Dreimal am Tag ? so soll Konfuzius gelehrt haben ? hat man die Möglichkeit, dem Körper Arzneimittel zuzuführen: beim Frühstück, beim Mittagessen und am Abend. Tatsächlich ? und das zeigt die moderne Medizin ? kann das Essen nicht nur genützt werden, um Gaumenfreuden zu erleben und die notwendigen Kalorien dem Körper zu geben, sondern auch um ihm Hilfestellungen angedeihen zu lassen, die es ihm ermöglichen, mit Belastungen, Stress und den Feinden der Umwelt ? etwas Smog ? besser umzugehen. Die molekularbiologische Forschung geht sogar so weit, dass sie individuelle Genanlagen ortet, die bei manchen Menschen eine besondere Nahrungszufuhr sinnvoll erscheinen lassen. Aufgehorcht hat die Medizin bei der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Untersuchung in einem bekannten angelsächsischen Journal, in der gezeigt wurde, dass Lungen- und Blasenkrebs bei jenen Menschen vermehrt vorkommen, bei denen durch eine kleine Genunterschiedlichkeit ein Entgiftungsenzym langsamer arbeitet. Damit sind die betroffenen Menschen vermehrt anfällig für bösartige Geschwülste in beiden Organen. Nahrungsstoffe, die in den Kreuzblütlergewächsen bzw. in Gemüse vorkommen, eignen sich in besonderer Weise, diese Schwachstelle bei den betroffenen Menschen auszugleichen und die Enzyme, die für die Entgiftung notwendig sind, zu verstärken. Dies vermindert gleichzeitig auch das Risiko der Betroffenen, an diesen Organen eine Geschwulst zu entwickeln.
Nüsse und Tomatenextrakt
Vor allem zur Vorbeugung unterschiedlicher Erkrankungen kann das Essen genützt werden. Vitamin-E-reiche Nüsse, besondere Formen von Ketchup und Tomatenextrakte, die den bekannten Stoff Lycobene beinhalten, sowie selenreiche Nahrungsmittel eignen sich hervorragend, das Risiko für die Entstehung eines Prostatakrebses zu reduzieren.
Darüber gibt es große prospektive Untersuchungen, die das zeigen. Die Medizin ändert hier ein wenig ihre Strategie: Sie wartet nicht mehr, bis ein Problem auftritt, sondern sie versucht, nicht nur durch Vorsorge, sondern vor allem durch Vorbeugung das Risiko für bösartige Erkrankungen zu verringern. ?Präventive Onkologie? heißt diese neue Strömung in der Medizin, in der die Ernährung einen besonderen Stellenwert besitzt.
Selbst die Verarbeitung körpereigener, aber auch zugeführter Hormone im Körper der Frau und im Körper des Mannes ist durch Nahrungsmittel beeinflussbar. Isoflavone, die in Soja und Rotklee vorkommen, Isothiocyanate, aber auch das Resveratrol, welches man in manchen Formen des Rotweins wiederfindet, sind für die Metabolisierung, d. h. für die Ausscheidung der Hormone, von besonderer Bedeutung. Sie gezielt einzusetzen, vor allem dann, wenn man gleichzeitig Hormone zu sich nimmt, wird eine neue Facette der ärztlichen Kunst sein. ?Im Leben hat alles seine Zeit: Es gibt eine Zeit, um Steine zu sammeln, und es gibt eine Zeit, um Steine zu werfen, es gibt eine Zeit, um zu arbeiten, und es gibt eine Zeit, sich von der Arbeit zurückzuziehen.? ? Diese Lebensweisheit aus dem Buch der Sprüche könnte man ergänzen um den Satz: ?Es gibt eine Zeit, um zu essen, und es gibt eine Zeit, um zu fasten.? Sosehr man auf der einen Seite mit einer gezielten Nahrungszufuhr dem Körper viele Vorteile für ein gesünderes und für ein längeres Leben anbieten kann, sosehr ist es auch wichtig, einen Rhythmus einzuhalten, bei dem man ab und zu eine Mahlzeit pro Tag streicht, und dies sollte das Abendessen sein.
Anti-Aging-Tage
Auch hier gibt es die berühmte chinesische Weisheit, dass man mitunter das Abendessen seinen Feinden überlassen solle. Natürlich muss das nicht dogmatisch gesehen und jeden Tag praktiziert werden, eine natürliche Fluktuation ist auch hier sinnvoll. Gemäß ihr werden ein bis zwei Tage pro Woche bestimmt, an denen man den ?Anti-Aging-Tag? einlegen sollte, jenen Tag, an dem man das Abendessen cancelt. Abgesehen davon, dass die ?Restriction of calories? der einzig verbriefte Weg ist, das Leben zu verlängern und viele Erkrankungen zu eliminieren, ist das Absenken des Glukose- und Insulinspiegels in der Nacht von besonderer Bedeutung: Dadurch steigt nicht nur das Melatonin und ermöglicht einen besseren Schlaf, vor allem aber wird durch den niedrigen Glukosespiegel um Mitternacht (der entsteht, wenn man ab und zu abends nicht isst) das Wachstumshormon der Hirnanhangsdrüse massiv stimuliert. Dieses somatotrope Hormon (andere Bezeichnung für das Wachstumshormon) erfüllt in unserem Organismus zahlreiche regenerative Aufgaben. Er kann zwar als teures Präparat zugeführt werden, physiologischer und natürlicher ist es jedoch, den eigenen Körper dazu zu bringen, dieses Hormon von selbst vermehrt freizusetzen. Und das kann durch das nächtliche Absenken des Glukosespiegels erreicht werden.
Demnach ist auch in der Ernährung das maßvolle Vorgehen der Königsweg: Einerseits soll man sich des Essens erfreuen und dieses benützen, um seine Gesundheit zu verbessern; das Essen kann nicht nur dem Gaumen und der Zunge Freude bereiten, sondern im Rahmen einer ?Chemoprävention? dem ganzen Körper.
Zum anderen gilt auch hier die alte Weisheit, dass diese Freuden umso größer sind, wenn man ab und zu auf sie verzichtet. Genuss und Maßhalten gehören zusammen.
