Haben viele Menschen noch Scheu davor, in eine Sauna oder Dampfkabine zu gehen, weil sie sich beispielsweise nicht nackt zeigen wollen, so demokratisiert der Pool. Rund um den Pool wird die Heuchelei hinsichtlich der Kleidung abgelegt. Jeder schlüpft in seine Badekleidung, jeder ist gleichermaßen unbedeckt und strömt in den Pool, in einem Freibad ebenso wie in einem edlen Spa-Betrieb. Dank seiner Beliebtheit und seines Stellenwertes im Zentrum des Wellnessgedankens schlittern der Pool und sein Umfeld in das Dilemma, es nie allen recht machen zu können. Beim Pool hört die Individualisierung auf. Ein Pool, viele Menschen, viele Erwartungen. Dem einen riecht es zu sehr nach Chlor, der andere verlangt nach mehr Desinfektion. Dem nächsten sind 29 Grad zu warm, dem übernächsten viel zu kalt. Den einen stört das Hintergrundgeräusch der Pumpe und wieder einem anderen ist das Plätschern des Wassers auch schon zu viel. Eine Herausforderung an die Haustechnik entsteht, die dem Verantwortlichen das Leben mitunter schwer machen kann. Das ist auch mit ein Grund, warum an der Pooltechnik laufend gefeilt wird und das, obwohl sie im Grunde genommen ausgereift ist.
Eine komplexe Materie.
Wasser ist Leben. Das gilt auch für das Wasser im Pool, ganz unabhängig davon, wie viel Chemie dem Wasser zugesetzt wird. Dass die Schwimmbadtechnik und das Funktionieren des Pools täglich zu kontrollieren sind, müsste sich von selbst verstehen. Die Anregungen und Wünsche der Gäste sind hierbei zu berücksichtigen, und zwar in bestmöglichem Ausmaß. Jeder Gast erwartet sich einen einwandfreien Pool. Ein einwandfreier Pool muss den Balanceakt schaffen zwischen Kundenerwartung, Effizienz, Ressourcenschonung, Wasserqualität und Umfeldbedingungen. Daraus allein leitet sich schon ab, wie komplex die Materie Pooltechnik ist, die im Allgemeinen zwei Aspekte in sich trägt: die Wasseraufbereitung und den Wasserkreislauf.
Wasserqualität stetig optimieren.
Bei der Wasseraufbereitung geht es hauptsächlich um die Verwendung des richtigen Desinfektionsmittels. Viele Kunden stört ein übermäßiger Chlorgeruch im Bad. Die Chlordosierung ist jedoch exakt vorgeschrieben. So muss das Wasser genau so viel Desinfektionsmittel enthalten, dass die an das Wasser abgegebenen Mikroorganismen so schnell wie möglich eliminiert werden. Allein dadurch lässt sich wohl schon nachvollziehen, wie wichtig das Duschen vor dem Sprung in den Pool ist. Der Gehalt an Desinfektionsmittel lässt sich nur durch kontinuierliche Zugabe erreichen. Chlor hat auch Nachteile, denn es greift Schleimhäute und Haut an. Riecht es nun in einem Bad sehr stark nach Chlor, werden die Augen der Badegäste rot und röter, so ist dies ein Indiz dafür, dass zu wenig Chlor im Wasser ist. Abhilfe schafft eine Überdosis an freiem Chlor, welches das gebundene Chlor zerstört. Dann lassen auch der starke Geruch nach Chlor und Augenreizungen nach.
Alternativen zum Chlor für die Badewasserdesinfektion sind Brom, Ozon, Chlordioxyd, UV-Licht, quaternäre Ammoniumverbindungen, Biguanide, Aktivsauerstoff, Wasserstoffperoxid, Silber und Kupfer. Keine dieser Alternativen hat allerdings die gleiche zuverlässige Wirkung wie Chlor. Verfahrenskombinationen zur Hebung der Wasserqualität und zur Befriedigung des Kundenwunsches nach weniger Chlor im Wasser bieten sich jedoch an. Zur Poolpflege gehört aber nicht nur die Desinfektion (chemische Poolpflege), sondern auch die pH-Wertregulierung, wobei der Wert zwischen 7 und 7,4 liegen muss, die Algenverhütung, Flockung und die Filterreinigung (physikalische Poolpflege). Besondere Bedeutung hat der Filter: Je besser dieser arbeitet, desto mehr Schmutzpartikeln aus dem Wasser setzen sich in seinem Inneren ab. Ist der Filter zu putzen, wird die Fließrichtung geändert und die Fließgeschwindigkeit erhöht. Dieser Prozess wird als Rückspülung bezeichnet. Hochwertige Filter verfügen über ein Schauglas. Damit kann der Haustechniker sehen, ob das Wasser wieder klar ist, und die Rückspülung zum richtigen Zeitpunkt beenden. Das spart Wasser und Energie. Ist der Rückspülvorgang beendet, wird das Spülwasser samt den Schutzpartikeln in den Abwasserkanal des Hauses geleitet. Im Pool muss die entsprechende Menge an Frischwasser aufgefüllt werden. Der richtige Schritt ist es demnach, ein automatisches Mess-, Regel- und Dosiersystem einzusetzen. Ein solches ist nicht nur einfach in der Handhabung, sondern gibt auch Sicherheit in Sachen Poolreinigung und vereint alle wichtigen Pflegeschnitte miteinander. Die Anschaffungskosten hierfür sind höher, lohnen sich jedoch.
Bewegung im Becken.
In einem Pool kommt das Wasser viel herum. Für den Wasserkreislauf ist wesentlich, dass der Pool hygienisch rein bleibt. In einem Kreislauf durchläuft das Wasser verschiedene Stationen und Stadien der Aufbereitung. Die Beckenhydraulik sorgt dafür, dass Bewegung und Austausch im Becken funktionieren. Sie ist auch nötig, damit sich keine Belastungsstoffe nach unten absetzen. Ohne Umwälzpumpe kommt keine Wasseraufbereitungsanlage aus. Sie hält den Wasserkreislauf in Schwung und sorgt dafür, dass das verschmutzte Wasser dem Filter sowie der Desinfektionsanlage zugeführt wird und als Reinwasser wieder zurück ins Becken fließt. Zum Einsatz kommen hier hauptsächlich einstufige Kreiselpumpen, die sich in normalsaugende und in selbstsaugende Pumpen unterteilen lassen. Letztere haben den Vorteil, dass sie auch bei einer Aufstellung oberhalb des Wasserspiegels selbsttätig das Wasser absaugen können.
Tropenfeuchtigkeit versus Hallenbadklima.
Viele Menschen stöhnen unter der Feuchtigkeit, die eine Poollandschaft schon einmal erdrücken kann. Die feuchte Luft lässt sich mit der entsprechenden Entfeuchtungsanlage abführen. Das verbessert nicht nur das Raumklima für den Badegast, sondern trägt wesentlich dazu bei, dass sich die Feuchtigkeit nicht an den Wänden und Fenstern niederschlägt. Bauschäden lassen sich so vermeiden. In einem Bad bei rund 30 Grad Lufttemperatur sind in einem Kubikmeter Luft 20 Gramm Wasser enthalten. Im Freien bei einer Außentemperatur von 0 Grad sind es nur noch 3 Gramm Wasser. Die Entfeuchtung des Bades hat aber nicht nur klimatische Gründe, sondern vor allem auch wirtschaftliche. Moderne Entfeuchtungsgeräte für Schwimmbäder sind in der Regel mit Wärmepumpen ausgestattet. Die feuchte Hallenluft wird durch die Wärmepumpe unter den Taupunkt gekühlt. Der Wasserdampf kondensiert und die gewonnene Energie wird wieder der Schwimmbadluft oder dem Pool zugeführt. Mit jedem Liter Kondenswasser lässt sich eine Wärmerückgewinnung von 680 Watt erzielen. Damit die Lüftung und Wärmerückgewinnung einerseits funktionieren und andererseits vom Gast nicht als unangenehm empfunden werden, ist die gesamte Umschließungsfläche der Schwimmhalle dampfdicht, luftdicht und kältebrückenfrei auszuführen. Sonst sind Bauschäden und deren Folgen wie die krankheitserregende Schimmelbildung unvermeidlich. Für die Isolierung ist eine Dämmstärke von mindestens 50 Millimetern nötig. Um den Feuchtigkeitslevel im Bad zusätzlich gering zu halten, empfiehlt es sich, das Bad bei Nichtbenutzung abzudecken, sodass das Wasser nicht verdunsten kann.
Das Wohlfühlen im und am Pool ist immer mehr an komplexe und auch vernetzte Bedingungen gebunden. Analoge Abläufe, die sich früher bewährt haben, gelten in der modernen Pooltechnik nicht mehr. Genutzt werden die Vorteile der Automatisierung, mit der mehr Effizienz, Komfort, aber auch mehr Sicherheit einhergehen – wodurch letztlich ein intelligentes Badevergnügen möglich wird.
Jungbrunnen Pool
„Eine Poollandschaft ist das ganze Jahr über ein Jungbrunnen für die Gesundheit. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und der Wärme in der Schwimmhalle müssen einige bauliche Besonderheiten berücksichtig werden.“ Peter Strehle, Geschäftsführer Starke GmbH
Angenehm? Oder doch nicht?
Der Mensch empfindet unterschiedlich. Besonders bemerkbar macht sich dies, wenn es um die Temperatur geht. Das System Mensch an sich arbeitet am besten bei einer Körperkerntemperatur von 37 Grad. In Sachen Außentemperatur verhält es sich anders: Die Temperatur, bei der sich der Großteil der Menschen wohlfühlt, liegt bei 20 bis 25 Grad. Die als optimal empfundene Raumtemperatur ist also nicht gleich der Körperkerntemperatur. Dieser Feststellung liegt das physikalische Prinzip zugrunde, dass sich Wärme von warm nach kalt bewegt, bis der Temperaturausgleich erfolgt ist. Die 20 bis 25 Grad Umgebungstemperatur empfinden die meisten als besonders angenehm, weil in diesem Temperaturbereich der Körper die Wärme in etwa in dem Tempo abgibt, wie er sie neu erzeugt. Gemessen wir die Raumtemperatur in einer Höhe von 0,75 Metern. Die als optimal empfundene Wassertemperatur liegt bei 24 bis 30 Grad. Und ein ideales behagliches Raumklima wird für die meisten Menschen bei einer Luftfeuchtigkeit von 55 bis 60 Prozent erzielt.
Von Anfang an bedacht
„Bei der Planung neuer Schwimmbad- und Wellnessanlagen oder bei deren Sanierung ist von Anbeginn an den neuesten Stand der Technik zu denken. Wesentlich ist die Dimensionierung der Badewasseraufbereitungstechnik sowie der Lüftungs- und Klimatechnik in der Schwimmhalle – und das alles unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Faktoren.“ Frank Eisele, Sachverständiger für Schwimmbad- und Wellnesstechnik
© WELLNESS WORLD Business 4/2014