Dieser Beitrag untermauert die Behauptung, dass es sich für ein Spa- und Wellnesshotel lohnt, an der Entwicklung ihrer Region mitzugestalten.
Das Projekt WelDest.
Das Wort WelDest steht für Wellness-Destination und beschäftigt sich unter einem touristischen Blickwinkel mit Wellness und Gesundheit, und zwar in einem regionalen Kontext. An dem gleichnamigen Projekt im Rahmen des LifeLongLearning-Programms der EU, welches im Zeitraum von 2012 bis 2014 durchgeführt wurde, waren fünf Länder beteiligt. Diese waren Finnland, Großbritannien, Tschechien, Deutschland und Österreich (mehr unter weldest.blogspot.co.at/). Aus den Interviewergebnissen mit ungefähr 50 Managern und 3000 Fragebögen entstanden unter anderem ein Forschungsbericht sowie ein Assessment Tool auf Excel-Basis und ein E-Handbuch, welche praxisorientierte Anleitungen zur Strategiebildung und -umsetzung enthalten. Die Ergebnisse werden noch dieses Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Auszüge aus der Gästebefragung.
Eine von vielen Fragen an die Gäste war, aus welchem Grund sie die Gesundheits- und Wellnessregion, in der sie sich gerade befanden, ausgewählt hatten.
Die Antworten in Grafik 1: Man sieht, dass landschaftliche Vorzüge fast auf gleichem Niveau mit dem Wunsch nach gesundheitsförderlichen Maßnahmen stehen. Das Image der Region spielt allerdings auch eine wichtige Rolle für die Reiseentscheidung. Dazu kommt eine angemessene Unterkunft, worauf später noch eingegangen wird.
Wenn die Gäste „to do something for his or her health“ anklickten, öffnete sich ein weiteres Fenster, das den Begriff Gesundheit (health) genauer hinterfragte. Die Ergebnisse werden auszugsweise folgend näher vorgestellt. (siehe Grafik 2)
Die Antworten zu dieser Frage zeigen deutlich, auf welche Weise die Gäste hotel- und regionsbezogene Aktivitäten miteinander zu verbinden versuchten:
- Die bereits in der ersten Abbildung erwähnte Unterkunft entpuppt sich als Spa-Hotel mit einer Vielzahl von Möglichkeiten zur Entspannung über Behandlungen und Ruheangeboten außerhalb des Spas (zweiter Balken von oben).
- Weiters zeigt das Diagramm, dass Ruhe und Entspannung immer wieder eine große Rolle spielen. Im Kontinuum von Ruheräumen und Entspannungsmassagen kann der Anbieter sehr viel Kreativität entfalten. Es besteht die Möglichkeit, einen Teil dieser Angebote auch in der Natur anzubieten. Wenn „Enjoying natural scenery and its nature“ bereits an dritter Stelle kommt, erscheint es naheliegend, die umliegende Naturumgebung als erweiterten Aktivitätsbereich des Spas zu betrachten und durch Angebote attraktiv zu machen.
- Dass die Gäste einen starken Bezug zu Bewegung, Sport und Gesundheit haben, zeigt der untere Bereich der Abbildung.
Eine weitere Frage bezog sich auf das Thema, welche Dienstleistungen bzw. Aktivitäten in der Region als am wichtigsten empfunden wurden: Auch diese Abbildung (Grafik 3) zeigt ein durchgängiges und deshalb glaubhaftes Ergebnis der gesamten Untersuchung: Nämlich, dass ein hochwertiges Spa-Hotel mit ergänzender Infrastruktur in einer schönen und ökologisch geschützten Natur zur Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Gesundheits- und Wellnessregion gehören. Hier wird festgehalten:
- Die Bedürfnisse der Gäste nach Angeboten innerhalb und außerhalb des Spa-Hotels erscheinen ziemlich ausgewogen.
- Der Aufenthalt in einer Gesundheits- und Wellnessregion ist ohne Spa-Hotel kaum vorstellbar.
- Kultur und andere Arten von Freizeitangeboten sind von weniger großer Bedeutung.
Die folgende Abbildung (Grafik 4) thematisiert Gründe, wegen derer auf einen Aufenthalt in einer Gesundheits- und Wellness-Region verzichtet wird. Die Analyse soll zwei verschiedene Einflussfaktoren unterscheiden:
- Zum einen betriebsbezogene (indoor)-Gründe in Zeile 7, 8, 9 und 10: Hier sind die vorherrschenden Aspekte fehlende oder veraltete Spa- und Wellnessinfrastrukturen sowie mangelhaft ausgebildetes Personal.
- Zum anderen werden destinationsbezogene (outdoor-)Gründe in Zeile 1, 2, 3, 4, 5, 6 und 11 genannt: Hier beklagen die Gäste fehlenden Naturreichtum, Lärm und Überfüllung.
Diese Aufstellung liefert wichtige Hinweise für Regionen, die anstreben, ihren wirtschaftlichen Fokus auf Gesundheit und Wellness zu legen. Gesundheit und Wellness in einem regionalen Kontext hat demzufolge auch etwas zu tun mit dem Maßhalten in Bezug auf die Anzahl der Touristen, die die Region besuchen soll.
Was die Region vom Spa-Hotel lernen kann. Die folgenden Punkte sind eine Zusammenfassung der Inhalte, die eine Gesundheits- und Wellnessregion von einem Spa-Hotel lernen kann.
- Regionsweite Qualitätsinitiative: Spa-Hotels haben oftmals Erfahrung mit Qualitätsmanagement und Qualitätsgütesiegeln. Diese Erfahrung verdient eine Übertragung auf den regionalen Kontext.
- Einbringen als Moderator in der allgemeinen Regionsentwicklung: Ein Spa-Hotel mit seinem breiten Know-how aus (Qualitäts)-Management, Gesundheit, Personalentwicklung, etc. könnte maßgeblich für die gesamte Regionsentwicklung und –gestaltung sein.
- Ein Spa-Hotel schafft Infrastrukturen in der Region: Im Sinne einer Erweiterung des regionalen Angebotes kann sich auch ein Spa-Hotel einbringen und beispielsweise mittels Sponsoring Infrastrukturen schaffen. Das könnte beispielsweise so aussehen, dass Fitnesswanderwege geschaffen werden, deren Beschilderung den Namen des unterstützenden Spa-Hotels trägt.
- Einbringen der personellen Kompetenz: Ein Spa-Hotel verfügt über Kernkompetenzen in Sachen Entspannung, Gesundheit bzw. Fitness und könnte diese im Interesse einer regionalen Weiterentwicklung einbringen.
Zusammenfassung.
Wenn eine Region, die über eine reizvolle und intakte Landschaft verfügt, in die sport- und bewegungsorientierte Infrastrukturen eingebettet sind, die allesamt eine breite Bedürfnispalette mit Bezug auf Gesundheit und Entspannung befriedigen können – und zwar mithilfe von professionell ausgebildetem Personal und die Destination außerdem über moderne Hotels mit Spa- und Wellness-Infrastrukturen verfügt, dann ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Gesundheits- und Wellness-Destination gegeben. Aus der Analyse der Ergebnisse insgesamt kann Folgendes gelernt werden:
- 1. Spa-Hotels können neue Zielgruppen erschließen, wenn sie ihrem naturräumlich bevorzugtem Umfeld Wert beimessen und mit ergänzenden Infrastrukturen ausstatten.
- 2. Verschiedene regionale Berufsgruppen müssen eng zusammenarbeiten und eine nahtlose Servicekette bilden (z.B. Sportlehrer mit Fahrradverleihstationen).
- 3. Die Destination muss sich als Einheit empfinden, professionell vermarktet werden und über eine starke Markenidentität verfügen.
Gastkommentar - FH Prof. Dr. Kai Illing, FH JOANNEUM - University of Applied Sciences
© WELLNESS WORLD Business 3/2014