Legionellose, Pontiac-Fieber, Hautulzerationen, Vaginalinfektionen, Meningoenzephalitis, Fußmykosen, Hepatitis, Dellwarzen – das Who's who an Bakterien, Viren, Pilzen, Potozoen oder Harnstoff, die Krankheiten wie diese und noch mehr hervorrufen ist beängstigend. Der Grund: mangelhafte Hygiene. Die Krankheiten: unangenehm und gefährlich. Hygiene ist daher ein enorm ernstzunehmendes Thema in jedem Spa, insbesondere an den feucht-warmen Orten wie dem Sauna- oder Dampfbadbereich.
Gesetze? Die gibt es.
Im Grunde genommen ist alles klar. Hygienische Standards in einem Spa unterliegen gesetzlichen Reglungen, Vorschriften und Normen, die zwangsweise einzuhalten oder zumindest empfohlen sind. Der Rahmen ist streng und eng, allerdings werden die Anforderungen nicht immer ernst genommen. Hygienetests zeigen, dass hygienische Grenzwerte allzu oft nicht erreicht werden, wobei besonders die erhöhten Werte bei der Gesamtkeimzahl, der E.Coli-Bakterien, der Legionellen und des Harnstoffes auffällt. Gesetze gibt es, doch die Einhaltung der Gesetze ist lückenhaft. Umso wichtiger erscheint es, dass es dem Spa-Betreiber ein höchstes Anliegen ist, auf Hygiene zu achten, um Bakterien, Keimen, Viren und dergleichen keinen Nährboden zu bieten. Oft scheint der Spa oberflächlich sauber zu sein, doch hygienisch rein ist er dann noch lange nicht. Untrügliche Hinweise auf mangelnde Hygiene sind Trübungen, schmierige Beläge, sich glitschig anfühlende Oberflächen und der Geruch. Klassische Chlorgerüche oder der aggressive Geruch nach Reinigungsmittel beispielsweise können darauf hinweisen, dass die Chemikalien eine Reaktion mit Verunreinigungen eingegangen sind und dass es demnach Verunreinigungen gibt. Die technische Umsetzung der Gesetze und der mehr als 50 gültigen Normen ist aufwendig. Die gesetzliche Starre erlaubt keinen Spielraum, dadurch wird auch der Zugang zu neuen Technologien eher gebremst. Doch die Hygiene ist unumgänglich, denn der Gast verlässt sich darauf, dass sein Spa-Besuch ein risikoloser und auch hygienisch hochwertiger ist.
Vorschrift ist gut. Kontrolle ist besser
Die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften bzw. die Umsetzung von Normen ist laufend zu kontrollieren. Behördliche Kontrollen erfolgen regelmäßig – auch unangekündigt. Neben behördlichen Kontrollen, anonymen Qualitätskontrollen oder Mystery Checks (Kontrollen von außen) sind auch interne Kontrollen von enormer Bedeutung. Für Silvia Roth-Spiesz, Leiterin Reinigung im Avita Ressort, sind Leitlinien und Standards fixer Bestandteil des Qualitätsmanagements. „Rückmeldungen der Mitarbeiter z. B. in Form von Manager-on-duty-Diensten sind dabei ebenso wichtig wie die Anmerkungen unserer Gäste, die wir mittels Fragebogen erheben“, so Roth-Spiesz. Auch in der Sonnentherme spielen die Mitarbeiter eine wertvolle Rolle als Kontrollorgan: „Unser Team führt laufend Eigenkontrollen durch. Zum Einsatz kommt unter anderem der Abklatschtest, den wir intern auswerten“, sagt Günther Hoschopf, Leiter Reinigung in der Sonnentherme und ergänzt unmissverständlich: „Für die Einhaltung der Hygienevorschriften sind im Spa das Management und die Mitarbeiter verantwortlich. Ein klar definierter Hygienebeauftragter muss allzeit erreichbar sein. Er ist mit der Wahrnehmung des Schutzes der Gesundheit der Spa-Gäste, insbesondere in hygienischer Hinsicht, betraut und verfügt über die dafür notwendigen Kenntnisse. Jürgen Kannewischer, als Geschäftsführer der Carasana Bäderbetriebe im deutschen Baden-Baden für mehrere Thermalbäder wie der Caracalla Therme und dem Friedrichsbad verantwortlich, ergänzt: „Alle Mitarbeiter sind allzeit mit offenen Augen durch die Abteilungen zu gehen und müssen bei Auffälligkeiten in der Hygiene sofort reagieren. Als Manager bin ich gefordert, meine Mitarbeiter dementsprechend anzuleiten und zu führen. Das gesamte Team ist für die Hygiene verantwortlich“.
Schlüsselfaktor Mitarbeiter
Die Grundlage für eine sehr gute Reinigungsleistung im Spa ist ein spezielles Reinigungssystem mit festgelegten Reinigungsmethoden, ausgesuchten Reinigungs- und Pflegemitteln sowie strukturierten Abläufen. Ein Schlüsselfaktor, damit Hygiene im Spa gelingt, sind die Mitarbeiter. Silvia Roth-Spiesz: „Wir versuchen unseren Mitarbeitern die Bedeutung von Hygiene im Spa zu vermitteln. Im Rahmen von Mitarbeiterbriefings werden Arbeits- und Betriebsmitteleinsätze optimiert, aber auch der Aufbau und die Umsetzung einer optimalen Lagerbewirtschaftung diskutiert. In Trainings bilden sich unsere Mitarbeiter insbesondere auf dem Gebiet eines effizienten Arbeits- und Betriebsmitteleinsatzes weiter und werden gesetzesgemäß auf Reinigung und Hygiene geschult. Betriebsinterne Abläufe dokumentieren wir regelmäßig, denn sie dienen neuen Mitarbeitern als Basis für den Wissensaufbau.“ Das Erstellen von Statistiken, Einkaufsplänen und Dokumentationen spieget die Umsetzung der Hygienevorschriften wider und ist daher zu begrüßen. Der Dokumentationsaufwand ist dadurch jedoch in den letzten zehn Jahren um das vier- bis fünffache gestiegen. Dass die Mitarbeiter die Schwachstelle in Bezug auf Hygienemaßnahmen sind, diese Ansicht teilt Günther Hoschopf nicht. Viel mehr liegt für ihn der Schwachpunkt in der Schulung. „Vieles wird unverständlich vermittelt, Gründe, wofür die Maßnahmen gut sind, werden unzureichend erläutert und am Kern des Themas Hygiene wird oft vorbeigeredet“, meint er. Herstellerfirmen wie Ecolab oder Kärcher bieten daher neben ihren Produkten auch die entsprechenden Mitarbeiterschulungen an. Technische Vor-Ort-Trainings helfen dem Personal, dass jeder Spa so effektiv wie möglich mit den durchaus innovativen Reinigungsgeräten und –mitteln hygienisch rein wird.
Hygiene – ein Verkaufsargument
Betriebswirtschaftliche Aspekte spielen in Zusammenhang mit Hygiene immer eine Rolle, doch es zeigt sich, dass ein Einsparen bei der Hygiene keine gute Entscheidung ist. Der gesunde, zufriedene Spa-Gast steht im Vordergrund. Wird der Gast aufgrund mangelnder Hygiene krank, ist der Imageschaden enorm und selbst durch ausgeklügelte Marketingmaßnahmen kaum noch wettzumachen. BWT-Fachmann Stefan Ettinger rät daher, hochqualitative Hygienemaßnahmen als Verkaufsargument einzusetzen. „Sauberkeit im Spa bedeutet nicht nur eine laufende, kompetente Wartung und Pflege, sondern auch, dass der Spa-Betreiber technisch gut ausgerüstet ist, in die Personalschulung investiert und damit signalisiert, dass ihm das Wohl und die Gesundheit seiner Kunden sehr am Herzen liegt. In der Sonnentherme Lutzmannsburg will Günther Hoschopf den Einsatz seines Reinigungsteams jedenfalls vermarktet wissen: „Speziell gefährdete Kundenkreise wollen wir schützen. Das Immunsystem von Kindern, aber auch jenes von älteren Menschen ist nicht so gut ausgeprägt. Das macht hohe Hygienestandards unumgänglich, die wir erfüllen und auch nach außen hin wirkungsvoll kommunizieren“.
Sauber mit wenig Chemie
Hygiene wird gemeinhin mit dem Einsatz von viel Chemie in Verbindung gebracht. Ohne Chemie geht es – noch – nicht, doch welche Chemie eingesetzt wird, das macht einen bedeutenden Unterschied. „Billigprodukte schaffen es oft nicht, die nötige Reinheit zu erzielen“, sagt Stefan Ettinger. „Das schädigt langfristig der gesamten Spa-Technik, dem Wasser und den Becken“, ergänzt er. Richtig eingesetzte und gute Pumpen oder Filteranlagen können den Chemieeinsatz quantitativ entscheidend minimieren. Genau das will auch der Gast: Hygiene mit wenig Chemie. Mit weniger Reinigung darf dies jedoch nicht verbunden werden. Gerade die feucht-warmen Bereiche im Spa sind täglich mehrmals (stündlich) einer Reinigung zu unterziehen. Selbiges gilt für die Duschkabinen, die WC-Anlagen und für die Böden. Einmal wöchentlich soll der Nassbereich einer Sprühdesinfektion unterzogen werden, mindestens alle 4-6 Wochen sind sämtliche Flächen Grund zu reinigen und jedenfalls einmal im Jahr ist der gesamte Spa einer Generalreinigung zu unterziehen.
Hygiene spielt im Spa eine entscheidende Rolle. Das Gesundheits- und Qualitätsbewusstsein der Menschen steigt. Damit einher geht die Tatsache, dass Hygiene zusehends mehr und wesentlich zum Wohlbefinden der Spa-Gäste beiträgt. Speziell in den feucht-warmen Spa-Bereichen sind hinsichtlich Hygiene daher weder Kompromisse, noch Abstriche oder Vernachlässigungen angebracht.
Hohe Verantwortung der Mitarbeiter
Verantwortlich für die Hygiene ist der Abteilungsleiter. Dessen Aufgabe ist es, die Mitarbeiter einzuschulen, sie zu motivieren und auch Erfolgskontrollen durchzuführen. Wer die richtigen Mitarbeiter in seinem Team hat, der wird auch einen allzeit hygienischen Spa vorweisen können.
-Silvia Roth-Spitz, Abteilungsleiterin Housekeeping und Reinigung, Avita Resort
Hygiene als Qualitätsmerkmal
„Die Hygiene genießt in unserem Haus einen enormen Stellenwert. Wir sind allzeit bemüht, dass wir uns von anderen Thermen insbesondere in puncto Hygiene differenzieren und qualitativ besser stellen. Wir müssen das allein schon aufgrund unserer Kundenstruktur tun, zu der insbesondere auch Familien mit Kleinkindern gehören. Allein daraus ergibt sich schon ein höherer Hygienebedarf.“
-Günther Hoschopf, Leiter Reinigung, Sonnentherme und Hotel Sonnenpark, Lutzmannsburg
Hygiene als Qualitätsmerkmal
„In der Caracalla Therme und dem Friedrichsbad sind während der Nacht mehrere Mitarbeiter mit der Reinigung der Bäder und Gebäude beschäftigt. Der Reinigungsplan dazu ist detailliert. Am Tag sind zusätzliche Reinigungskräfte unterwegs. Die Reinigung wird laufend kontrolliert. Dies alles erfordert ein hohes Maß an Konsequenz und Koordination, die eine große Herausforderung an uns stellen.“
- Jürgen Kannewischer, Geschäftsführer Carasana Bäderbetrieb
WELLNESS WORLD Business 02/2013