Sommer, Sonne, Freizeit: Für viele Menschen hat jetzt die schönste Zeit des Jahres begonnen. Es ist uns ein Anliegen, unsere LeserInnen in dieser Sommerausgabe über den richtigen Umgang mit der Sonne zu informieren. Denn mit einigen einfachen Regeln kann man die sonnige Zeit entspannt genießen, ohne das Hautkrebs-Risiko zu erhöhen. „In der Sonne nicht aus-, sondern anziehen, die pralle Sonne meiden, sich bevorzugt im Schatten aufhalten und vor allem keinen Sonnenbrand bekommen“, das empfiehlt Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. „Wer diese Tipps beachtet, beugt Hautkrebs aktiv vor.“ Wichtig ist dies insbesondere, weil die Zahl der Neuerkrankungen an Hautkrebs stetig ansteigt. In Österreich treten pro Jahr rund 10–15 neue Melanome pro 100.000 Einwohner auf, wobei die Häufigkeit in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen hat. In Ländern mit stärkerer Sonneneinstrahlung, wie etwa Australien, tritt das Melanom der Haut wesentlich häufiger auf (bis zu 40 neue Melanome jährlich pro 100.000 Einwohner) als bei uns. Aber auch immer mehr Deutsche erkranken an Hautkrebs. Derzeit sind jährlich bei 195.000 Menschen Neuerkrankungen dieser Krebsart zu verzeichnen, 24.000 davon an dem besonders gefährlichen malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs). Der größte Risikofaktor dafür ist die UV-Strahlung – ein vermeidbares Risiko: Denn wer sich umsichtig in der Sonne verhält und künstliche UV-Strahlung aus Solarien meidet, senkt sein Hautkrebs-Risiko.
Richtig vorgesorgt ist halb gewonnen.
Zum richtigen Sonnenschutz gehört eine sonnengerechte Kleidung: Kopfschutz, T-Shirt oder Hemd sowie Bermudas aus leichtem, aber sonnendichtem Gewebe, Schuhe, die den Fußrücken ausreichend bedecken, und eine gute Sonnenbrille. Beim Baden unbedingt das T-Shirt anlassen und alle unbedeckten Körperstellen mit einem Sonnenschutzmittel eincremen. „Sonnencremes schützen, richtig angewandt, vor Sonnenbrand, nicht vor Hautkrebs. Sie sollten nicht dazu genutzt werden, den Aufenthalt in der Sonne auszudehnen“, erklärt Professor Dr. Eckhard Breitbart, zweiter Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP). Krankenversicherte ab 35 Jahren erhalten auch im Rahmen der Hautkrebs-Früherkennungsuntersuchung beim Arzt Tipps zum UV-Schutz. Zudem werden bei der Untersuchung auf Hautkrebs individuelle Risikofaktoren ermittelt. Das Screening geht schnell und ist schmerzlos. Es wird vom Arzt ohne weitere Hilfsmittel mit bloßem Auge durchgeführt. Elf Millionen Versicherte haben dieses Angebot seit seiner Einführung im Juli 2008 bereits genutztNewsdetails. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass das wichtigste Ziel des Hautkrebs-Screenings – die Senkung der Zahl der Todesfälle beim malignen Melanom – schon in naher Zukunft erreicht werden kann“, betont Nettekoven.
Wie entsteht das Melanom?
Die Ursachen für die Entstehung sind derzeit noch nicht genau bekannt. Diskutiert werden zum einen Umwelt-Faktoren, wobei hier in erster Linie die UV-Bestrahlung zu nennen ist, zum anderen genetische Faktoren, die in manchen Fällen die Entstehung eines Melanoms begünstigen können. Als Risikogruppen gelten Personen mit heller Hautfarbe, Personen mit vielen Muttermalen und direkte Verwandte von Patienten mit Melanomen. „Das Melanom kann prinzipiell an jeder Stelle der Haut auftreten, bevorzugt tritt es jedoch an Körperstellen mit höherer UV-Belastung auf. Hier dürfte vor allem die starke, akute UV-Bestrahlung, die zum Sonnenbrand führt, ausschlaggebend sein. So ist das Melanom bei Männern häufiger am Rücken lokalisiert, während es bei Frauen öfter am Unterschenkel auftritt“, so Univ.-Prof. Dr. Harald Kittler von der Universitätsklinik für Dermatologie an der Universität Wien. Die für Sonnenbrand verantwortliche UV-B-Strahlung erhöht das Risiko für schwarzen Hautkrebs möglicherweise nicht so stark wie bislang angenommen. Das zeigt eine Studie amerikanischer Wissenschaftler an Zellen von Patienten mit verschiedenen Hautkrebsarten. Demnach gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen den Erbgutschäden, die durch die energiereiche Strahlung entstehen, und dem aggressiven, auch malignes Melanom genannten, schwarzen Hautkrebs. Im Gegensatz dazu war die Wahrscheinlichkeit, an dem eher harmlosen hellen Hautkrebs zu erkranken, umso höher, je mehr Schäden die Erbsubstanz nach der UV-Bestrahlung aufwies. Die UV-Strahlen im Licht sind für den unangenehmen Sonnenbrand verantwortlich und können im schlimmsten Fall sogar die Entwicklung von Hautkrebs fördern. „Die UV-Strahlung führt zu Schädigungen des Erbgutes. Diese Schäden führen zu Erbgut-Veränderungen in Genen, die für die Krebsentstehung entscheidend sind“, warnt der Verein zur Bekämpfung des Hautkrebses auf seiner Website. Der richtige Sonnenschutz ist also bei Weitem keine eitle Beauty-Maßnahme, sondern ein echtes Gesundheitsthema.
Infobox
Was ist ein Melanom und welche verschiedenen Formen gibt es?
Wir klären auf:
Eine der häufigsten Melanomarten ist das oberflächlich spreitende Melanom, welches über längere Zeit an der Hautoberfläche flache, unregelmäßige Flecken mit unterschiedlicher Färbung von Schwarz bis Weiß bildet.
Ein knotiges Melanom äußert sich bei 15 Prozent der Patienten. Äußerlich ist eine halbkugelige Wölbung über das Hautniveau hinaus von graubrauner bis rötlich-blauschwarzer Farbe zu erkennen.
Ungefähr fünf Prozent der Patienten leiden unter dem Lentigo-Maligna-Melanom, von dem besonders ältere Menschen im Gesicht befallen werden.
Von dem akral-lentigenösen Melanom sind etwa sieben Prozent der Patienten befallen. Es zeigt sich bevorzugt an den Fuß- und Handflächen oder im Nagelbereich.
Achtung vor UV-Strahlung.
Dabei können die Strahlenwerte ganz unterschiedlich ausfallen: Das Bundesamt für Strahlenschutz veröffentlicht deshalb immer aktuelle UV-Index-Tageswerte. Die liegen in Deutschland üblicherweise zwischen 2 und 8. Ab einem Wert von 3 sollte man sich vor dem Sonnenbad eincremen, um zum einen Sonnenbrand vorzubeugen und zum anderen das Krebsrisiko zu senken – auch wenn kein hundertprozentiger Schutz vor Hautkrebs garantiert werden kann. Der amerikanische Dermatologe Thomas Fitzpatrick entwickelte 1975 die Klassifikation nach Hauttypen. Diese Hauttypen lassen sich anhand äußerlicher Merkmale erkennen, aber nicht hundertprozentig einordnen. Je niedriger der Hauttyp, desto geringer ist der Eigenschutz der Haut und das Risiko für Sonnenbrand und Hautkrebs ist höher. Dementsprechend sollten Menschen dieser Hauttypen zu einem Sonnenschutz mit höherem Lichtschutzfaktor greifen. „Wenn die Creme ein Jahr lang offen war, wirkt sie wahrscheinlich nicht mehr“, rät Prof. Dr. Ingrid Moll, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie am UKE Hamburg. Man sollte daher angebrochene Sonnencremes aus dem Vorjahr entsorgen. Sollte die Creme jedoch unbenutzt sein und das Mindesthaltbarkeitsdatum noch nicht überschritten, müsste sie noch in Ordnung sein.
Schneiden oder nicht schneiden?
„Bereits bei einer Eindringtiefe von mehr als 1,0 mm muss mit dem Patienten, der Patientin allenfalls eine Untersuchung des Lymphabflussgebiets besprochen werden, wo der Wächter-Lymphknoten (Sentinel) zur Begutachtung herausgeschnitten wird. Bei fortgeschrittener Melanomerkrankung, wenn in den Lymphknoten Melanomzellen nachgewiesen werden, sind die Behandlungsmöglichkeiten leider nach wie vor beschränkt. Melanommetastasen sprechen auf Zytostatika relativ schlecht an und auch Bestrahlungen haben nur kurzdauernden Erfolg“, meint Hautärztin Ulrike Fleck, die ihre dermatologische Praxis in Berlin Mitte hat. Jetzt wurde in Chicago ein neuer Therapieansatz bei fortgeschrittenem Melanom mit dem Antikörper Ipilimumab vorgestellt. In Studien wurde dieses Medikament entweder als Monotherapie (alle drei Wochen intravenös mit vier 90-minütigen Infusionen), zusammen mit einem Placebo oder in Kombination mit gp100 (experimentelle Peptidvakzine) verglichen. Dabei brachte die Monotherapie die besten Resultate. Die Patienten lebten im Schnitt noch 10 Monate, es gab jedoch auch Patienten, die nach zwei Jahren noch lebten. Als Nebenwirkung entwickelten sich Hautausschlag und Colitis, in 10 – 14 % von schwerer Natur. Inzwischen ist ein neues Medikament, Zelboraf, auf dem Markt mit dem Wirkstoff Vemurafenib. Dieses hat sich in Studien als deutlich lebensverlängernd bei metastasierendem Melanom gezeigt, wenn eine BRAF-V600-E-Mutation vorliegt. Nur dann sollte es angewandt werden. Es wird als Tablette verabreicht, in einer Dosis von 2 x 2 Tabletten täglich. Das BRAF-Protein ist ein wichtiger Bestandteil des RAS-RAF-Signalwegs. Dieser ist am normalen Wachstum und Überleben von Zellen beteiligt. Mutationen des BRAF-Proteins können bewirken, dass dieser Signalweg überaktiv wird, was zu verstärktem Zellwachstum und Krebs führen kann. Diesen Signalweg kann man bei den in Frage kommenden Patienten bremsen und damit das Wachstum der Krebszellen verlangsamen. „Die Behandlung des Melanoms erfolgt in jedem Fall zuerst chirurgisch. Die weiteren Behandlungsschritte sind von der Eindringtiefe des Melanoms abhängig: Bleibt die Ausbreitung der bösartigen Zellen auf die Oberhautschicht beschränkt, genügt es, den Tumor mit einem kleineren Sicherheitsabstand (0,5 cm) herauszuschneiden. Statistisch gesehen ist einer von neun Hauttumoren ein malignes Melanom, das wegen seiner raschen Metastasierung als sehr gefährlich eingestuft werden muss“, sagt Dr. Mensdorff-Pouilly, Facharzt für Chirurgie, Endoskopie und Vorsorgeuntersuchung.
© WELLNESS WORLD Business 03/2013