Wenn man in der Chinesischen Medizin von „Mitte“ spricht, meint man „Milz und Magen“.Und da fangen die ersten Verwirrungen bereits an. Mit Milz meint man nicht das blutgefüllte Organ in unserem linken Oberbauch, sondern den gesamten Verdauungsapparat mit seiner Verdauungsleistung.
Westlich gesprochen verdauen vor allem die Enzyme von Bauchspeicheldrüse und Leber unsere Nahrung, chinesisch gesprochen macht das die Milz. Dabei gelangt der Speisebrei, hoffentlich im Mund gut gekaut und eingespeichelt, über die Speiseröhre in den Magen. Dieser macht die sogenannte „Vorverdauung“. Chinesisch macht der Magen aus allem, was rein kommt, eine Suppe.
Nur wenn der Speisebrei im Magen zur Suppe wird, kann die Milz mit der richtigen Verdauung fortfahren. Verdauen bedeutet ja „aufnehmen“: Der Körper nimmt sich, mit Hilfe der Milz, die Stoffe aus der Nahrung und macht daraus Qi, Energie und Blut, Substanz. Er macht das vor allem am Anfang des Dünndarms, westlich gesprochen. All das, was hier nicht in den Körper gelangt, schwimmt weiter durch die etwa fünf Meter Dünndarm und eineinhalb Meter Dickdarm. Dort werden dann auch noch fleißig Nährstoffe und Wasser in den Körper aufgenommen. Je weiter unten, gegen den After hin, desto mehr hilft dabei unser „Mikrobiom“. Das ist die Summe aller Kleinstlebewesen in unserem Darm. Da sind vor allem Bakterien, Hefen und Pilze, die wunderbar mit unseren eigenen Zellen zusammenarbeiten. All das zusammen macht die Verdauungsleistung der Milz aus.
Die Kraft der Mitte. Wie es einem geht, ob man müde ist oder voller Kraft, ob man strahlt oder den Kopf hängen lässt, ob man dünn ist oder dick, hängt zunächst einmal von unserer Mitte ab. Nur wenn die Mitte stark ist, hat der Körper genügend Energie und Substanz, um das tägliche Alltagsleben zu meistern. Und genau da hängt es meistens bei uns hier im Westen. Unsere Mitte ist oft so müde, dass sie einfach keine Kraft hat, drei Mal täglich „zu kochen“. Das ist es nämlich, was unsere Mitte machen muss: Sie muss all das, was wir essen und trinken, „kochen“. Wenn Sie regelmäßig zum Beispiel viele rohe Dinge essen und diese vielleicht auch noch schnell und schlecht gekaut runterschlucken, muss einmal der Magen viel mehr Energie aufwenden, um eine „Suppe“ aus Ihrem Essen zu machen und die Milz muss viel mehr Energie aufwenden, um Ihr Essen einmal auf 37 °C zu wärmen, weil nur dann die Verdauungsenzyme unseres Körpers wirken. Und wenn Sie das öfter und über einen längeren Zeitraum machen, wird die Mitte immer müder und müder werden: Sie verarbeitet dann Ihr Essen nicht mehr gut, der Körper bekommt immer weniger Nährstoffe und all das Unverdaute bleibt als „Dreck“ (diesen nennen wir chinesisch „Feuchtigkeit und Schleim“, westlich spricht man gerne von „Schlacken“)überall liegen.
Sie werden immer dicker, fühlen sich aufgedunsen und unwohl in Ihrer Haut und können dann noch zwischen Burnout (weil Sie einfach nichts mehr aushalten) und Depression (weil Sie auch Ihre Gedanken und Gefühle nicht mehr verdauen können) und noch ganz vielen anderen Erkrankungen wählen.
Seien Sie gut zu sich. Sie werden sich jetzt (hoffentlich ...) fragen, wie Sie all dem entgehen können: Zunächst einmal müssen Sie lernen, ganz lieb zu Ihrer Mitte zu sein und das fängt beim Essen und Trinken an! Als erster Punkt steht einmal gleich der Wichtigste: Das Essen soll Ihnen schmecken. Essen soll einfach Spaß machen! Was bringt es Ihnen, wenn Sie sich täglich mit gesundem Essen abquälen und dabei Ihre Lebensfreude verlieren? Also, köstlich soll es sein, Ihr Essen UND Ihnen gut tun. Vielleicht denken Sie einmal daran, wie Sie sich am Tag NACH einem ungesunden Essen fühlen, nicht nur an den Moment der Nahrungsaufnahme! Es gibt kein Essen, das für alle passt. Eine Grundregel für IHR richtiges Essen ist: Nach dem Essen sollen Sie viel Energie haben! Wenn das nicht so ist, dann war das Essen falsch oder Sie haben zu viel davon gegessen (Man kann sich am gesündesten Essen überessen!) oder einfach zu schnell gegessen oder viel zu spät! Wirklich gut verdauen kann Ihre Mitte vor allem in der Früh. Da sollte der Körper erholt sein und bereit, Großartiges zu leisten. Da können Sie getrost ein bisschen der vielen Energie Ihres Körpers zum Kochen aufwenden. Wenn dann aber das Frühstück pure Energie und Substanz ist und schon vollkommen fertig zubereitet, sodass Magen und Milz praktisch keine Arbeit mehr haben und sie sich gleich das Qi aus der Nahrung nehmen können, was wird das dann erst für ein großartiger Tag für Sie werden? Welche Bäume werden Sie an dem Tag wohl ausreißen können? Daher die nächste wichtige Regel: Bitte essen Sie in der Früh ein warmes, gekochtes Frühstück. Da sind wir jetzt schon direkt beim Kochen angelangt.
Die Umsetzung im Alltag. Als 2011 mein Buch „Die Heilung der Mitte“ erschien, hat sich mein Leben deutlich erleichtert. Auf einmal musste ich nicht mehr jedem Patienten das warme Frühstück nahelegen. Auf einmal hat es schon jeder, der zu mir kam, gemacht! Und seit 2011 warten meine Patienten auf das entsprechende Kochbuch dazu, um all die Fragen an uns, meine Frau und mich, beantwortet zu bekommen: „Wie machen Sie das im Alltag, drei Mal täglich kochen? Wie geht das?“ Meine Antwort: „Ganz einfach: morgens, mittags und abends!“ Meine Frau hat ein bisschen ausführlicher geantwortet und all die Rezepte, die wir zu Hause kochen, aufgeschrieben. Nun ist es da, unser „Kochbuch zur Heilung der Mitte“ (erscheint im September 2018). ALSO, ein warmes Frühstück wie ein gekochter Getreidebrei, wenn geht drei Mal täglich warm essen und umso weniger Zeit Sie haben, um Ihr Essen gut zu kauen, desto mehr sollte sich Ihr Essen einer warmen Suppe annähern. Dann sollten Sie noch alles aus Ihrem Essen streichen, das Sie müde macht und Ihre Mitte einfach viel zu sehr anstrengt - da geht es dann um Weizenprodukte und Gluten, um Milchprodukte und tierisches Eiweiß, um Zucker und generell zu viel Süßes. Tatsächlich ist es möglich, lauter gesunde Sachen zu essen, die großartig schmecken und man am nächsten Tag nicht bereut, sie gegessen zu haben ...!
Buchtipps:
„Der Goldene Weg der Mitte“, November 2017, OGTCM Verlag
„Kochbuch zur Heilung der Mitte“, September 2018, OGTCM Verlag
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