Betriebliche Kennzahlen sind absolute und relative Zahlen, die knapp und überschaubar wichtige Informationen liefern. Sie informieren das Management, das so ein Bild über die Lage des Betriebes gewinnt und betriebliche Schwachstellen erkennt. Kennzahlen sind Verhältniszahlen, die aus zwei oder mehreren absoluten Größen des Rechnungswesens gewonnen werden, indem sie zueinander in Beziehung gebracht werden. Kennzahlen wie ROI (Return of Investment), Auslastung oder die Gewinnspanne werden im Spa zunehmend wichtiger. Wurden vor einigen Jahren noch viele Wellnessangebote von den anderen Hotel- und Unternehmensbereichen finanziert, muss ein Spa heute für sich wirtschaftlich erfolgreich sein, um langfristig bestehen zu können.
Rechnet sich Wellness?
So wichtig es ist, dem Gast ein umfassendes Spaangebot zu bieten, so schwierig ist es, diesen Bereich rentabel darzustellen. Allzu oft kann die Investition in den Wellnessbereich nicht allein durch den Überschuss aus der Wellnessabteilung finanziert werden. Das kann fatale Folgen für den gesamten Betrieb haben. Erlöse im Spa ergeben sich meist nicht durch die Nutzung der Wellnessausstattung wie Pool- und Saunalandschaften – die für die Hotelgäste in der Regel ohnedies kostenlos ist – sondern durch den Verkauf von Anwendungen und Produkten bzw. durch das Öffnen des Spas auch für externe Gäste. Vielen Hotelmanagern ist bewusst, dass der Wellnessbereich ein hohes betriebswirtschaftliches Risiko birgt. In der Regel fehlen den Betrieben jedoch die entsprechenden Marktkennzahlen, die den eigenen Betrieb vergleichbar machen und Problemfelder identifizieren können. Eine intensive Auseinandersetzung mit der Wirtschaftlichkeit und Rentabilität von Wellnessbereichen im Hotel ist daher besonders wichtig und höchst empfehlenswert. Die Wellnessabteilung ist ein Schlüssel, wenn es um die Sicherung der wirtschaftlichen Existenz geht. Die Kennzahlen im Spa beziehen sich auf die Produktivität und den Erlös sowie auf die Kapazitäts- und Flächenerhebung. Die Anzahl der Anwendungen/Behandlungen pro Nächtigung liegt in Österreich derzeit bei 0,9. Der Benchmark rangiert bei 2-2,4. Die Wellnessfläche pro Zimmer beträgt in Österreich 23,9 Quadratmeter, in Deutschland 14 und in der Schweiz 16,1 Quadratmeter. Trotz der geringeren Fläche wird in Deutschland ein gleich hoher Umsatz pro Nächtigung erzielt (rund 11 Euro), in der Schweiz ist der Umsatz mit gut 14 Euro sogar deutlich höher.
Wichtige Kennzahlen im Spa
Folgende Kennzahlen gehören zu den wichtigsten im Spa:
· Umsatzanteil Wellness/Spa am Gesamtumsatz in %
· Umsatzanteil Produktverkauf am Wellness/Spa-Umsatz in %
· Mitarbeiterkosten Wellness/Spa in % der Wellness-Erlöse
· Wareneinsatz Wellness/Spa in % der Wellness-Erlöse
· Erlöse Wellness/Spa pro Nächtigung in Euro
· Erlöse Produktverkauf pro Nächtigung in Euro
· Erlöse Wellness/Spa pro Spa-Mitarbeiter (pro Monat) in Euro
· Erlöse Produktverkauf pro Spa-Mitarbeiter (pro Monat) in Euro
· Durchschnittliche Anzahl der Anwendungen und Behandlungen pro Nächtigung
· Energiekosten in % der Gesamterlöse Wellness/Spa
Weitere wichtige Kennzahlen sind: Wellnessfläche pro Zimmer in Quadratmeter, Wasserfläche Innenbereich pro Zimmer in Quadratmeter, Anzahl der Liegen pro zehn Gästezimmer, Anzahl der Behandlungsplätze pro zehn Gästezimmer, Anzahl der Spa-Mitarbeiter pro zehn Gästezimmer, Durchschnitt für Anwendungen (Dauer/Preis), Lohn- und Gehalts-Benchmarks für Spa-Mitarbeiter in Bruttobezügen, Wochenstunden und Anteil Arbeitstage pro Woche. Informationen von Kohl & Partner
Messen mit den Besten
Ein Muss für die profitable Führung von Spas ist die Erhebung des Benchmarks. Bestenfalls monatlich, mindestens jedoch einmal pro Jahr sollte der Spa mit den „Besten in der Branche“ verglichen werden. Für das Benchmarking wesentlich ist, dass nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden. Stets ist daher zu berücksichtigen, welchen Stellenwert der Spa im Gesamtunternehmen einnimmt. Auch die Größe der Anlage, die Offenhalte-Tage oder länderspezifische Abweichungen sind entscheidende Faktoren im Vergleich mit den anderen. Benchmarks sind Richtwerte, die eine gute Orientierung bieten – vorausgesetzt, die Berechnung ist korrekt und die Interpretation gelingt. Benchmarkberechnungen sollten daher spezialisierten Spa-Beratungsfirmen übertragen werden. So ist gewährleistet, dass der Benchmark als zusätzliches Instrument und als Orientierungshilfe für Spa-Manager und die Unternehmensführung tauglich ist. Darüber hinaus meint Dr. Franz Hartl, Geschäftsführer der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank, „durch die immer härter geführten Diskussionen über die betrieblichen Kosten in der österreichischen Hotellerie bedarf es eines RM (Revenue Management/Kostenmanagement)-Ansatzes, um die Effektivität der Prozesse optimaler zu gestalten.“ Damit habe ich ein Tool, um die Kosten besser zu steuern. Denn nicht Nächtigungszahlen bringen uns den Erfolg, sondern vor allem der Revenue!
Software mit Grünanstrich.
Ebenso wichtig wie die Ermittlung der Kennzahlen ist die Wahl der richtigen Softwarelösung. Der Markt an Anbietern ist enorm, die angebotenen Lösungen vielfältig. Softwarelösungen lassen sich an die Bedürfnisse des Unternehmens anpassen. Von Softwarelösungen von der Stange wird prinzipiell abgeraten. Zum Softwareangebot gehört auch die entsprechende Einschulung in das System sowie die umfassende Wartung und Serviceleistungen. Eine zunehmend wichtige Überlegung im Zusammenhang mit der Wahl der Hotelsoftware ist die Einbeziehung der grünen Faktoren. Künftig geht es nicht mehr nur darum, die harten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen darzustellen, sondern eben auch um die gesellschaftliche Verantwortung, die insbesondere in der Hotellerie zum Tragen kommt und vom Management zu übernehmen ist. Immerhin wächst die Zahl jener Gäste, die sich beim Einkauf und bei der Nutzung von Dienstleistungen umwelt- und ressourcenfreundlich verhalten wollen. Eine „grüne“ Software ermöglicht das Erheben von Parametern wie Energieeffizienz, soziale Aspekte der Betriebsführung oder den respektvollen Umgang mit den Ressourcen der Erde. Eine Software mit „grünem Touch“ unterstützt das Management dabei, nachhaltig zu wirtschaften, umweltbewusst und sozial zu handeln und dabei ökologische Kundenwünsche und Richtlinien zu befolgen. Damit hat die grüne Software das Potenzial, ein zentrales Instrument für die frühzeitige Beurteilung von betrieblichen Entscheidungen in Bezug auf die Nachhaltigkeit zu werden. Für welches System sich das Management aber auch immer entscheiden wird, ein Fakt zählt jedenfalls immer: Nur wer gut über den Stand seines Betriebes informiert ist, kann Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen und entsprechend entgegenwirken.
Exakte Berechnung macht sich bezahlt
Beim Vergleich von Kennzahlen ist sicherzustellen, dass die Kennzahlen immer auf die gleiche Weise berechnet werden. Tatsächlich kennt die Betriebswirtschaft heute zahlreiche Berechnungsvarianten für ein und dieselbe Kennzahl. Zwei wesentliche Kennzahlen sind der GOP und der Cashflow. Der GOP (Gross Operating Profit = Geldmittel aus einer operativen gewöhnlichen betrieblichen Tätigkeit vor Abzug von Zinsen, Mieten etc.) bzw. das operative Ergebnis ist ein Vergleichswert, der den Erfolg unabhängig von der Eigentümerstruktur darstellt. Da er nur jene Zahlen beinhaltet, die der Manager beeinflussen kann, dient er auch zur Beurteilung der Managementleistung. Ebenso wesentlich ist die Berechnung des Cashflows. Der Cashflow ist die Messzahl, die besagt, wie viele flüssige Mittel aus dem Umsatz des Unternehmens heraus erwirtschaftet werden können und damit für Investitionen, Kredittilgung, Privatentnahmen, Gewinnauszahlung etc. zur Verfügung stehen. Rechnerisch wird der Cashflow ermittelt, indem zum Gewinn bzw. Verlust alle Aufwände hinzugezählt werden, die keine Ausgaben sind, und alle Erträge abgezogen werden, die keine Einnahmen sind.
© WELLNESS WORLD Business 06/2012