gehen und welche Ziele verfolgen Sie damit?
SE:
Der Slogan des Treffen lautet: ?Joining together. Shaping the future.? Was soviel heißt wie, lasst uns zusammen kommen um die Zukunft zu gestalten. Es kommen die Entscheidungsträger von Unternehmen zusammen ? es ist ungewöhnlich aber es ist so das man zur Veranstaltung eingeladen wird. Es gibt in Folge sehr viele Konferenzen und Treffen, die da stattfinden, von generell sehr unterschiedlichen Teilnehmern.
Wir haben herausgefunden, dass ein Spa Besitzer nicht unbedingt über Personalprobleme sprechen will wenn, ein Spa Direktor oder Massagetherapeut sich im gleichen Raum befinden. Wenn man aber eine Einladung braucht und sich nur die Chefs treffen, dann kann man über ganz anderen Themen sprechen, Themen, die sehr spezifisch sind.
Wir haben die Idee vom Davos World Economic Forum. Mein Ehemann war dort einige Male und hat da referiert. Wir fanden es gut, dass es keine Messe war. Menschen kamen zusammen und hatten wirklich gute Gespräche. Sie haben Informationen ausgetauscht und es war auch gut für das Networking. Und wir glauben, das kann auch in der Spa Industrie gut funktionieren. Daher haben wir den ersten Global Spa Summit in New York organisiert, und der war sehr erfolgreich. Wir haben einen zweiten Summit in New York durchgeführt und in diesem Jahr einen in der Schweiz. Menschen aus 33 verschiedenen Ländern kommen zusammen und tauschen sich über verschiedene Probleme aber auch Zahlen aus. Das Fazit lautet, wir lernen sehr viel voneinander und wir wollen damit die Industrie auch stärken.
SWB:
Können Sie in ein paar Sätzen einige Resulte der Gipfelkonferenz dieses Jahr wiedergeben?
SE:
Das erste Mal überhaupt sind 10 Unternehmen aus dem Thermen Bereich die vor allem aus Europa stammen zusammengekommen. Es fand ein unheimlich guter Dialog in einem separaten Konferenzraum statt über eine bessere Zusammenarbeit in Zukunft um die Konsumenten und die Spa Industrie optimaler zu informieren. Es wurde auch entschieden mit Beratern zusammen zu arbeiten wie auch unterschiedlichen Unternehmen, mit der Absicht einen eigenen Verband zu gründen. Also, es soll jetzt einen globalen Thermen Verband geben um den Dialoge fortzusetzen und andere Thermen Unternehmen zu motivieren. Es ist einfach ein fantasischer Wellness Bereich, den viele Menschen gar nicht wahrnehmen. Das ist einer der Aspekte.
SWB:
Das führt uns zum nächsten Thema. Welche Voraussetzungen sind für Sie im medizinischen Wellness Bereich notwendig?
SE:
Wir haben viele Menschen kennen gelernt, die in diese Industrie einsteigen wollten aber nicht erfolgreich waren. Was ich herausgefunden habe ist, daß man im medizinischen Bereich lizenzberechigte Ärzte braucht. Der Konsument will einen Arzt, nicht nur irgendetwas medizinisches, sondern zertifiziert ist. Der Konsument unterscheidet ob das Medizinische mehr in den Wellness Bereich fällt oder ob es sich mehr am Ästhetischen orientiert. Das scheint die Unterscheidung zu sein, die für die Industrie und den Konsumenten funktioniert. Es gibt Konsumenten die gehen lieber in Spas die sich mehr am ästhetischen orientieren oder in Gesundheitseinrichtungen wie den Lanserhof von Andreas Wieser wo es mehr um Vorbeugung und aktive Wellness geht. Mehr und mehr wird auch eine Kombination aus beidem angeboten. Wir sprechen da aber über medizinische Einrichtungen in denen hauptsächlich Ärzte arbeiten.
SWB:
Haben Sie einige Tipps bzw. gute Ratschläge wie man Spas profitabler macht?
SE:
Wir arbeiten mit 6000 bis 7000 Spas zusammen und wir erleben viele Spas, Day Spas, medizinische Spas, Hotel Spas, die unglaublich erfolgreich sind. Die erfolgreichsten sind in Las Vegas. Sie sind ein Teil großer Hotelketten mit einer riesigen Zahl an Kunden. Wir merken in der Rezession aber auch, dass Day Spas eher unverwüstlich sind, im Vergleich zu Hotel- oder Resort-Spas, da sie Marketing orientierter sind und viele Menschen ansprechen und auch aggressiver auftreten, sowie schneller auf die Rezession reagiert haben mit Discounts oder anderen Angeboten etc. Im Vergleich zum Hotel oder Resort, dort sind die Menschen meist schon in der Anlage. Ich denke das, was der Direktor von George V erwähnt hat, als er über Verkauf gesprochen hat, ist der zentrale Punkt. Die meisten Spa Besitzer sind keine Verkaufsprofis. Sie haben nicht die Fähigkeiten, den Verkauf voranzutreiben sie sollten sich daher Hilfe suchen - darauf sollten sie sich wirklich konzentrieren ? Ertragsmanagement ist das Zauberwort. Zum Beispiel am Dienstag und Mittwoch früh in der Zeit mit wenig Auslastung sollte man mit Angeboten versuchen die Menschen zu motivieren. Oder am Samstag, dem besten Tag in der Woche wäre es sinnvoll andere Produkte anzubieten die einen höheren Umsatz oder Profit ermöglichen. Vielleicht bietet man am Samstag auch eher die Paar Massage an und nicht die Einzelmassagen.
SWB:
Es gab auch ein Referat über ökologische Spas oder kurz Eco Spas genannt. Das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit scheint sich in Europa sehr zu verbreiten. Wie denken Sie über diesen neuen Trend?
SE:
Es war interessant zu hören, dass ?Grün? und umweltfreundliches ?Eco? sich verbreitet. Es ging um Schlagworte wie Living Spas, Anti Aging und Pro Living. Der Vortrag ist dem Markt etwas vorraus, ich glaube auch daß Europa viel bewßter mit den Umweltthemen umgeht, ich sehe es überall. Die organischen Produkte nehmen einfach zu. Ich bin 35 Jahre in der Industrie, vor 10 Jahren, glaube ich gab es gar keine rein organisches Hautprodukt. Ein gutes Beispiel ist, dass das Spa im Four Season nun eine organische Produktlinie anbietet, das ist unglaublich. Also wir sehen das immer mehr. Der Konsument ist nicht am Recycling interessiert, sondern an der genauen Zusammensetzung der Produkte. Am nächsten Global Spa Summit planen wir ? dieses Jahr hatten wir einen Strategie Wettbewerb mit der Hotelfachschule Lousanne ? einen Architektur Wettbewerb da es viele Architektur Schulen gibt, die Zukunftsdesigns entwerfen und am Wellness Bereich sehr interessiert sind. Dieser Bereich inkludiert viele verschiedene Trends unter anderem Umwelt. Die USC University of Southern California hat auf jeden Fall schon zugesagt. Wir haben wahrscheindlich auch eine andere Schule aus Europa.
SWB:
Abschließend noch kurz. In Europa und den USA ist das Business sehr Hardware focussiert. Vor allem in Europa haben wir hohe Personal Probleme und einen Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften. Die Architektur in den Spas in den letzten Jahren war sehr gut, glaube ich. Ich denke der Service ist ein weitaus größeres Problem. Das ist meine Meinung, wie stehen sie dazu?
SE:
Jedes Jahr gibt es beim Global Spa Summit immer eine Befragung. Wir geben allen Anwesenden eine Stimme und stellen dann verschiedene Fragen. Und wir fragen oft auch die selben Fragen jedes Jahr. Und eine der Fragen ist, welches Problem ist das Hauptprobelm in der Spa Industrie. Und das Thema Service und Personal ist immer eines der wichtigsten Themen. Die Rezession hat es aber etwas verbessert. Wir hatten einen Mangel an Personal im Management Bereich. Und das ist auch der Grund warum die Schule in Lousanne ein Spa Management Program entwickelt hat. Viele Hotelfachschulen bieten kein Program diesbezüglich an. Es ist ein ziemliches Thema. Sie können auf unserer Webseite eine Liste der weltweiten Spa Trainings Programme finden. Ich denke, dies wird auch der Industrie helfen, besser qualifizierte Fachkräfte auszubilden und einen besseren Service zu bieten. Es ist also in Arbeit. Ich glaube nicht, daß wir dieses Thema dem nächsten Global Spa Summit widmen sollen, aber es ist auf jeden Fall ein Teil des Gesprächs. Seit der Rezession ist es ein bisschen einfacher im Spa Bereich geworden. 20% Wachstum im Jahr führt dazu, dass eine Receptionistin sechs Monate später zum Assistant Manager aufsteigt und 6 Monate später zum Manager. Diese Menschen sind oft nicht gut ausgebildet. Die Rezession hat den ganzen Prozess etwas verlangsamt.
Vielen Dank für das Gespräch.
Susie Ellis
Mit über 25 Jahren Erfahrung im Spa Business ist sie weltweit anerkannt und eine Autorität in der amerikanischen Spa Industrie. Ihre Karriere begann im weltbekannten Golden Door in San Diego, Südkalifornien. Danach wurde sie erste Spa Direktorin in Donald Trumps Mar-a-Lago Club in Palm Beach, Florida. Auch mit Arnold Schwarzenegger hat sie viele Jahre im Council für Fitness und Sport in Kalifornien gearbeitet.
SPA WORLD Business, Ausgabe 6/2009