Universitäten, Fachhochschulen und Ausbildungen akademischen Charakters zeichnen sich durch ein Bildungsangebot aus, das auf wissenschaftlicher Basis – gekoppelt mit einem starken Praxisbezug – erfolgt. Die Lern- und Lehrmethoden sind seit Jahren bewährt, werden regelmäßig evaluiert und unterliegen damit einem ständigen Weiterentwicklungsprozess in inhaltlicher und didaktischer Hinsicht. Die Tourismusbranche ist – im Vergleich zu anderen Branchen – noch sehr wenig „akademisiert“. Es zeichnet sich jedoch deutlich ab, dass neben dem in der Tat unverzichtbaren Praxiswissen auch eine strukturierte Herangehensweise samt fundierter Wissensvermittlung im Ausbildungsangebot der Branche unumgänglich ist. Diese kann von etablierten Bildungsträgern wie Fachhochschulen und Universitäten erbracht werden. Dadurch erhält der jeweilige Abschluss eine andere Qualität, da Theorie und Praxis aufeinander abgestimmt sind und beide so fundiert vermittelt werden, dass sich der Spa-Manager guten Gewissens auch als ein solcher bezeichnen kann.
Beruf mit vielseitigen Aufgaben und Erfordernissen.
Spa-Manager führen und managen erfolgreich ein Wellness-Center oder ein Spa-Unternehmen. Sie sind in Hotels, Spas, Beauty- und Therapiezentren, Bade- und Thermenanstalten beschäftigt. Erwartet wird von ihnen ein verankertes Wissen über kaufmännische und insbesondere Marketing-Aspekte ebenso wie profunde Kenntnisse über die Angebote in Behandlung und Therapie sowie die Produkte, die in einem Spa zum Einsatz kommen. Sprachkenntnisse, ein allgemeines Körperbewusstsein, Dienstleistungsorientierung und soziale Kompetenzen runden ihr Profil ab. Der Beruf eignet sich für Menschen, denen Gesundheit, Ausstrahlung, Schönheit, Fitness und Entspannung, eingebettet in ein wirtschaftliches Umfeld, am Herzen liegen. Da der Spa-Markt wächst, sind die internationalen Aussichten für Spa-Manager sehr gut. Fachkräfte sind gefragt, insbesondere solche, die eine akademisch anerkannte Ausbildung nachweisen können. Susie Ellis von „SpaFinder“ schätzt die Zahl der weltweiten Spa-Management-Stellen auf 130.000 bis 180.000, die Ausgebildeten mit Diplom auf derzeit 4000. Bei einem derartigen Verhältnis zugunsten des akademischen Spa-Managers versteht sich, dass Spitzenverdienste durchaus erreichbar sind.
Angebote vergleichen.
Langsam beginnen Universitäten und Fachhochschulen Ausbildungen im Bereich des Spa-Managements anzubieten – mit unterschiedlicher Qualität. Die Angebote überschneiden sich in vielen Bereichen, unterscheiden sich aber durchaus in einigen Details. Einfach ist es für einen Interessenten daher nicht, die für ihn richtige Ausbildung zu wählen, ein Vergleich der Angebote ist unumgänglich. Wesentliche Entscheidungsparameter sind die Studiendauer, Studienkosten, der Abschluss, die Bekanntheit des Studienganges bzw. der Ausbildungsstätte oder die Studiengangsform (berufsbegleitend, Vollzeitstudium, Fernstudium). Ein inhaltlich unterschiedliches, aber in sich strukturiertes und übersichtliches Ausbildungsangebot ist beispielsweise in den Niederlanden, in Deutschland und auch in Österreich vorhanden, während andere europäische Länder wie Spanien, Griechenland, Polen, aber auch die Schweiz über noch kein nennenswertes akademisches Ausbildungsangebot im Spa-Management verfügen. Aufholbedarf ist jedenfalls weltweit gegeben.
Ausbildung mit zwei Bausteinen
Eine akademische Spa-Management-Ausbildung wird neben den operativen Aspekten vor allem auf zwei Bausteine Wert legen: einerseits auf die Entwicklung von Soft Skills wie Führungsarbeit, strategisches Denken und Handeln und andererseits auf den betriebswirtschaftlichen Teil, der deutlich umfassender sein muss als in einem „Spa-Kurs“.
Akademische Ausbildung längst überfällig.
Im Geschäftsfeld Spa und Wellness werden weltweit jährlich zirka 60 Milliarden US-Dollar Umsatz generiert. Es verwundert daher, dass entsprechende akademische Ausbildungen für Spa-Manager so lange auf sich warten ließen. Es kann auf Dauer nicht gutgehen, wenn an den Schaltstellen dieses Geschäftsfeldes Menschen sitzen, die „nur“ aus ihrer Erfahrung und ihrem Learning-by-doing-Wissen heraus agieren. Das ist nicht nur unprofessionell, sondern hemmt auch die Dynamik, verhindert strategische Entwicklungen und führt zu verzerrten Wahrnehmungen bei Kunden und Investoren, denn ein Bereich, der mit unqualifiziertem Personal arbeitet, wird vermutlich nicht ernst genommen. Eine Akademisierung der Spa-Management-Ausbildung ist damit das Gebot der Stunde, um die Internationalisierung und auch Professionalisierung voranzutreiben, ohne dabei die in der Praxis gewonnenen und erlernten Fähigkeiten und Erfahrungen jener Menschen zu schmälern, die bislang im Spa-Management tätig sind und waren. Spa-Manager mit Ausbildung und einem Diplom bzw. Titel, dessen Herkunft seriös und fundiert ist, werden ernst genommen, vom potenziellen Arbeitgeber ebenso wie von Lieferanten und den Spa-Kunden. „Akademische Ausbildungen können eine wesentliche Grundlage für die bessere Vergleichbarkeit und vor allem für die Qualitätssicherung in der Ausbildung liefern“, ist daher Wilfried Dreckmann von „spa project“ überzeugt. „Doch wenn ich mir anschaue, was in diversen Akademien unter Spa-Management verstanden wird und wie unterschiedlich allein die Zeitkontingente sind, die den verschiedenen Aspekten des Spa-Managements zugeteilt werden, dann habe ich Zweifel, ob die Absolventen dieser Ausbildungen länger als zwei Monate in ihrem Job bestehen werden."
Höhere Qualifikation nötig
Eine akademische Ausbildung für Spa-Manager ist nötig, weil aufgrund der großen Nachfrage diese besser zu qualifizieren sind und ihnen die nötigen Managementtools vermittelt werden müssen, die sie in der Praxis meist nicht erlernt haben. Derart ausgebildeten Managern ist es möglich, den Wellness- und Spa-Bereich als Profitcenter zu führen.
Möglichkeiten für die Ausbildung im Spa-Management.
In Österreich gibt es bereits eine Handvoll Ausbildungen für akademisches Spa-Management. Neu aufgesetzt wird der Studiengang an der IMC Fachhochschule Krems, informiert Christian Steckenbauer von deren Business Department. Die Ausbildung zum akademisch geprüften Spa-Manager soll im Februar 2014 starten. Deutlich weiter ist man an der Fachhochschule in Kärnten. Dort beginnt im Herbst 2013 der Lehrgang „Akademischer Spa-Manager“. Hierfür wurde eigens eine innovative Kooperation zwischen der FH Kärnten und europaweit renommierten Partnern, dem Tourismus-Consulting Team Kohl und Partner sowie Rizzato Spa Consulting, geschlossen. Der berufsbegleitende Lehrgang ist so konzipiert, dass die Absolventen in der Lage sein sollen, Wellness und Spa in einem Hotel, in Thermen, Kurzentren oder auch Day Spas profitabel zu führen. Stefan Nungesser von der FH Kärnten: „Zusätzlich zur Praxisorientierung und Ausrichtung auf den mitteleuropäischen Wellness- und Spa-Bereich runden internationale Einheiten via Skype und Guest Lectures die Inhalte des Lehrganges ab und geben globale Einblicke in die Spa-Welt.“Gänzlich in Englisch abgehalten wird die umfangreichste und damit anspruchsvollste Spa-Management-Ausbildung an der Fachhochschule Joanneum Bad Gleichenberg. Die derzeit einzige universitäre Ausbildung spricht unter anderem auch internationales Publikum an. Daniel Binder, Studiengangskoordinator: „Der fachliche Austausch zwischen den Studenten und den Vortragenden mit ebenfalls internationalem Format garantiert, dass auch abseits der Lehrinhalte eine vielfältige Wissensbereicherung stattfindet, die unmittelbar ins Berufsleben integriert wird. Die Projektarbeit wird an das Unternehmen und an die individuellen Bedürfnisse der Studierenden angepasst und erlaubt somit ein optimales Studienergebnis.“ Österreichs Fachhochschulen und Universitäten bieten eine Reihe von Ausbildungen im Tourismusbereich an, die auch Aspekte des Spa-Managements aufgreifen. Eine Liste der Fachhochschulen und Studienangebote befindet sich auf den Seiten http://www.fachhochschulen.ac.at oder http://www.studieren.at
Eine Lücke schließen.
Das Thema Spa-Management in der Praxis und auf akademischem Niveau stellt noch ein Vakuum am Ausbildungsmarkt dar, auch im Tourismusland Österreich. Fernstudien, die sehr theorielastig sind, können hier keine zufriedenstellende Abhilfe schaffen. Die Spa-Management-Angebote, die nun schrittweise an den österreichischen Hochschulen ihren Einzug in den Studienplan finden, sollen eine Lücke schließen und der Nachfrage Genüge tun, die seitens der Spa-Wirtschaft an die Ausbildungsinstitutionen herangetragen wird. Ziel muss sein, die schon heute im Bereich Wellness und Spa arbeitenden Mitarbeiter höher zu qualifizieren, was auch zu einer laufenden Professionalisierung im Spa-Angebot – und damit des Spa-Betriebes – führen wird.
Steigende Anforderungen
Im Spa-Business wachsen die Anforderungen an die handelnden Personen laufend. Daten- und Personenmobilität nehmen rasant zu, herkömmliche Kommunikationsinstrumente funktionieren nicht mehr. Social Media sind ein Gebot der Stunde. Durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Disziplinen wie Betriebswirtschaft oder Innovationsmanagement werden herkömmliche Sachverhalte neu interpretiert und eröffnen neue Geschäftspotenziale. Um diese aufzugreifen, braucht es eine umfassende Ausbildung.
© WELLNESS WORLD Business 03/2013